Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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<strong>Nestroy</strong>s literarische Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
als Karnevaltheater dekoriert und <strong>Nestroy</strong> stimmte seine Faschings-Posse<br />
darauf ab. Da der neue Vorhang des Theaters einen Maskenzug auf dem<br />
Markusplatz in Vene<strong>di</strong>g zeigte, verlegte <strong>Nestroy</strong> den zweiten Akt seiner<br />
neuen Posse in <strong>di</strong>ese Stadt. Aus Termingründen – alle Premieren verspäteten<br />
sich – kam das bereits fertige und für <strong>di</strong>e Einreichung bei der Zensurbehörde<br />
vorbereitete Stück aber im Fasching nicht mehr zur Aufführung.<br />
Die Arbeit erwies sich dennoch nicht als verlorene Liebesmühe,<br />
denn wesentliche Teile fanden in <strong>Nestroy</strong>s nächstes Stück Der böse Geist<br />
Lumpacivagabundus Eingang 37 .<br />
Aktualitätsdruck konnte aber auch heißen, Modeströmungen zu berücksichtigen<br />
bzw. auf gerade verfügbare “Stars” Rücksicht zu nehmen. So<br />
schrieb <strong>Nestroy</strong> seine Posse Der Affe und der Bräutigam (23. Juli 1836) als<br />
Rahmen für <strong>di</strong>e gymnastischen Kunststücke des in Wien befindlichen berühmten<br />
englischen Artisten Edward Klischnigg. Und ein Jahr später (5.<br />
Mai 1837) be<strong>di</strong>ente er mit Moppels Abentheuer im Viertel unter Wiener Wald, in<br />
Neu-Seeland und Marokko <strong>di</strong>e auf ihrer Tournee auch in Wien Station machenden<br />
Artisten «Lawrence und Re<strong>di</strong>sha, erste Mimiker des Covent-<br />
Garden-Theaters in London». Es wirft ein bezeichnendes Licht auf<br />
<strong>Nestroy</strong>s Einschätzung solcher Arbeiten, daß er selbst sich während der<br />
Premiere seines Stückes gar nicht in Wien sondern auf Gastspielreise in<br />
Pest befand. Die Rolle des Moppel, den er selbst später öfters darstellte,<br />
hatte er Wenzel Scholz überlassen.<br />
Nochmals zurück zu den Zwängen des Theateralltags. Direktor Carl ist<br />
mit <strong>Nestroy</strong> kaum so umgegangen wie er es nach dessen eigener (freilich<br />
nicht immer zuverlässiger) Aussage mit Friedrich Kaiser tat. Kaiser berichtet:<br />
Aber wie ist ein <strong>di</strong>chterisches Produciren möglich, wenn der Dichter<br />
den festgesetzten Termin, an welchem sein Stück fertig sein muß,<br />
im Auge habend, sehr oft [...] sich an sein Pult setzen muß; wenn<br />
ihm, wie es unter Carl’s Leitung mir und Andern oft geschah, <strong>di</strong>e<br />
einzelnen Bogen von einem Abgesandten des Directors entrissen<br />
werden; wenn er oft, am zweiten Acte schreibend, nicht mehr<br />
durchlesen kann, was er im ersten Acte geschrieben; wenn er endlich,<br />
nachdem das Stück fertig ist, aus besonderen Rücksichten, welche<br />
<strong>di</strong>e Direction für einen oder den andern Schauspieler, öfter aber<br />
noch für eine Schauspielerin hegt, überredet oder – gezwungen<br />
37 HKA: Stücke 5, S. 337-340.<br />
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