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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Jeanne Benay<br />

Palimpsestes behauptete 3 , oder zwischen Satire und Groteske liegen 4 . Jedenfalls<br />

sind grundsätzlich der Kommunikationsfaktor bzw. -prozeß zu<br />

berücksichtigen, <strong>di</strong>e unmittelbar von der Bühne herab und von der me<strong>di</strong>alen<br />

Vermittlung der Presse, etwa um 1900, wirkmächtig gewesen waren.<br />

Man denke an <strong>di</strong>e rhetorische Trias des Aristoteles («Sender – Nachricht –<br />

Empfänger») 5 oder an <strong>di</strong>e Theorie des «kommunikativen Handelns»<br />

(Jürgen Habermas) 6 , das im öffentlichen Raum politisch oft zur Zensur<br />

führte.<br />

Die Frage, <strong>di</strong>e sich im jeweiligen Umgang mit <strong>Nestroy</strong>s Werk stellt, ist<br />

nun <strong>di</strong>e, ob es sich dabei nur um einen Transfer – in rein zeitlichem und<br />

geographischem Sinn – handelt oder um mehr, d.h. um eine Transgression.<br />

Im Rahmen <strong>di</strong>eses Beitrags geht es jedoch nicht um ein «Großmanöver»,<br />

um eine von Berlin aus gesteuerte, <strong>di</strong>rigistische und gezielt<br />

«deutsch-nationale» Kulturpolitik – der Diktaturparagraph aus dem Jahre<br />

1871 überließ <strong>di</strong>e Macht den Lokalbehörden von Elsaß-Lothringen –, <strong>di</strong>e<br />

in <strong>Nestroy</strong> einen verstorbenen Verbündeten oder ein geeignetes Sprachrohr<br />

für das Deutschtum bzw. das Preußentum hätte finden wollen, wie<br />

man <strong>di</strong>eses staatliche «Wesen» damals nach der Reichsgründung noch<br />

lange nannte, und zwar nicht nur in der bekannten Gegenüberstellung von<br />

Österreichertum und Preußentum 1917 bei Hugo von Hofmannsthal.<br />

Nach der frühen <strong>di</strong>rigistischen Kulturpolitik des Revolutionären Frankreich<br />

(1789), im Kontext des Kulturkampfes gegen Kirche und «Sozialismus»<br />

im ausgehenden 19. Jahrhundert ist der Einsatz der Kultur als Waffe<br />

jedoch generell eine Zeiterscheinung, <strong>di</strong>e sich schwerlich bestreiten läßt (s.<br />

Sieghart Ott) 7 .<br />

In Metz handelt es sich eher um ein gesamt bivalentes (Epi)Phänomen<br />

der Annexion, um eine lokale Angelegenheit, wobei der deutsch-nationale<br />

3 Gérard Genette: Palimpsestes. Paris 1982.<br />

4 Vgl. Gilbert Ravy, Jeanne Benay (éd.): Paro<strong>di</strong>e, satire, pamphlet, caricature en Autriche.<br />

1848-1914, Rouen 1999. – Jeanne Benay, Gilbert Ravy (éd.): Ecritures et langages<br />

satiriques en Autriche. (1914-1938), Berne (Collection «Convergences»), 2000; Jeanne<br />

Benay, Pierre Behar (éd.): Österreich und andere Katastrophen – Thomas Bernhard<br />

(1931-1989). St. Ingbert 2001; Jeanne Benay, Gerald Stieg (Hrsg.): Österreich (1945-<br />

2000). Das Land der Satire. Bern 2002.<br />

5 Elisabeth Noelle-Neummann, Winfried Schulz (Hrsg.). Publizistik. Frankfurt a.M.<br />

1976, S. 89-109 (s. S. 89).<br />

6 Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Frankfurt/Main 1968, S. 285.<br />

7 Siehe: Sieghart Ott: Kulturkampf. In: Lexikon zur Geschichte und Politik im 20.<br />

Jahrhundert. Hrsg. von Carola Stern ..., 3 Bde., München 1974, Bd. 2, S. 457-460.

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