Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Nestroy</strong>s literarische Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
Den Theatersekretären, vor allem aber den Theateragenten kam für <strong>di</strong>e<br />
Autoren der Vorstadttheater und damit auch für <strong>Nestroy</strong> eine wichtige<br />
Mittlerrolle zu. Da sie einen schwunghaften Handel mit Übersetzungen<br />
und Bühnenmanuskripten trieben, wurden Theater<strong>di</strong>rektoren wie Theater<strong>di</strong>chter<br />
in kürzester Zeit mit den Novitäten der wichtigsten europäischen<br />
Bühnen bekannt. Die bedeutendsten Theateragenten Wiens waren<br />
Franz Hol<strong>di</strong>ng und der noch prominentere Adalbert Prix, welcher sein<br />
Büro gleich neben dem Theater an der Wien hatte. Prix war äußerst geschäftstüchtig<br />
und hat auch viele Stücke <strong>Nestroy</strong>s angekauft und für andere<br />
Bühnen vertrieben. So notierte Stainhauser in seinem Tagebuch am<br />
31. Mai 1835: «Vormittag zum Prix mit dem ich nicht sprechen konnte, so<br />
eifrig saß er über seinem neu angekauften Eulenspiegel» 47 . Und bereits vier<br />
Tage nach der erfolgreichen Uraufführung von Zu ebener Erde und erster<br />
Stock war in der Theaterzeitung zu lesen, daß <strong>di</strong>e Posse «auf rechtlichem<br />
Wege» nur durch das Theater-Geschäftsbüro des Adalbert Prix bezogen<br />
werden könne48 . – 1845 verweist Prix in einer Zeitungseinschaltung auf<br />
<strong>di</strong>e Dienste seines Büros, zu denen unter anderem zählt:<br />
Ich kaufe anerkannt gute Stücke, Singspiele, Opern u. dgl. mit dem<br />
Eigenthums- und Verkaufsrechte für ganz Deutschland, oder für <strong>di</strong>e<br />
österreichischen Bühnen allein, gegen sogleiche baare Bezahlung.<br />
[...] Ich verbinde mit meinem Theatergeschäftsbureau eine Copier-<br />
Anstalt, bei welcher, unter genauer Aufsicht und Versicherung des<br />
unbeschä<strong>di</strong>gten Eigenthumsrechtes, alle Manuscripte und Partituren<br />
schnell und correct zu äußerst mäßigen Preisen copirt werden. 49<br />
Über ihn könnte <strong>Nestroy</strong> auch Vorlagen und manche Übersetzungen<br />
erhalten haben, da Prix «selbst Stücke aus dem Französischen übersetzte<br />
oder übersetzen ließ» 50 .<br />
<strong>Nestroy</strong> wählte seine Vorlagen sehr sorgsam aus, wobei bei der Entscheidung<br />
für eine etwaige Umsetzung eben alle Kriterien, <strong>di</strong>e für seine<br />
Arbeitsweise konstitutiv sind, implizit mitwirkten: Zensur, Ensemble, Publikumsgeschmack,<br />
Mode, vielleicht auch <strong>di</strong>e erwarteten Reaktionen der<br />
Kritik. Briefe aus seiner letzten Lebenszeit an den nun am Theater am<br />
Franz-Josefs-Kai als Oberregisseur wirkenden Louis Grois, zeigen seine<br />
47 Ernst Stainhauser Ritter von Treuberg: Tagebuch 1835, a.a.O. (wie Anm.7 ).<br />
48 Allgemeine Theaterzeitung, Wien 28. September 1835, S. 772.<br />
49 HKA: Stücke 23/I, S. 105.<br />
50 Die Theater-Agenturen. In: Monatsschrift für Theater und Musik 1.Jg. (Wien,<br />
1855), S. 561.<br />
139