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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Walter Obermaier<br />

In unserem Zusammenhang ist von Interesse, wie weit Kritiken das <strong>di</strong>chterische<br />

Schaffen beeinflußten, wenn man einmal davon absieht, daß als<br />

ungerecht empfundene Verrisse nicht unbe<strong>di</strong>ngt motivierend wirken und<br />

<strong>Nestroy</strong> nach der mit Arrest geahndeten “Wiest-Affäre” 1836 sogar um<br />

Polizeischutz gebeten hatte. Als man infolge längeren Schweigens 1845/46<br />

von einer auch durch <strong>di</strong>e schärfer werdende Kritik be<strong>di</strong>ngten “Schaffenskrise”<br />

<strong>Nestroy</strong>s sprach, kommentierte <strong>di</strong>es <strong>di</strong>e Theaterzeitung besorgt:<br />

Ein Gerücht meldet: <strong>Nestroy</strong> werde kein Stück mehr schreiben. Er<br />

habe seine Feder für immer niedergelegt, er habe alle Lust verloren,<br />

je mehr eine Posse zu verfassen; ja, nicht einmahl zu seinem Benefice<br />

wolle er sich hiezu verstehen. Das wäre für das Volkstheater<br />

sehr betrübend. Ein Mann, der so viel Witz und Humor besitzt, daß<br />

er in einer Scene oft mehr schlagende Gedanken zu Tage fördert, als<br />

mancher Witzreißer von Profession in einem ganzen Werke, der<br />

sollte sich nicht verstimmen lassen [...]. Wäre hieran gemeine und<br />

nei<strong>di</strong>sche Kritik schuld, sollte Hr. <strong>Nestroy</strong> <strong>di</strong>ese nicht beachten,<br />

wie überhaupt solche Kritik schon längst der allgemeinsten<br />

Verachtung preisgegeben ist. 58<br />

<strong>Nestroy</strong> dürfte sich bei seiner literarischen Arbeit nur teilweise an der<br />

Tendenz der Kritik orientiert haben. Wenige Tage nach dem Durchfall<br />

von Grillparzers Weh dem der lügt, bei dem <strong>di</strong>e Publikum wie Rezensenten<br />

irritierende Gattungsbezeichnung «Lustspiel» mit ein entscheidender Faktor<br />

war, hatte <strong>Nestroy</strong>s Glück, Mißbrauch und Rückkehr Premiere (10. März<br />

1838). Auch er hatte seine Posse als «Lustspiel» (mit Gesang) bezeichnet<br />

und dafür herbe Kritik einstecken müssen. In den Gazetten wurde nun<br />

eine gattungspoetologische Diskussion über das «Lustspiel» geführt. Auf<br />

<strong>Nestroy</strong> dürften solche puristischen Ausführungen keinen sehr tiefen Ein-<br />

Tuvora besprechen zu lassen, der «sich in neuerer Zeit so gassenbübisch im Theater benommen<br />

und nahmentlich erst gestern vor Zeugen im Leopoldstädter-Theater sich auf<br />

eine Weise über mich herausgelassen, <strong>di</strong>e nur einen gänzlich bornierten Purschen, oder<br />

einen aus den niedrigsten Gründen gegen eine Sache eingenommenen Menschen verräth»<br />

(<strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong>: Briefe, wie Anm. 46, Nr.16, S. 49). Vgl. generell W. Edgar Yates:<br />

<strong>Nestroy</strong> and the Critics. Columbia (USA) 1994; zu Wiest Friedrich Walla: “Cantu<br />

<strong>di</strong>gnoscitur ales”: Der Kritiker Nr. 23 entlarvt: “Franz (Wiest) hieß <strong>di</strong>e Kanaille”. In:<br />

<strong>Nestroy</strong>ana 18 (1998), S. 17-27; zu Saphir HKA: Stücke 28/I, S. 198-216, und <strong>Johann</strong><br />

Sonnleitner: Bauernfeld – Saphir – <strong>Nestroy</strong>. Literarische Streitfälle im österreichischen<br />

Vormärz. In: Konflikte – Skandale – Dichterfehden in der österreichischen Literatur.<br />

Hrsg. von Wendelin Schmidt-Dengler u.a. Berlin 1995.<br />

58 Theaterzeitung, Wien 24. Jänner 1846, in: HKA: Stücke 23/II, S. 121.

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