Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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132<br />
Walter Obermaier<br />
schen Vorlage ein. In Der Talisman (1840) schrieb er <strong>di</strong>e Rolle des Bierversilberers<br />
Spund für Karl Carl und schneiderte den Gärtnergehilfen Plutzerkern<br />
Louis Grois auf den Leib. Doch hatte er bei der Ausarbeitung einzelner<br />
Charaktere auch andere Mitglieder von Carls Ensemble vor Augen.<br />
Etwa in Der Treulose und Der Erbschleicher, wo neben Scholz auch einer der<br />
weiblichen Stars des Theaters an der Wien, Eleonore Condorussi, in den<br />
Konzepten aufscheint 29 . «Scholz» und «<strong>Nestroy</strong>» finden sich als Rollensynonyme<br />
praktisch durchgehend, Scholz, der im Oktober 1857 starb,<br />
zuletzt noch in Umsonst, wo ihm <strong>Nestroy</strong> <strong>di</strong>e Rolle des Fabriksbesitzers<br />
Finster zugedacht hatte 30 . Als <strong>Nestroy</strong> das Stück, an welchem er seit Sommer<br />
1856 gearbeitet hatte, am 7. März 1857 zur Uraufführung brachte,<br />
spielte aller<strong>di</strong>ngs Louis Grois <strong>di</strong>e Scholz zugedachte Rolle 31 . Wichtig<br />
wurde für <strong>Nestroy</strong> in den späten Jahren auch <strong>di</strong>e Berücksichtigung des<br />
1852 ans Carltheater engagierten jungen Carl Treumann, in dem er anfangs<br />
zwar einen gefährlichen Konkurrenten als Schauspieler sah, dessen<br />
Sprachbegabung, Zungenfertigkeit und Verwandlungsfähigkeit er aber<br />
schließlich gezielt für sein eigenes Werk einsetzte. Bei Theaterg’schichten<br />
(1854), dem unaufgeführten «Nur keck!» und Umsonst sind <strong>di</strong>e Treumann<br />
zugedachten Rollen in den Vorarbeiten mit dessen Namen charakterisiert.<br />
Auch andere Schauspieler werden beim Schreiben eines Stückes mitgedacht.<br />
In Theaterg’schichten etwa Louis Grois und Luise Rönnenkamp 32 und<br />
in «Nur keck!» Otto (?) Michaelis 33 . <strong>Nestroy</strong> hatte – auch wenn sich <strong>di</strong>es<br />
aus den erhaltenen Vorarbeiten nicht belegen läßt – sicher für <strong>di</strong>e Darstellung<br />
der meisten der von ihm geschaffenen Bühnenfiguren genaue<br />
Vorstellungen und wurde, wenn er sie nicht realisiert sah, bei Direktor<br />
Carl vorstellig. So wehrte er sich vehement – und erfolgreich – gegen <strong>di</strong>e<br />
von Carl vorgesehene Besetzung des böhmischen Dienstmädchens Dorothe<br />
in Heimliches Geld, heimliche Liebe mit der Schauspielerin Caroline<br />
Boy 34 .<br />
29 In Der Treulose und Der Erbschleicher finden sich <strong>di</strong>e Abkürzungen Nestr., Schz. und<br />
Condr. vor allem in den Inhaltsskizzen: HKA: Stücke 10, S. 175-192, und Stücke 16/II,<br />
S. 144-148.<br />
30 HKA: Stücke 35, S. 152f.<br />
31 Ebd., S. 139.<br />
32 HKA: Stücke 33, S. 219ff.<br />
33 HKA: Stücke 34, S. 134.<br />
34 Vgl. dazu Walter Obermaier: Unerwartete Entdeckungen. Bemerkungen zu <strong>Nestroy</strong>s<br />
Briefen. In: «Bei <strong>di</strong>e Zeitverhältnisse noch solche Privatverhältnisse»: <strong>Nestroy</strong>s All-