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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong> und sein Theater<br />

Ich schließe an <strong>di</strong>eser Stelle ein paar allgemeine Bemerkungen zu<br />

<strong>Nestroy</strong>s “Werkstatt” an. Der Spieltext stellt den «produktiven, potentiellen<br />

und tatsächlichen ersten Treffpunkt der Urheber des Kunstwerks<br />

Volkskomö<strong>di</strong>e (Volksdrama) dar», <strong>di</strong>e Begegnung zwischen Stückeschreiber,<br />

Komponist, Bühnenmaler, Regisseur, Schauspieler und potentiellem<br />

Zuschauer20 . Die institutionelle Perspektive ist durch poetologische, stilgeschichtliche,<br />

rezeptions- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte zu ergänzen,<br />

darunter z.B. durch den Blick auf <strong>di</strong>e Zensur als ästhetischen<br />

Produktionsfaktor, auf erprobte Arbeitstechniken und Kompositionsprinzipien,<br />

spezifische “Programme” (z.B. Lachtheater vs. wertevermittelndes<br />

Volkstheater; Popularisierungs- und Reporterfunktion des Volkstheaters)<br />

sowie auf Anspielungshorizonte (z.B. Alltag im Vormärz, Revolution und<br />

Reaktion 1848) und Erwartungen der Theaterkritik.<br />

Zu den theaterspezifischen (Auf-)Schreibsystemen sowie zum Verhältnis<br />

der Originalhandschrift zum Theatermanuskript und zur Rolle der Kopisten<br />

und ihrer Schreiberkonventionen hat <strong>Johann</strong> Hüttner bemerkt, daß<br />

es zu wenig sei, <strong>Nestroy</strong>s «Werkstatt» nur an seinen Autographen zu messen.<br />

Die Arbeit der Kopisten (Zensur, Inspizier, Soufflier, Rollenbücher<br />

sowie Partituren und das entsprechende Stimmenmaterial) würden für<br />

E<strong>di</strong>tionsarbeiten unterschätzt21 . Bereits bei den Entwürfen sei aufgrund<br />

der Art der Schreibfehler anzunehmen, daß <strong>di</strong>esen Konzepten andere vorausgegangen<br />

sind, von denen “abgeschrieben” wurde, d.h., daß <strong>di</strong>e vorhandenen<br />

Konzepte bereits korrigierte Neufassungen sind, <strong>di</strong>e der besseren<br />

Überschaubarkeit wegen nochmals abgeschrieben wurden22 . Nach<br />

Hüttner zeichnen sich gerade <strong>di</strong>e Inspizier- und Soufflierbücher durch<br />

einen hohen aufführungsrelevanten Quellenwert aus, wobei das Problem<br />

darin besteht, daß <strong>di</strong>e eingetragenen Einschübe und Striche oft nicht<br />

eindeutig auf nur eine bestimmte Einstu<strong>di</strong>erung bzw. Aufführung Bezug<br />

nehmen:<br />

Wenn wir ein Werk <strong>Nestroy</strong>s, weil es von seiner Hand stammt, als<br />

authentisch betrachten, es aber geringer achten, nachdem er es in den<br />

20 Vgl. Erich Joachim May: Wiener Volkskomö<strong>di</strong>e und Vormärz. Berlin 1975, S. 12f.<br />

und 61-98; Jürgen Hein: Das Wiener Volkstheater, a.a.O. (wie Anm. 2), S. 12f. und 93-106.<br />

21 <strong>Johann</strong> Hüttner: Originalhandschrift – Theatermanuskript. In: HKA: Stücke 10, S.<br />

133-136; vgl. ders.: Manuskriptwerkstatt <strong>Nestroy</strong>s und seiner Schreiber. In: Der unbekannte<br />

<strong>Nestroy</strong>. E<strong>di</strong>torisches, Biographisches, Interpretatorisches. Hrsg. von W. Edgar<br />

Yates. Wien 2001, S. 35-47.<br />

22 Ebd., S. 134.<br />

31

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