Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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Walter Obermaier<br />
<strong>di</strong>esbezüglichen Überlegungen. <strong>Nestroy</strong> ersuchte um <strong>di</strong>e Zusendung von<br />
Vent du soir (<strong>di</strong>e Vorlage zu Häuptling Abendwind) und Dragonerscherz, wobei<br />
er zu letzterem bemerkte:<br />
Von Dragonerscherz verspreche ich mir wenig. Ich betrachte grundsätzlich<br />
das militairische Element als störend in der Posse (“Mädchen<br />
in Uniform” ausgenommen, weil das kein Militair, sondern nur<br />
<strong>di</strong>e Carrikatur der Militair-Idee ist). Es sind 13 Monate vergangen,<br />
aber ich bin noch nicht <strong>di</strong>e üblen Eindrücke los, <strong>di</strong>e O. F. Berg’s<br />
“Modeteufel” durch <strong>di</strong>e haarsträubendsten militairischen Inconvenienzen<br />
auf mich gemacht. 51<br />
Am 31. Oktober 1861 ersucht er Grois, daß er ihm «Mesdames de la<br />
Halle» sende; er «werde es sogleich lesen, und gleich ersehen wie viel daran<br />
zu thuen nöthig und wie viel Zeit erforderlich» 52 . Doch am 9. November<br />
resigniert er vor der Aufgabe einer Bearbeitung:<br />
Ich habe <strong>di</strong>e Damen der Halle nicht nur gelesen, sondern zweymahl<br />
gelesen, und durchstu<strong>di</strong>ert. Es ist nicht bald ein Stück <strong>di</strong>eser Gattung<br />
aus der Hand seines französischen Verfassers so urfranzösisch hervorgegangen,<br />
wie <strong>di</strong>eses; er hat das Menschenmöglichste, oder besser<br />
gesagt, das Franzosenmöglichste gethan, daß das Stück, wie es ist, nie<br />
deutsch werden kann. So wie es französische Wortspiele giebt, <strong>di</strong>e<br />
nicht übersetzt werden können, so ist es hier <strong>di</strong>e Handlung, <strong>di</strong>e sich<br />
nicht in’s Deutsche übertragen läßt. – Es ist damit nicht gesagt, daß<br />
das Stück durchaus unmöglich ist, denn beym Theater giebt es ja<br />
eigentlich keine Unmöglichkeit; – aber <strong>di</strong>e Umgestaltung müßte eine<br />
gründliche, und durchgreiffende seyn.<br />
«Abgesehen davon, daß ein deutscher Schauspieler sich nie das erlauben<br />
darf, was sich <strong>di</strong>e französischen erlauben, bey welchen man Alles als<br />
nazionelle Eigenthümlichkeit hinnimmt, bey welchen man sogar ein <strong>di</strong>rectes<br />
Ausarten goutiert, was bey deutschen immer widerlich wirkt» so<br />
zeigen sich auch bei der Umsetzung von «Pariser Damen der Halle» in<br />
«ächte Wienerfratschlerinen», aber auch bei der Darstellung des Militärs<br />
Schwierigkeiten und insbesondere «das Factum das <strong>di</strong>e Marktweiber sämmtlich<br />
von Corporals Kinder haben, müßte im Deutschen mit großer Vor-<br />
51 Brief an Louis Grois, Graz 15. Mai 1861. In: <strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong>: Briefe, a.a.O. (wie<br />
Anm.46), Nr.176, S. 221.<br />
52 Brief an Louis Grois, Graz 31. Oktober 1861. Ebd., Nr.178, S. 224.