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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Nestroy</strong> – der Schauspieler. Herkunft, Merkmale und Wirkung<br />

3. Gelegenheit zum Applaus, wie sie das Publikum nach jeder wirkungssicheren<br />

Nummer in Komö<strong>di</strong>e, Singspiel, Oper zu nutzen pflegte, um<br />

den Sänger zu belohnen, wird nicht gegeben. (Man erinnere sich: Papagenos<br />

Erfolg ist nach seinem beifällig aufgenommenen Auftrittslied<br />

etabliert, er kann sich auf seinen musikalisch gewonnenen Lorbeeren<br />

ausruhen.)<br />

4. Der anschließende Monolog des Raisonneurs schraubt <strong>di</strong>e Forderung<br />

nach erhöhter Aufmerksamkeit auf den schwierigen, zugleich witzigen<br />

Text mit zitiertem und paro<strong>di</strong>ertem Bildungsgut, mit pervertierten<br />

Allegorien und persiflierten Gemeinplätzen in eine Höhe, der kaum zu<br />

folgen ist.<br />

5. Dieser Monolog wird in atemberaubendem Tempo gesprochen, was<br />

dem Verständnis der unzähligen Pointen absichtlich abträglich ist.<br />

Endlich erweist sich, dass es sich der Schauspieler <strong>Nestroy</strong> mit seinem<br />

Publikum doch nicht endgültig verscherzen will. Nach dem Monolog darf<br />

geklatscht werden.<br />

Was aber nun? Lässt sich <strong>di</strong>e Wirkung steigern. Wie kann sich jetzt eine<br />

logische Handlung entwickeln?<br />

Gar nicht. Es entwickelt sich eine unlogische. Sie entwickelt sich auch<br />

nicht. Der Zufallsgenerator wird eingeschaltet. Ein zerrissenes Gemüt zu<br />

flicken, dazu könnte vielleicht eine Beziehung taugen. Aber Lips weiß es<br />

besser. Nein, Lips ist ja nur für <strong>di</strong>e Handlung da, fürs Besserwissen gibt es<br />

– wir wissen es – den Raisonneur. Der kennt <strong>di</strong>e Unmöglichkeit einer<br />

glücklichen Ehe, bei der der reiche Mann nur seines Geldes wegen und<br />

nicht um seiner selbst willen geheiratet wird. Wenn das schon so ist, dann<br />

ist es egal, wen man heiratet. Das gibt Lips den Kick: Unbekannt soll <strong>di</strong>e<br />

sein, <strong>di</strong>e er erwählt. Das garantiert zwar nicht Liebe, nicht einmal Sympathie,<br />

aber <strong>di</strong>ese mangelnde Garantie macht das Projekt zu einem Abenteuer,<br />

dessen Ausgang zwar gewiss ist, der Weg dorthin aber könnte abwechslungsreich<br />

sein. Die Katze sucht eine gefräßige Maus, <strong>di</strong>e sie quälen<br />

kann.<br />

In der Maske des Raisonneurs trifft Lips auf Madame Schleyer. Das<br />

Publikum lacht mit ihm, als er <strong>di</strong>e ihren Vorteil witternde Witwe lächerlich<br />

macht. Es würde <strong>Nestroy</strong> nichts ausmachen, wenn er im Publikum Antipathien<br />

gegen <strong>di</strong>ese seine faule, versoffene, arrogante, menschenverachtende,<br />

unanstän<strong>di</strong>g reiche, blasierte Figur wecken würde.<br />

Eben noch hat Lips <strong>di</strong>e Witwe zynisch aufgestachelt, sich über sie lustig<br />

gemacht (er weiß ja nicht, was wir wissen, dass Madame Schleyer<br />

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