Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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Jeanne Benay<br />
net 74 –, <strong>di</strong>e den Naturalisten in den Literaturgeschichten damals noch<br />
verweigert wurde, zeigt <strong>di</strong>e steigende geistige Disponibilität der Theaterkritiker,<br />
<strong>di</strong>e der Bühne nahestanden (selbst in der Provinz) und <strong>di</strong>e Geschmacksentwicklung,<br />
<strong>di</strong>e nun mit Abgründen vertraut geworden war<br />
(initiiert von der deutschen Romantik) und <strong>di</strong>e wohl auch im Spiel und in<br />
der Inszenierung zum Ausdruck kamen. Le Messin betonte – einige Jahre<br />
später – z.B. <strong>di</strong>e schauspielerische Leistung der Operninterpreten und <strong>di</strong>e<br />
«große Wahrheit» im Spiel und Gesang Letzterer als Selbstverständlichkeit<br />
75 . Die ästhetische Lust am Bösen ging einher mit der Preisgabe der<br />
Codes des Schönen und der Auflösung des tra<strong>di</strong>ert Formalen, das Gustav<br />
Freytag in seiner tektonischen Pyramide-Theorie noch vertei<strong>di</strong>gt hatte<br />
(1855). Nun wollte man selbst Schiller, etwa Wilhelm Tell, von dem Milieu<br />
und der Herkunft des Helden ausgehend, mit Blick auf das Rustikale und<br />
<strong>di</strong>e soziale Determiniertheit – nicht ohne Beeinflussung durch den Positivismus,<br />
durch <strong>di</strong>e neue Stadtliteratur (<strong>di</strong>esmal mit Blick auf das Industriebe<strong>di</strong>ngte),<br />
aber auch durch Dorfgeschichte und Heimatliteratur – «naturalistisch»<br />
geben: Tell wird zum «einfache[n] derbe[n] wetterharte[n] Sohn<br />
der Berge» 76 . In den 1890er Jahren werden <strong>di</strong>e Kategorien insgesamt flexibler,<br />
verschiedene Diskurse werden nebeneinander zugelassen, Transfervergleiche<br />
gehören zum Üblichen. So wurden etwa «<strong>di</strong>e gluthwolle<br />
Pracht des Orients», «<strong>di</strong>e farbenreiche Darstellung», <strong>di</strong>e «wunderbare, farbenprächtige<br />
Instrumentation» in der Oper Die Königin von Saba (1875) 77<br />
des Ungarn Carl Goldmark (u.a. zwischen 1851-58 in Wien am Josefstädter<br />
und am Carltheater als Violonist tätig) 78 mit der Kunst Makarts, des<br />
Vorläufers der Wiener Secession verglichen. Hier werden zugleich Historismus,<br />
aber auch schon Präimpressionismus und dazu noch «Naturalismus»<br />
(«Hungarian folk culture» als Rustikales – wie Wilhelm Pfannkuch es<br />
74 Locales. In: Metzer Zeitung. 3. Jg., Nr. 41, 19. Februar 1873, S. 3.- ADM. Signatur:<br />
1 AL 53/3.<br />
75 A travers Metz. Le théâtre français. In: Le Messin. 25. Jg., Nr. 237, 11. Oktober<br />
1907, S. 3. ADM. Signatur: 1AL43.- 4MI 106/30.<br />
76 Locales. Metz. Stadttheater. In: Metzer Zeitung. 24. Jg., Nr. 29, 4. Februar 1894, S.<br />
2.- MM. Signatur: P. REV 15 – 1894/1.<br />
77 Alle Zitate aus Aus Stadt und Land. Stadttheater. In: Metzer Zeitung. 26. Jg., Nr.<br />
254, 31. Oktober 1896, S. 3.- MM. Signatur: P. REV 15 – 1896/2.<br />
78 Es ist falsch, wenn W. Pfannkuch behauptet, daß Goldmark nur eine Wiener Lokalgröße<br />
gewesen sei («Goldmark’s fame, limited to Vienna [...]»). Wilhelm Pfannkuch:<br />
Karl Goldmark. In: The New Grove, Bd. 7, S. 501(-502).