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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Reinhard Urbach<br />

Tatsächlich lässt sich feststellen, dass es <strong>Nestroy</strong> darum zu tun ist, <strong>di</strong>e<br />

Dominanz seiner Rolle auszubauen, jegliche Konkurrenz auszuschalten.<br />

1. Die Musik wird ganz auf <strong>Nestroy</strong> konzentriert, im Unterschied zum<br />

Vaudeville haben Gluthammer, Krautkopf, Kathi keine Lieder oder<br />

Duette. Es gibt keinen Chor.<br />

2. Was sich in der Vorlage aus dem Dialog ergibt, konzentriert <strong>Nestroy</strong><br />

auf seine Monologe. Die Bühne wird für den Auftritt des Protagonisten<br />

«leergefegt» 10 .<br />

3. Das lässt sich auch in der Handlungsführung beobachten. Im Zerrissenen<br />

stürzen beide, Lips und Gluthammer in den reißenden Fluss. Das nutzt<br />

<strong>Nestroy</strong> zu einem wirkungsvoll «durchnässten» 11 Wiederauftritt. In der<br />

Vorlage blieb er trocken, stürzt den Schlosser über das Geländer in <strong>di</strong>e<br />

Tiefe und wird von Louise, der Kathi-Rolle der Vorlage, unbemerkt weggebracht.<br />

4. Daraus ergibt sich im Folgenden eine führende Rolle <strong>di</strong>eser Louise.<br />

Kathi ist bei weitem nicht so aktiv.<br />

Alle <strong>di</strong>ese Veränderungen (<strong>di</strong>e Beispiele ließen sich mehren) «lenken das<br />

Interesse des Publikums auf den Hauptcharakter» 12 .<br />

Die wichtigste Veränderung gegenüber der Vorlage ist der hohe Reflexionsgrad,<br />

der anspruchsvolle Reichtum der Wortspiele und -witze und der<br />

rasche Vortrag des Protagonisten. <strong>Nestroy</strong> fragt nicht beim Publikum<br />

nach, ob es mitkommt. Es soll nicht zum Verschnaufen kommen, keineswegs<br />

zum Nachdenken, und wenn es lacht, dann über seinem Niveau.<br />

Die Kritiken vermerken das einhellig und keineswegs abfällig. Es wird<br />

deutlich, dass sich <strong>di</strong>e Berichterstatter – stellvertretend für <strong>di</strong>e Zuschauer –<br />

geschmeichelt fühlen, dass <strong>Nestroy</strong> sie für so intelligent hält, seinem<br />

Bonmot-Schwall folgen zu können.<br />

«Witz folgt auf Witz, wie Schlag dem Blitz; man hat Mühe, bei einmaligem<br />

Anhören Alles aufzufassen, was hier in überschwenglicher Fülle geboten<br />

wird» 13 .<br />

Der «erste Act ist so überreich an schlagendem Witz, dass man versucht<br />

wird, <strong>di</strong>e Schauspieler zu bitten, lange Pausen zu machen, um jedes<br />

Goldkorn der treffenden Einfälle gehörig zu wür<strong>di</strong>gen und zu behalten» 14 .<br />

10 Jürgen Hein, ebd., S. 139.<br />

11 Ebd., S. 55.<br />

12 Jürgen Hein, ebd., S. 138.<br />

13 Der Wanderer, ebd., S. 145.<br />

14 Theaterzeitung, ebd., S. 143.

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