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82 Grundlagen<br />
verantwortungsvolles Handeln aller Kommunikati<strong>on</strong>spartner können mit Hilfe der<br />
Chaostheorie entwickelt werden.<br />
Die Modellierung der Zusammenhänge erfolgt aus der Analyse der wichtigsten<br />
Problemfelder, bei denen die einzelnen Aspekte, die Beziehungen, die Kräfte, die Strategien<br />
und die jeweilige Einflußnahme identifiziert werden. Erst <strong>im</strong> Kapitel „Probleme” werden<br />
genauer die oben genannten Zusammenhänge dargestellt und <strong>im</strong> Kapitel „Lösungen” werden<br />
Ansätze zur chaostheoretischen Gestaltung aufgezeigt.<br />
2.11.2 Grundlagen zum Verständnis der Chaostheorie<br />
Im folgenden Abschnitt werden die Grundlagen für das Verständnis zur Chaostheorie<br />
geschaffen, indem die Entwicklungsgeschichte, wichtige Erkenntnisse und die nichtlineare<br />
Modellierung erklärt werden. Im Anhang sind die verwendeten Begriffe der Chaostheorie<br />
ausführlicher beschrieben.<br />
Im Buch „Die Entdeckung des Chaos“ beschrieben John Briggs und F. David Peat die<br />
Chaostheorie und den Zusammenhänge sehr plastisch [Bri86], [BP93]. Darin wird die<br />
Chaostheorie als Betrachtung der Ganzheitlichkeit der Welt beschrieben. Die Welt ist ein<br />
dynamisches System. Es gibt keine klare Trennung zwischen der Welt des Chaos und der Welt<br />
der Ordnung. Es besteht eine Harm<strong>on</strong>ie zwischen Ordnung und Chaos. Es ist der Ursprung des<br />
Unermeßlichen und des Kreativen. Es gibt zwei Sichtweisen des Chaos. Ein aktives Chaos<br />
besitzt Kräfte, die neue Ordnung erschaffen. Das passive Chaos ist die Darstellung v<strong>on</strong><br />
Zuständen, die eine Abnutzung oder eine Erschöpfung der Welt beschreibt. Zufall und<br />
Wahrscheinlichkeit sind Schlüsselelemente v<strong>on</strong> mechanischen Abläufen in einer komplexen<br />
Gestalt. Nichtlineare Gleichungen können das Chaos beschreiben, darstellen und komplexe<br />
Ereignisse nachbilden [Pet82], [Pet87].<br />
Die Anfänge der Chaostheorie begannen mit Edward Lorenz, Meteorologe am<br />
Massachusetts Institute of Technology, der 1961 eine beunruhigende Entdeckung machte. Er<br />
fand heraus, daß die Treffsicherheit einer langfristigen Wettervorhersage durch zusätzliche<br />
Informati<strong>on</strong>, wie Windgeschwindigkeit, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und<br />
S<strong>on</strong>nenflecken, nicht gesteigert wurde. Lorenz führte das darauf zurück, daß dynamische<br />
Systeme aus so vielen wechselwirkenden Elementen bestehen, daß sie selbst auf den<br />
winzigsten Faktor empfindlich reagieren können. Aus Lorenz‘ Erkenntnis folgte, daß die<br />
bisherige Annahme noch st<strong>im</strong>mt: Komplizierte dynamische Systeme werden tatsächlich durch<br />
ihre Ursachen determiniert. Wenn wir <strong>im</strong>stande wären, alle Ursachen zu erkennen, könnten wir<br />
ihr zukünftiges Verhalten durchaus vorhersagen. Aber, so Lorenz‘ Feststellung, die Zahl der<br />
Faktoren, die ein solches System beeinflussen, ist praktisch unendlich. Es besteht eine<br />
Unschärferelati<strong>on</strong>. Nach dieser Entdeckung beschäftigten sich viele Wissenschaftsgebiete v<strong>on</strong><br />
der Physik bis zur Medizin mit dynamischen Systemen. Sie fanden neue Gesetze, die das Bild<br />
der Wirklichkeit änderten. Die Wissenschaftler, die die Natur bislang als Ordnung verstanden<br />
hatten, erforschten in ihr zunehmend das Chaos [For69], [Gra79].<br />
Lorenz und andere Wissenschaftler zeigten die extreme Empfindlichkeit für<br />
Anfangsbedingungen bei dynamischen Systemen auf. Die Empfindlichkeit rührt v<strong>on</strong> der<br />
Tatsache her, daß komplexe Systeme der Rückkopplung unterliegen. Die Terme, wiederholt<br />
mit sich selbst multipliziert, bilden die Rückkopplung. Die Rückkopplung kann sowohl positiv<br />
als auch negativ sein, sie kann Einflüsse verstärken oder dämpfen. Die Rückkopplung kann die<br />
ganzheitliche Verknüpfung sichtbar machen, indem sie einen „äußeren“ oder „inneren“<br />
Einflußfaktor, v<strong>on</strong> dem wir nichts ahnen, verstärkt. Am interessantesten bei einem<br />
dynamischen System sind die Übergangsbereiche – Wendepunkte, bei denen das System v<strong>on</strong><br />
Einfachheit zu Komplexität übergeht, wenn eine kleine Änderung eine unverhältnismäßig<br />
große Wirkung zeigt. Sie stellen die kritischen Punkte <strong>im</strong> System dar.<br />
In den siebziger Jahre erfand der IBM-Forscher Benoit Mandelbrot eine neue Geometrie,<br />
die er als fraktale Geometrie bezeichnete. Die fraktale Geometrie beschreibt die Wege und<br />
Spuren, die der Ablauf der dynamischen Aktivität zurückläßt. Fraktale sind Abbilder der