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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Nestroy</strong> – der Schauspieler. Herkunft, Merkmale und Wirkung<br />

Das will sagen: Viel geben <strong>di</strong>e Fotos nicht her.<br />

Die Variationsbreite der Darstellungskunst <strong>Nestroy</strong>s scheint sich im<br />

Wechsel der Kostüme und der Maske zu erschöpfen. Mehr als einen oberflächlichen<br />

Eindruck seiner Leibhaftigkeit bekommen wir nicht.<br />

Man müsste bei der Ausschöpfung <strong>di</strong>eser theaterhistorischen Quelle<br />

resignieren. Sie ist zu seicht.<br />

Auch der Versuch, über das Alter der dargestellten Rollen etwas mehr<br />

zu erfahren, scheitert. Zurück zu Knieriem: Wir, <strong>di</strong>e wir gewohnt sind zu<br />

psychologisieren, sehen in einem heruntergekommenen Dreißigjährigen,<br />

der ein Leben ohne Zukunft versäuft, eine stärkere satirische Absicht, als<br />

wenn ein Sechzigjähriger, der ohnehin keine allzu große Lebenserwartung<br />

mehr hat, sich <strong>di</strong>e geringe Spanne, <strong>di</strong>e ihm noch zu leben bleibt, mit harten<br />

Getränken verkürzt. <strong>Nestroy</strong>, der <strong>di</strong>e Rolle fast dreißig Jahre lang gespielt<br />

hat, sah das nicht so. Er hat <strong>di</strong>e Jugendlichkeit 1833 nicht eigens<br />

betont. Es lag ihm nichts daran, dass sich das Rollenalter mit dem Alter<br />

des Schauspielers in etwa deckte – dass er am Anfang für den Knieriem zu<br />

jung oder am Ende seines Lebens zu alt gewesen wäre. Ein Blick auf seine<br />

Partner der Uraufführung macht das noch deutlicher. Beide – Karl Carl als<br />

Leim und Wenzel Scholz als Zwirn waren Jahrgang 1787, vierzehn Jahre<br />

älter als <strong>Nestroy</strong>, spielten ihre jugendlichen Rollen im Alter von 46 Jahren.<br />

– Es galt <strong>di</strong>e Regel: Für <strong>di</strong>e Darstellung einer Rolle bedarf es keiner physiologischen<br />

Begründung (schließlich können Männer auch Frauenrollen<br />

spielen, siehe Eine Vorlesung bei der Hausmeisterin). Es genügt <strong>di</strong>e Behauptung.<br />

Wie weiter?<br />

Ich könnte hier mit meinem Vortrag aufhören, denn was wäre viel<br />

mehr beizubringen, als Kritiken, <strong>di</strong>e <strong>Nestroy</strong> als Übertreiber und Sittenverderber<br />

verdammen; als Bestätigungen in zeitgenössischen Zeugnissen<br />

und Besänftigungen in Memoiren und Berichten Wohlmeinender. Ich<br />

könnte <strong>di</strong>e Beschreibung anreichern durch <strong>di</strong>e Analyse des von Karl<br />

Kraus wiederentdeckten schätzenswerten Kritikers Bernhard Gutt aus den<br />

vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, der <strong>Nestroy</strong>s Stil einem Entwicklungsprozeß<br />

unterworfen sehen wollte, in drei Phasen: vom Grotesken über<br />

das Satirische zum Humoristischen 7 . Durchaus in panegyrischer Absicht. Um<br />

<strong>Nestroy</strong> zu retten vor den Vorwürfen der Sittenrichter und jungdeutschen<br />

Ästhetiker, <strong>di</strong>e <strong>Nestroy</strong> nach wie vor als Schmutzschleuder verdammten.<br />

7 Erneut abgedruckt in HKA: Stücke 21, S. 162-164.<br />

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