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76 KAPITEL 5. DIE ς-SEMANTIKEN<br />
Die erzwungene Striktheit für die erste Argumentstelle der Verzweigungs- und die Argumentstelle<br />
der Selektionssymbole kann eigentlich beliebig sein, da diese Operationen schon aufgrund der<br />
zughörigen Reduktionsregeln an diesen Stellen strikt sind.<br />
In Übereinstimmung mit den bisherigen Definitionen des Rechenbereichs ist TC,cbv = T ⊥ C und<br />
TC,cbn = T∞ C,⊥ . Wie wir gesehen haben sind dies die beiden extremen möglichen Rechenbereiche.<br />
Ganz generell stellt cbv allerdings kein Extrem der erzwungenen Striktheit dar. Die Verzweigungssymbole<br />
sind an der 2. und 3. Argumentstelle immer noch nicht-strikt. Aber wir haben schon in<br />
4.2.1 festgestellt, daß völlig strikte Verzweigungen nicht mehr sinnvoll einsetzbar wären.<br />
In der ς-Fixpunktsemantik zeigt sich die Bedeutung der erzwungenen Striktheit ς.<br />
5.2 Die ς-Fixpunktsemantik<br />
5.2.1 Definition der ς-Fixpunktsemantik<br />
Die Definition der ς-Fixpunktsemantik erfolgt völlig analog zur cbv- und cbn-Fixpunktsemantik.<br />
In der ς-Interpretation werden die möglichen Striktheiten aller Operationen entsprechend der erzwungenen<br />
Striktheit eingeschränkt.<br />
Definition 5.4 ς-Interpretation<br />
Sei 〈TC,ς, ✂〉 die ω-vollständige Halbordnung des Rechenbereichs. Sei<br />
α : <br />
Σn→[(TC,ς) n →TC,ς]<br />
n∈IN<br />
eine Zuordnungsfunktion von ω-stetigen Operationen an die Operationssymbole mit<br />
α(G)(t 1, . . .,t n) = G(t 1, . . .,t n) , wenn G nicht erzwungen strikt für t ist<br />
für alle G (n) ∈ C, t 1, . . .,t n ∈ TC,ς, und<br />
α(g)(t 1, . . . , t n) = ⊥ , wenn g erzwungen strikt für t ist,<br />
für alle g (n) ∈ Σ und t 1, . . .,t n ∈ TC,ς.<br />
Eine ω-vollständige Σ-Algebra 〈TC,ς, ✂, α〉 heißt ς-Interpretation.<br />
Die Menge aller ς-Interpretationen zu festem ς und Σ wird mit IntΣ,ς bezeichnet. 〈IntΣ,ς, ⊑〉 ist die<br />
kanonische Halbordnung aller ς-Interpretationen. ✷<br />
Man versichere sich, daß die Spezialfälle der cbv- und der cbn-Interpretation genau mit unseren<br />
früher gegebenen Definitionen 4.3, S. 55, respektive 4.7, S. 65, übereinstimmen.<br />
Auch die ς-Transformation wird analog zu den cbv- und cbn-Semantiken definiert. Da das semantische<br />
Patternmatching jetzt jedoch komplizierter ist, definieren wir zuerst den Begriff des<br />
semantischen ς-Matchens, den wir dann direkt bei der ς-Transformation einsetzen.<br />
Definition 5.5 Semantisches ς-Matchen<br />
Ein Termtupel t ∈ (TC,ς) n heißt genau dann mit einem Redexschema f (n) (p) ∈ RedSP vermittels<br />
einer Variablenbelegung β : Var(p)→TC,ς semantische ς-matchbar, wenn<br />
∀i ∈ [n]. (ς(f)(i) = tt ⇒ t i = ⊥)<br />
∧ pi[⊥/Var(pi)] ✂ t i<br />
∧ [[pi]] alg<br />
⊥ς,β = t i<br />
✷