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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Martin Stern<br />

deutschen Kritikern 4 . Das läuft auf eine nicht weiter zu hinterfragende<br />

Verstän<strong>di</strong>gungsbarriere zwischen dem Norden und dem Süden wegen<br />

unterschiedlicher kultureller Tra<strong>di</strong>tionen hinaus. – Friedrich Sengle hat,<br />

zeitlich zwischen Rommel und Schmidt, im dritten Band seiner Biedermeierzeit<br />

von 1980 <strong>di</strong>e Ansicht vertreten, <strong>di</strong>e Angriffe auf <strong>Nestroy</strong> erklärten sich<br />

vor allem daraus, dass <strong>di</strong>e Literaturdoktrin des aufsteigenden Realismus <strong>di</strong>e<br />

«literarästhetische Würde des niederen Stils» negiert habe 5 . Doch hier<br />

drängt sich wieder <strong>di</strong>eselbe Frage auf wie bei Rommel: Warum wurde<br />

denn Raimund von den «Nordlichtern» fast unisono verklärt? War dessen<br />

Theater nicht auch «genus humile» in josefinisch-rhetorischer Tra<strong>di</strong>tion?<br />

Will man sich mit solchen Antworten nicht abfinden, ist ein neuer Ansatz<br />

nötig. Wenn ich im folgenden postuliere, <strong>di</strong>e <strong>Nestroy</strong>-Polemik und<br />

das Raimund-Lob seien als Vorspiel des poetischen Realismus zu verstehen,<br />

so bin ich mir durchaus bewusst, dass <strong>di</strong>eser Begriff heute nicht hoch<br />

im Kurs steht. Befreit man ihn jedoch vom meist politisch motivierten<br />

Verdacht, nur eine Literatur und Theorie von reaktionären Ideologen und<br />

Illusionisten zu bezeichnen, scheint er mir nach wie vor brauchbar, nämlich<br />

zur Charakterisierung einer deutschen Sonderentwicklung innerhalb<br />

des europäischen Realismus im 19. Jahrhundert 6 .<br />

Mein Versuch hat drei Teile. In einem ersten werde ich einige charakteristische<br />

Urteile über <strong>di</strong>e beiden Dichter-Schauspieler in Erinnerung rufen.<br />

Im zweiten möchte ich <strong>di</strong>e Affinität von Raimund-Lob und poetischer<br />

Programmatik bei deutschen Autoren und Ästhetikern aufzeigen<br />

und parallel dazu <strong>di</strong>e Ähnlichkeit zwischen der deutschen <strong>Nestroy</strong>-Schelte<br />

und der deutschen Kritik am angeblich unkünstlerischen Verfahren von<br />

nicht-deutschen Realisten zwischen 1850 und 1880. In einem dritten Teil<br />

soll nach möglichen Schlussfolgerungen aus dem Befund gefragt werden.<br />

4 Harald Schmidt: Reise in <strong>di</strong>e «Ungeniertheit». Adolf Glaßbrenners Bilder und Träume<br />

aus Wien (1836). In: Bewegung im Reich der Immobilität. Revolutionen in der Habsburgermonarchie<br />

1848-1849. Literarisch-publizistische Auseinandersetzungen. Hrsg. von<br />

Hubert Lengauer und Primus Heinz Kucher. Wien 2001, S. 113.<br />

5 Friedrich Sengle: Biedermeierzeit. Deutsche Literatur im Spannungsfeld zwischen<br />

Restauration und Revolution 1815-1848, Bd. 3: Die Dichter. Stuttgart 1980, S. 258.<br />

6 Zur neueren Realismusforschung vgl. Hugo Aust: Literatur des Realismus. 3. überarbeitete<br />

und aktualisierte Auflage. Stuttgart 2000; <strong>di</strong>eser Band enthält auch einschlägige<br />

Hinweise auf <strong>di</strong>e Positionen von Richard Brinkmann 1958, J. M. Ritchie 1960, Preisendanz<br />

1963 und 1969, Gerhard Kaiser 1969, Werner Hahl 1971, Kinder 1973, Fritz Martini<br />

3. Aufl. 1974, Helmut Kreuzer 1975, Eisele 1977, Kohl 1977, Widhammer 1977,<br />

Klaus-Detlef Müller 1981, Hermann Korte 1989, Martin Swales 1997.

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