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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Jeanne Benay<br />

in der Metzer Zeitung zu Mozarts Hochzeit des Figaro mit seinem französischen<br />

Sujet und seinem damals atypischen musikalischen «Deutschtum»:<br />

«[...] wir behaupten, daß <strong>di</strong>e Mozart’sche Musik, bei welcher jedes Sechszehntel<br />

exakt gebracht sein will, bei welcher sich nichts hinter rauschender<br />

Orchestrirung verbergen läßt – im ganzen Figaro kommt überhaupt keine<br />

Posaune vor – [...] unseren hiesigen Musikern größere Schwierigkeiten<br />

bieten dürfte, als <strong>di</strong>e moderne große Oper» 23 . Man denke bei letzterer an<br />

Ver<strong>di</strong> oder Wagner.<br />

So vermittelt <strong>di</strong>e Metzer Zeitung manchmal zwischen den zwei Bevölkerungsgruppen,<br />

wenn <strong>di</strong>e Gelegenheit sich dazu bietet. Sie «wirbt» etwa für<br />

eine Aufführung von Wagners Lohengrin in französischer Sprache in einer<br />

Präsentation der Truppe des Grand-Théâtre zu Nancy unter der Direktion<br />

von Miral. Da heißt es etwa: «Die französische Theatergesellschaft<br />

von Nancy unter der Leitung des Herrn Miral wird am kommenden<br />

Mittwoch eine Aufführung von Richard Wagner’s Lohengrin in französischer<br />

Sprache veranstalten» 24 . Enthusiastisch klingt das keineswegs, aber<br />

gerade der nüchterne Ton erinnert an <strong>di</strong>e Verwaltungssprache und somit<br />

an eine frühe Realpolitik. Es bleibt natürlich vorrangig der Versuch einer<br />

Akkulturation der Frankophonen, einer Manipulation der Öffentlichkeit.<br />

Das Metzer (Stadt-)Theater (das heutige Gebäude datiert aus den Jahren<br />

1738-1752) war als Kulturbetrieb und als öffentlich gefördertes Unternehmen<br />

– mit dem Anschein eines neutralen Bodens – zum Ort des<br />

Konsenses bestimmt 25 . Dies wurde durch Musik (im Zwischenakt war 1882<br />

zu lesen: «Je ne sache pas que la musique ait une patrie».) 26 , darunter Oper<br />

und Operette (Franz von Suppè, J. Strauß, Millöcker, Genée, Léhar),<br />

durch Aktualität, Anspruchslosigkeit und Serienmäßigkeit, durch Sprechtheater<br />

als Alltagsware (Vaudevilles, Schauspiele) und schließlich durch das<br />

Abenteuerliche und Exotische erreicht. In Metz betonte man mindestens<br />

einmal, daß <strong>di</strong>e «deutsche Sprache» [Drehers/<strong>Nestroy</strong>s] eigentlich ein<br />

23 Locales. Metzer Stadttheater. In: Metzer Zeitung. 24. Jg., Nr. 110. Februar 1894, S.<br />

3.- MM. Signatur: P. REV 15 – 1894/1.<br />

24 Metzer Zeitung. 34. Jg., Nr. 26, 2. Februar 1904, S. 3.- ADM. Signatur: 1<br />

AL53/55.<br />

25 Siehe Jeanne Benay: Une “Kultur” <strong>di</strong>fférente? L’opérette viennoise à Metz (1872-<br />

1901/1918). In: Austriaca. L’opérette viennoise. Etudes réunies par Jeanne Benay. N° 46.<br />

Rouen 1998, S. 163-193.<br />

26 Der Zwischenakt / La coulisse théâtrale, Hrsg. von Theater<strong>di</strong>rektor Georges Caron,<br />

Nr. 4. 1882. Zeitungsausschnitt. 2 Bl., AMM. Signatur: Fonds du gouvernement<br />

d’Alsace-Lorraine 1870-1918. 2R 236. Théâtres. Répertoires 1878-1888.

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