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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Nestroy</strong>s Werk als frankophone und deutsche Kulturwaffe<br />

«österreichischer Dialekt» sei (s. J. Hüttner: «[<strong>Nestroy</strong> wird] zwar in<br />

Deutschland relativ oft gespielt, aber häufig mit Darstellern aus Österreich<br />

– also sozusagen als etwas Exotisches») 27 . Auch das Komische wirkt konsensual<br />

in der kollektiven Reaktion des Lachens (Possen, Komö<strong>di</strong>en, komische<br />

Oper oder Operette), aber insofern «Komik» zugleich auch Kritik<br />

bedeutet, blieb <strong>di</strong>e Subversion – derer man sich hier bewußt be<strong>di</strong>ente –<br />

stets gegenwärtig. Dies gilt verstärkt für <strong>di</strong>e Wirkung musikalischer Genres,<br />

wie man auch an der Rezeption des Mikado in Metz sehen kann (<strong>di</strong>eses<br />

Werk, von Gilbert und Sullivan 1885 kreiert, verdankte musikalisch<br />

viel der Beeinflussung Sullivans durch Schubert und einer doppelten Text-<br />

Musik-Komik) 28 .<br />

Eine subversive Koexistenz gab es tatsächlich am Metzer Stadt-Theater,<br />

da ein doppelter Spielplan aufgestellt wurde, in deutscher und in französischer<br />

Sprache, was meistens zwei Truppen oder zwei Ensembles am<br />

Theater selbst voraussetzte, und natürlich zwei verschiedene Ziel- und<br />

Zuschauergruppen, <strong>di</strong>e man utopisch zu einem Publikum zu verschmelzen<br />

suchte. Im Messin wird jedoch von den «Stammzuschauern der französischen<br />

Aufführungen» («habitués des représentations françaises») gesprochen<br />

29 . Die Tourneen und <strong>di</strong>e Gastspiele aus Deutschland und aus Frankreich<br />

spielten nach 1871 eine Rolle in <strong>di</strong>esem «Kulturkampf» besonderer<br />

Art. Die Aufführungen in französischer Sprache konnten nämlich von einer<br />

Truppe aus französischem Gebiet gegeben werden, etwa von der des<br />

an der Place Stanislas gelegenen Grand-Théâtre, des Stadt-Theaters zu<br />

Nancy. Alljährlich gab es auch Tourneen mit Künstlern aus Paris. Auch<br />

hier wurde jede Möglichkeit zum Streit ausgenutzt: etwa Sarah Bernardts<br />

Gastspiele in «Deutschland» – also auch <strong>di</strong>e in Metz – und <strong>di</strong>e Polemik,<br />

<strong>di</strong>e dadurch mit den französischen Journalisten entstanden war. Zuerst im<br />

Pariser Figaro ausgetragen, fand sie im Messin sofort ein Echo als Credo<br />

zugunsten des Franzosentums, als man Bernhardts Worte wiederholte:<br />

«Eh bien! oui, oui! je suis Française! Française de naissance, de cœur, d’es-<br />

27 <strong>Johann</strong> Hüttner: <strong>Nestroy</strong>bewältigung? (Anm. 14).<br />

28 Gilbert und Sullivan assoziierten sprachliche und musikalische Komik. Gilbert bot<br />

«comic situations» und Sullivan «musical fun». Siehe: Andrew Lamb: Sullivan. In: The<br />

New Grove, Bd. 18, S. 361. Zur Beeinflussung Sullivans durch Schubert siehe: Henry<br />

Raynor: La musique anglaise au XIXe siècle. In: Robert Manuel (éd.): Histoire de la musique.<br />

2 Bde., Paris 1963, Bd. 2, S. 786.<br />

29 Chronique théâtrale. Mignon. In: Le Messin. 25. Jg., Nr. 244, 19. Oktober 1907, S.<br />

3.- ADM. Signatur 4 MI 106/30.<br />

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