Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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<strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong> und sein Theater<br />
G’schicht a Geld tragen, dass ich auch lach’, das is der ganze Zweck:<br />
G’spaßige Sachen schreiben, und damit nach dem Lorbeer trachten<br />
wollen, das is eine Mischung von Dummheit und Arroganz; das is<br />
g’rad’ so als wenn einer Zwetschkenkrampus macht, und giebt sich<br />
für einen Rivalen von Canova aus.<br />
<strong>Nestroy</strong>s Spiel mit sprachlichen und theatralen Zeichen, mit Klischees<br />
und Konventionen stellt das Theatralische im Alltag und in der Kunst<br />
heraus. Auffällig ist <strong>di</strong>e zunehmende Selbstthematisierung des Theaters<br />
von der Zitatanspielung über Paro<strong>di</strong>e und «Spiel im Spiel» bis zum<br />
«Theater auf dem Theater». An <strong>di</strong>e Stelle der alten Zauberwelt tritt <strong>di</strong>e<br />
Theaterwelt und zeigt in fast moderner me<strong>di</strong>aler Verwertung, wie sich Leben<br />
in Theater verwandelt. Das Theatermotiv, für <strong>Nestroy</strong> auch Klammer<br />
zwischen Biographie und Fiktion, <strong>di</strong>ent u.a. der Kritik an der Theaterleidenschaft,<br />
<strong>di</strong>e zur Wirklichkeitsflucht führen kann, ferner der Darstellung<br />
der Verhältnisse auf dem Dilettanten- wie auf dem professionellen Theater,<br />
zugleich befrie<strong>di</strong>gt es das Unterhaltungsbedürfnis des Publikums, betont<br />
<strong>di</strong>e Lust an der Aktion, unterstreicht den Spielcharakter, erlaubt ein<br />
vielfältiges Rollenspiel, in das <strong>di</strong>e eigene Biographie einbezogen wird. «Die<br />
Masken waren sein Leben; jenseits der Bühne war sein Leben Maske, <strong>di</strong>e<br />
konventionelle, nichtssagende des Kleinbürgers», hat Ernst Fischer überspitzt<br />
formuliert15 .<br />
In etwa einem Drittel seiner Stücke kommt “Theater” vor, in Anspielungen,<br />
Zitaten, Figuren und Strukturen, Couplets und Quodlibets, als<br />
Stoff, Motiv und Thema; ja ganze Stücke thematisieren <strong>di</strong>e Theaterwelt,<br />
was natürlich in besonderer Weise auch für <strong>di</strong>e Paro<strong>di</strong>en gilt, <strong>di</strong>e geradezu<br />
ein potenziertes Theater darstellen16 . Auch auf das “immanente Theater”<br />
sei hingewiesen: Immerhin besteht ein Großteil der <strong>Nestroy</strong>-Stücke aus<br />
Bearbeitungen fremder dramatischer Vorlagen, wodurch “Theater” sozusagen<br />
schon einprogrammiert ist. Der Text ist als Sinn- und Handlungsspiel<br />
ein Ergebnis von zweifacher “Übersetzung”: Aus sozialen werden<br />
theatrale Handlungen, aus bereits theatralen Handlungen durch Bindung<br />
an anderes Lokal, Milieu und andere Sprache neue theatrale Handlungen<br />
gemacht, <strong>di</strong>e wiederum soziale Handlungen “bedeuten” 17 .<br />
15 Ernst Fischer: <strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong>, a.a.O. (wie Anm. 11), S. 164.<br />
16 Zur inhaltlichen Erfassung vgl. Jürgen Hein u. Clau<strong>di</strong>a Meyer: «Theaterg’schichten».<br />
Ein Führer durch <strong>Nestroy</strong>s Stücke. Wien 2001.<br />
17 Vgl. Horst Turk: Von der Volkskomö<strong>di</strong>e zum sozialen Drama. Ein Problem der<br />
Übersetzung. In: Das zeitgenössische deutschsprachige Volksstück. Hrsg. von Ursula<br />
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