Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34<br />
Jürgen Hein<br />
Briefe), eben verschiedene Formen der Distanzierung von Possenhandlung<br />
durch Hervorhebung der Künstlichkeit, z.B. durch Inkongruenz von<br />
Figur und Rolle, durch Sprachmaske und rhetorische Mittel sowie durch<br />
Potenzierung der Komik und Selbstthematisierung der theatralischen<br />
Darstellung. Auf <strong>di</strong>e Nähe zum «auktorialen Theater», «ein Theater, das<br />
dem Zuschauer zwei Ebenen auf einmal anbietet, <strong>di</strong>e des Spiels und <strong>di</strong>e<br />
des Urteils, <strong>di</strong>e des Schauens und <strong>di</strong>e des Bewertens», weist Günther Mahal<br />
hin, z.B. in den Couplets, wobei das Verhältnis zwischen Autor, Darsteller,<br />
Figur und Rolle bei den Zentral- als «Mittlerfiguren» <strong>di</strong>fferenzierter<br />
zu untersuchen ist 34 . Auch Wechselbeziehungen und Wechselwirkungen<br />
zwischen Komik und Verfremdung, Komö<strong>di</strong>e und epischem Theater<br />
wurden vielfältig untersucht, wobei sich Verfremdung auf Autor, Inszenierung<br />
und Darstellung beziehen kann.<br />
Eine Form der Verfremdung ist <strong>di</strong>e Selbstthematisierung von Literatur<br />
und Theater, z.B. in Der Tod am Hochzeitstag (II, 14), Weder Lorbeerbaum noch<br />
Bettelstab, Die Papiere des Teufels (II, 5-6), Weinberls Anspielung auf den<br />
Roman in Einen Jux will er sich machen (II, 1); Longinus vertei<strong>di</strong>gt in Die<br />
Verbannung aus dem Zauberreiche (I, 3) das Ritterstück als «Triumph der<br />
Kunst» gegen das «Ifflan<strong>di</strong>sche Thränenwasser» 35 :<br />
Der Ritter kommt zurück aus blutiger Fehde, und findet seine Geliebte<br />
treulos, das ist interessant – er geräth in Wuth, das ist heroisch – er flucht<br />
der Falschen, verläßt sie auf immer, das ist Edelmuth – er zieht ins gelobte<br />
Land, kommt aber gleich wieder zurück, das ist Consequenz – er<br />
zecht mit seinen Kampfgenossen, bis <strong>di</strong>e Geisterstunde schlägt, und herein<br />
schwankt der Schatten des Gemordeten mit der gebleichten Silberlocke<br />
in der geballten Faust, das ist dramatische Gerechtigkeit. Aber<br />
beim Iffland, o je, da lamentiren <strong>di</strong>e Familien aktweis daher, daß man’s<br />
Teufels werden möcht, – und um was handelt sich <strong>di</strong>e ganze Verzweiflung?<br />
Um 200 fl. Schein, wenn s’ den Bettel im Parterre zusammen<br />
schießeten und hinaufschickten, so hätt ein jede solche Comö<strong>di</strong>e im 1.<br />
Act schon ein End.<br />
34 Günther Mahal: Auktoriales Theater – <strong>di</strong>e Bühne als Kanzel. Auktoritätsakzeptierung<br />
des Zuschauers als Folge dramatischer Persuasionsstrategie. Tübingen 1982, S.<br />
117-119, Zitat S. 155.<br />
35 HKA: Stücke 1, S. 310-312; HKA: Stücke 8/II, S. 75-77; HKA: Stücke 18/I, S.<br />
125 f.; HKA: Stücke 18/II, S. 59-65; HKA: Stücke 1, S. 210.