Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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<strong>Nestroy</strong>s Werk als frankophone und deutsche Kulturwaffe<br />
verstanden wurde (Karl der Große, Heiliges Römisches Reich, Comme<strong>di</strong>a<br />
dell’arte, eingestreutes Vokabular französischer Provenienz etc.).<br />
II. Jean <strong>Nestroy</strong> oder <strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong> – Romanität/Austriazität oder Deutschtum?<br />
<strong>Nestroy</strong> war zwischen 1872 und 1912 der erfolgreichste österreichische<br />
Autor am Metzer Stadttheater, obwohl während <strong>di</strong>eser Zeitspanne <strong>di</strong>e<br />
Konkurrenten unter seinen Landsleuten – von Grillparzer, Friedrich<br />
Hebbel, Arthur Schnitzler, Hofmannsthal bis Max Mell – äußerst prominent<br />
waren. Woran lag das? Zunächst sicher an einer positiven Imagologie<br />
bei den Lothringern Österreich gegenüber. Auch das illustriert, wie in der<br />
«Literatur [auch als Rezeption und in der Kultur überhaupt] als einem<br />
großen Landgut [...] gesät und geerntet wird» 33 .<br />
Die Aufführungen in deutscher Sprache wurden im Messin unregelmäßig<br />
angekün<strong>di</strong>gt und mit einer deutlichen Bevorzugung der musikalischen<br />
Gattungen. Die Gattungsbezeichnungen der Sprechstücke waren mangelhaft<br />
und wurden kurioserweise ins Französische übersetzt. So wurde<br />
Lumpazivagabundus als «vaudeville en 3 actes de Jean <strong>Nestroy</strong>» vorgestellt<br />
(Abb. 3) 34 . Der gekürzte Titel erlaubte <strong>di</strong>es, aber sowohl «Lumpazivagundus»<br />
als auch «<strong>Nestroy</strong>» konnten nicht als besonders gallisch gelten. Das<br />
Französische könnte so auf den ersten Blick als Ironie vorkommen, als Signal<br />
der Ablehnung des aufgezwungenen Fremden. «Vagabundus» war jedoch<br />
durch <strong>di</strong>e lateinische Herkunft des Wortes für den Französisch<br />
Sprechenden leicht verständlich. Oft wurde «Lumpacivagabundus» auch<br />
getrennt geschrieben, so daß «Lumpaci» als Vorname wirken konnte, der<br />
genauso italienisch klang wie Donizettis «Lucia» [<strong>di</strong> Lammermoor] etwa.<br />
Wie es bei <strong>Nestroy</strong> zur Ankün<strong>di</strong>gung eines Stückes, betitelt Il veut s’amuser<br />
– damit war Einen Jux will er sich machen gemeint – 35 , kommen konnte,<br />
bleibt ein ungeklärtes Rätsel. Nichtsdestoweniger bestätigt <strong>di</strong>es schließlich<br />
den Eindruck einer totalen Romanität oder Romanisierung (in der prodeutschen<br />
Metzer Presse als «Verwelschung» bezeichnet) 36 und <strong>di</strong>es kam einer<br />
Einladung zum Theaterbesuchen gleich.<br />
33 Wendelin Schmidt-Dengler: <strong>Nestroy</strong> (Anm. 13), S. 17.<br />
34 Le Messin. 20. Jg. Nr. 296, 21.-22. Dezember 1902, S. 2 (Annonce des Theaters).-<br />
ADM. Signatur: 1AL43.- 4 MI 106/24.<br />
35 Aufführung vom 24. Februar 1873.<br />
36 Hans-Jürgen Lüsebrink: «Deutschtum», «Verwelschung» und «gesunder Partikularismus».<br />
Kulturelle Dimensionen der elsässich-lothringischen Frage in der Zeitschrift<br />
“Das Reichsland” (1902/03). In: Die Elsaß-Lothringische Frage im Spiegel der Zeit-<br />
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