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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Nestroy</strong>s Werk als frankophone und deutsche Kulturwaffe<br />

fenes in <strong>di</strong>esem Werk entdeckte. Dieser <strong>di</strong>abolische Zug in <strong>Nestroy</strong>s Werk<br />

– schon früher von Friedrich Schlögl etwa als «Schwefelregen von infernalischem<br />

Witz» 85 erkannt –, der fundamentale Pessimismus wurden während<br />

der Annexion zwar übersehen, wie aus den Tageszeitungen hervorgeht,<br />

aber <strong>di</strong>e naturalistische Wahrheit und <strong>di</strong>e Schattenseiten des<br />

Menschen wurden – mentalitätsgeschichtlich aktuell – wahrgenommen,<br />

obwohl sie – besonders «politisch» – zu erzieherischen und zerstreuenden<br />

Zwecken <strong>di</strong>enen sollten.<br />

<strong>Nestroy</strong>s Fortführung von Lumpazivagabundus, das Stück Die Familien<br />

Zwirn, Knieriem und Leim (1934), trug den Untertitel Der Weltuntergangstag.<br />

Haben <strong>di</strong>e deutschen Behörden spätestens zur Zeit der Balkankrise<br />

(1912/13) verstanden, daß «<strong>di</strong>e Welt [...] auf kein Fall mehr lang [stehen<br />

würde]» 86 ? Jedenfalls ist auch ideengeschichtlich festzuhalten, daß 1913 im<br />

preußischen Reichsrat zum ersten Mal <strong>di</strong>e Vokabel «Entartung» gebraucht<br />

wurde 87 , um <strong>di</strong>e Kunst der Moderne zu bezeichnen, darunter auch den<br />

Naturalismus, wovon Anzeichen in <strong>Nestroy</strong>s Werk etwa in der Darstellung<br />

eines unverbesserlichen Alkoholikers oder eines Pauperismus im<br />

Handwerk tatsächlich vorhanden sind. Wie alles im annektierten (Elsaß-)<br />

Lothringen (1871-1918) blieben <strong>di</strong>e <strong>Nestroy</strong>-Tranfers und -Transgressionen<br />

am Metzer Stadttheater und in der Metzer Tagespresse (Die Metzer<br />

Zeitung, Le Messin) zugleich mono-, bi- und ambivalent.<br />

Wie meine «Eilwagenreise durch <strong>di</strong>e [Metzer] Theaterwelt» es zeigen<br />

sollte, hat selbst das sulphurelectrimagneticophosphoratische Verbiegen<br />

eines Werkes nicht nur «liederliche» Folgen, denn Erwartungshorizont,<br />

Aufführungspolitik und Rezeption halten Schritt mit der Entwicklung und<br />

dem Historischen und befördern das Œuvre weiter. Was hätte <strong>Nestroy</strong><br />

dazu gesagt: vielleicht «Schmafu»?<br />

85 Friedrich Schlögl: Vom Wiener Volkstheater. Nach: Jürgen Hein, Clau<strong>di</strong>a Meyer:<br />

Theaterg’schichten (wie Anm. 12), S. 14.<br />

86 HKA: Stücke 5 (III, 8), S. 180.<br />

87 Sieghart Ott: Entartete Kunst. In: Lexikon zur Geschichte und Politik im 20.<br />

Jahrhundert (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 215.<br />

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