Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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<strong>Nestroy</strong>s Werk als frankophone und deutsche Kulturwaffe<br />
als Inszenierung Unverbesserlicher und des Allgemeinmenschlichen –<br />
kommt es durch das Verkennen des Amoralischen in <strong>Nestroy</strong>s Diskurs<br />
zur Relativierung der Weltanschauung des Dramatikers.<br />
Das Fehlen an Direktivem bei <strong>Nestroy</strong>, der aber so dem Zuschauer<br />
Freiräume für <strong>di</strong>e Selbstreflexion bietet, förderte <strong>di</strong>e Repertoire-Rezeption<br />
des Lumpacivagabundus, denn Anzengrubers «liberale», engagiert sozialkritische<br />
und reformistische Bestrebungen wurden abgelehnt, entweder durch<br />
polizeiliches Verbot (Die Kreuzelschreiber, geplant für den 20. Oktober<br />
1882) 60 oder führten in der Presse zum Zerriß (Der Meineidbauer, 12. Februar<br />
1904) 61 . Daß bei <strong>Nestroy</strong> <strong>di</strong>e oft fettgedruckte Titelangabe des<br />
Stückes als Information und Werbung genügt, weist wieder auf das Renommee<br />
des Autors, das schon früh durch ein «Fait <strong>di</strong>vers» bestätigt wird,<br />
das unter dem Titel Das liederliche Kleeblatt erzählt wurde (als Corpus delicti<br />
fungiert eine unbeglichene Rechnung in einem Wirtshaus) 62 .<br />
IV. Im Namen Thalias von feierlicher Angelegenheit über karnavaleske Transgression<br />
zu «naturalistischen» Schattenseiten<br />
Zwischen 1896 und 1907, nach dem zweiten Gastspiel von Conrad<br />
Dreher, wurden aus den Lumpacivagabundes-Aufführungen festliche Angelegenheiten,<br />
denn das Stück wurde viermal im September/Oktober zur<br />
Eröffnung der Theatersaison gegeben63 , wohl auch im Rahmen <strong>di</strong>eser<br />
«Militär- und volkstümlichen Vorstellungen» (etwa am 4. Oktober 1896).<br />
Hier kommt <strong>Nestroy</strong> eine Repräsentationsfunktion zu, <strong>di</strong>e man außerhalb<br />
Wiens nicht erwartet hätte, besonders nicht in <strong>di</strong>eser Ära nach <strong>Nestroy</strong> um<br />
1900 und angesichts einer falschen Einstellung zum Werk. Auch an<br />
<strong>di</strong>esem Beispiel ist zu sehen, wie aus dem einfachen Transfer eine Transgre<strong>di</strong>enz<br />
wird, <strong>di</strong>e nicht unbe<strong>di</strong>ngt verwerflich ist, da <strong>di</strong>ese Instumentalisierung<br />
der Langlebigkeit und der Vermittlung des Werks genützt hat.<br />
60 Le Courrier de la Moselle. 54. Jg., Nr.156, 23. Oktober 1882, S. 2.<br />
61 Metzer Zeitung. Beilage. 34. Jg., Nr. 36, 13. Februar 1904, S. 1.- ADM. Signatur: 1<br />
AL53/55. «Die Begründung <strong>di</strong>eser Theorien kann jedenfalls nicht als stichhaltig angesehen<br />
werden. Gefängnis und Zuchthaus sind notwen<strong>di</strong>ge Uebel und werden sich nur<br />
schwer ersetzen lassen».<br />
62 Locales. Metz. In: Metzer Zeitung. 8. Jg., Nr. 24, 29. Januar 1878, S. 3.- ADM. Signatur:<br />
1 AL53/61.<br />
63 Zur Bedeutung eines solchen Events in Metz siehe <strong>di</strong>e Rubrik: Aus Sadt und<br />
Land. Metz. Stadttheater. In: Metzer Zeitung. 36. Jg., Nr. 217, 20. September 1906, S. 3.<br />
ADM. Signatur: 1 AL53/60.<br />
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