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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Nestroy</strong>s literarische Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

druck gemacht haben. Im Gegenteil: Er hat sich wohl darüber lustig gemacht,<br />

indem er seinem übernächsten Stück, Gegen Torheit gibt es kein<br />

Mittel, den scherzhaften Untertitel verlieh: «Lustiges Trauerspiel mit Gesang»<br />

59 . Doch muß man auch etwas bedenken:<br />

In den Rezensionen, <strong>di</strong>e in den Tages- und Wochenblättern der Biedermeierzeit<br />

erschienen, spiegelt sich aber der Geschmack der Zeit<br />

wider, dem jeder Theater<strong>di</strong>rektor (und daher auch: jeder Dramatiker)<br />

mehr oder minder Rechnung tragen mußte. In <strong>di</strong>esem Sinn gehören<br />

<strong>di</strong>e Rezensionen zum schöpferischen Ambiente des Theaters. 60<br />

Die jahrelange Diskussion um das “wahre Volksstück” hat sicher mit<br />

dazu beigetragen, daß und wie <strong>Nestroy</strong> Der Unbedeutende, Der Schützling,<br />

Mein Freund oder Kampl schrieb.<br />

Unter all <strong>di</strong>esen äußeren Umständen arbeitete <strong>Nestroy</strong> wenn man Franz<br />

Wallner glauben darf «mit reißender Schnelligkeit, meist Vormittags im<br />

Bette liegend, mit Bleistift auf <strong>di</strong>e halbe Seite großer, in Bittschriftenformat<br />

zusammengelegter Bogen schreibend. An der leeren halben Seite<br />

wurden spätere Aenderungen, Couplets, Witzfunken etc. notirt und das<br />

fertige Stück dann so der Direction übergeben» 61 . Die erhaltenen Handschriften<br />

und zahlreichen Vorarbeiten, <strong>di</strong>e <strong>Nestroy</strong> sorgsam aufbewahrt<br />

hat, sprechen eine beredte Sprache und geben uns als Dokumente Einblick<br />

in sein «maschinenmäßige[s] Werckstatt-Leben». Ein erster Schritt<br />

war – bei fremdsprachigen Vorlagen – <strong>di</strong>e zumeist von anderen angefertigte<br />

Vorlagenübersetzung, zu der <strong>Nestroy</strong> Anmerkungen und Einfälle<br />

notierte. Dann fertigte er manchmal eine Inhaltsangabe an, in <strong>di</strong>e bereits<br />

erste Dialoggedanken einfließen können. Überlegungen zur Übertragung<br />

von Schauplatz, Personen, Handlungsführung etc. aus dem Original in<br />

sein eigenes Stück schließen sich an. Es folgt ein Szenarium, in dem Personal<br />

und Hauptmomente der einzelnen Szenen festgelegt und nach der<br />

Ausarbeitung durchgestrichen werden. In <strong>di</strong>e erste Ausarbeitung können<br />

auch witzige Einfälle, überraschende Metaphern oder pointierte Wendungen<br />

einfließen, von denen <strong>Nestroy</strong> eine stattliche Anzahl, zumeist fortlaufend<br />

nummeriert, auf eigenen Blättern in «Reserve» hielt62 . Die solcherart<br />

59 W. Edgar Yates: <strong>Nestroy</strong> und <strong>di</strong>e Rezensenten. In: <strong>Nestroy</strong>ana 7 (1987), S. 38f.<br />

60 Ebd., S. 28.<br />

61 Franz Wallner: Bilderschau in meinem Zimmer. Erinnerungsblätter III. In: Gartenlaube<br />

11 (1866), S. 173.<br />

62 <strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong>: Reserve und andere Notizen. Hrsg. von W. Edgar Yates. Wien<br />

2000.<br />

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