Innere Sicherheit
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Seite 160<br />
PSB<br />
Bundeskriminalamt mit den Landeskriminalämtern erarbeitete Konzept zur "Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität<br />
im Vorfeld" mit dem Ziel, polizeirechtliche Handlungsspielräume besser als bisher zu<br />
nutzen, um frühzeitig betrügerisch handelnde Personen erkennen zu können, ist deshalb ein wichtiger<br />
Schritt in die richtige Richtung.<br />
Außerstrafrechtliche präventive Maßnahmen müssen strafrechtliche Prävention in hohem Maße ergänzen.<br />
Aufklärungsmaßnahmen, Maßnahmen der Selbstkontrolle und des Selbstschutzes müssen gleichberechtigt<br />
neben einer intensiven Nutzung zivilrechtlicher und polizeirechtlicher Handlungsspielräume stehen.<br />
Initiierung und Förderung von Maßnahmen des Selbstschutzes wird nicht ausreichen. Erforderlich wird<br />
auch die Prüfung sein, wie Anreizstrukturen für wirtschaftsdelinquentes Handeln verändert werden können,<br />
insbesondere durch Änderung des ökonomischen Bezugsrahmens, und wie präventive privatwirtschaftliche<br />
Kontrollen gefördert und die Deliktskosten für die Täter gesteigert werden können.<br />
Die mit dem Wirtschaftsstrafrecht angestrebten general- und spezialpräventiven Ziele setzen eine effektive<br />
und konsequente Anwendung des Strafrechts voraus. Insoweit werden von der Praxis vor allem eine<br />
verbesserte und verstärkte Aus- und Fortbildung gefordert, eine Intensivierung des Erfahrungsaustausches<br />
zwischen den Behörden, eine Verbesserung der sächlichen und personellen Ressourcen, eine Prioritätensetzung<br />
im Bereich der Strafverfolgung sowie eine Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit<br />
und eine Vereinfachung der internationalen Rechtshilfe.<br />
2.5 Korruption<br />
Kernpunkte<br />
♦ Die bekannt gewordenen Fälle von Korruption sind nie sehr zahlreich gewesen. 1999 wurden in der<br />
Bundesrepublik wegen dieser Delikte rund 3.000 Fälle polizeilich registriert; dies waren 0,05% des<br />
gesamten polizeilichen Fallaufkommens. Verurteilt wurden wegen dieser Delikte - in den alten Ländern<br />
- in den letzten Jahren weniger als 500 Personen pro Jahr.<br />
♦ Aufsehen erregende Korruptionsskandale haben allerdings den Glauben an die Unbestechlichkeit der<br />
öffentlichen Bediensteten beeinträchtigt.<br />
♦ In den letzten Jahren nahm die Zahl der polizeilich registrierten Fälle leicht zu. Dies legt nicht zwingend<br />
den Schluss nahe, dass Korruption tatsächlich zugenommen hat. Denn die Zahl der bekannt gewordenen<br />
Fälle ist nicht unabhängig von den auf die Ermittlung verwendeten personellen und sächlichen<br />
Ressourcen. Es ist plausibel anzunehmen, dass die Sensibilisierung für Korruption und die in<br />
den letzten Jahren intensivierten Anstrengungen, geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption<br />
zu treffen, zu einer erhöhten Feststellung von Korruptionsfällen geführt haben.<br />
♦ Das Dunkelfeld wird freilich auf ein Vielfaches der bekannt gewordenen Fälle geschätzt. Am Korruptionsdelikt<br />
sind auf beiden Seiten nur "Täter" beteiligt, der Vorteilsgeber und der Vorteilsnehmer.<br />
Bei derartigen Delikten ohne unmittelbare Opferbeteiligung fehlt in der Regel der Geschädigte, der<br />
die Tat wahrnehmen und zur Anzeige bringen könnte. Empirische Untersuchungen zum Dunkelfeld<br />
der Korruption, die diese Vermutungen zum (wahren) Ausmaß von Korruption erhärten, liegen nicht<br />
vor. Angesichts der Deliktsstruktur sind mit herkömmlichen Dunkelfeldforschungen in diesem Bereich<br />
kaum verlässliche Ergebnisse zu erzielen.<br />
♦ Die Sozialschädlichkeit von Korruption wird in den hohen materiellen und immateriellen Schäden<br />
gesehen. Hohe materielle Schäden entstehen vor allem im Bereich des Vergabewesens der öffentlichen<br />
Hände, insbesondere im Bereich der Bauverwaltung. Die auf bekannt gewordene Fälle gestützte<br />
Hochrechnung, jährlich würden allein in diesem Bereich Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe<br />
entstehen, ist indes in hohem Maße spekulativ. Immaterielle Schäden werden in der Verzerrung des<br />
Leistungswettbewerbs gesehen. Noch schwerwiegender ist der Verlust des Vertrauens in die von<br />
sachfremden Erwägungen unbeeinflusste Entscheidung.<br />
♦ Der Bestechung in der Wirtschaft muss in Zukunft mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.