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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong> und sein Theater<br />

Ein anderes Beispiel aus Weder Lorbeerbaum und Bettelstab: Der Dichter<br />

Leicht vergleicht <strong>di</strong>e Ehe mit einem «Trauerspiel» und «Spectakelstuck» (I,<br />

3) 36 :<br />

Die Eh’ ist auf jeden Fall ein Trauerspiel, weil der Held oder <strong>di</strong>e Hel<strong>di</strong>nn<br />

sterben muß, sonst wird’s nicht aus. Übrigens hat <strong>di</strong>e Eh’ sehr viel von<br />

einem Spectakelstuck, denn Spectakeln ereignen sich in <strong>di</strong>esem Stand,<br />

gar nicht zum glauben. Auch Tableaux kommen drinn vor; der Mann<br />

kniet hintern Ofen, <strong>di</strong>e Frau schmacht über’s Fenster auf einen hinunter,<br />

das is ein charmantes tableau; dann Gruppierungen, <strong>di</strong>e Frau steht so,<br />

(macht pantomimisch, wie <strong>di</strong>e Frau dem Mann eine Ohrfeige geben will) und der<br />

Mann steht so; (macht <strong>di</strong>e Stellung wie der Mann sich furchtsam bückt) das is<br />

eine herrliche Gruppierung. Dann giebt’s auch sehr häufig Gefechte, im<br />

Ehstand. Einzüge; wie der Mann in’s Wirthshaus geht, hält der Liebhaber<br />

seinen Einzug in’s Haus; Krönungen, etca, alles mögliche, was zu einem<br />

guten Spectakelstuck gehört.<br />

Inhaltserzählung und Kommentare können auch als programmatische<br />

Aussage des Autors interpretiert werden, der das betonte Theaterspiel mit<br />

episierenden Elementen gegen eine Dramatik mit vermeintlicher Alltagsnähe<br />

und Konversation im bürgerlichen Rührstück behauptet.<br />

Bei der Adaption von Alexandre Dumas’ Roman Olympe de Clèves zu<br />

Theaterg’schichten folgt <strong>Nestroy</strong> den erprobten Prinzipien der Bearbeitung<br />

epischer Vorlagen: Raffung und Ver<strong>di</strong>chtung, Reduktion des Kolorits und<br />

der Handlungsstränge, Konzentration der Figurenkonstellation, zugleich<br />

nutzt er epische Züge. Er transponiert den Stoff von der Hof- und Klosterwelt<br />

in <strong>di</strong>e bürgerliche Handelswelt der Apotheke, vom Hoftheater in<br />

das bürgerliche Stadttheater. Die Zensur hätte ohnehin <strong>di</strong>e Szenen im<br />

Kloster, bei der Polizei, vor Gericht nicht zugelassen, so blieben als<br />

Handlungsorte <strong>di</strong>e Theaterwelt und das Irrenhaus, der dritte Ort – <strong>di</strong>e<br />

Apotheke – wurde mit neuen Motiven und Konstellationen hinzuerfunden.<br />

Das aus der Vorlage neu strukturierte Handlungsgeflecht füllt der<br />

Autor mit Versatzstücken der Vorlage und anderen Motiven an. Dies geschieht<br />

z.T. durch Episierung, z.B. in der Conrad-Erzählung am Schluß<br />

der Posse (II, 33) 37 . “Privatisierung”, Entpathetisierung und Komisierung,<br />

Dämpfung der Effekte sind durchgehende Züge der Umwandlung. <strong>Nestroy</strong><br />

verlegt <strong>di</strong>e Handlung von Kloster und Hof in <strong>di</strong>e Welt der bürger-<br />

36 HKA: Stücke 8/II, S. 25f.; Vgl. z.B. in Unverhofft (I, 2). In: HKA: Stücke 23/I, S.<br />

13 und in: <strong>Nestroy</strong> zum Vergnügen. Hrsg. von Jürgen Hein. Stuttgart 1995, S. 110-121.<br />

37 HKA: Stücke 33, S. 79.<br />

35

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