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Innere Sicherheit

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PSB Seite 117<br />

insbesondere durch das Personal - fallen mit 3% zahlenmäßig kaum ins Gewicht, wohl aber bezogen auf<br />

den Schaden. Durch das Personal werden oft höherwertige Gegenstände und zwar über längere Zeiträume<br />

gestohlen. Allein im Hellfeld wurde 1999 ein Schaden durch sonstigen einfachen Diebstahl in Warenhäusern<br />

- meist Personaldelikte - in Höhe von immerhin ca. 40 Mio. DM registriert. Der Gesamtschaden<br />

durch einfachen Ladendiebstahl wird dagegen mit 73 Mio. DM angegeben.<br />

Es lohnt sich, die Problematik des Ladendiebstahls etwas genauer zu analysieren, zumal sie wiederkehrend<br />

Gegenstand kriminalpolitischer Kontroversen ist.<br />

2.3.4.1 Ladendiebstahl<br />

Ladendiebstahl stellt einen Sonderfall innerhalb des Kriminalitätsgeschehens dar. Die Sozialstruktur der<br />

Täter entspricht weitgehend dem Bevölkerungsquerschnitt. An kaum einer anderen Deliktart sind Frauen<br />

(40%) so stark beteiligt. Jeder sechste entdeckte Täter ist ein Kind, jeder zehnte Rentner. 70% der Täter<br />

sind bislang im selben Land unauffällig gewesen. 352 In den letzten Jahren wurden somit jährlich zwischen<br />

350.000 und 450.000 Bürger erstmalig polizeilich auffällig, indem sie in Warenhäusern und Supermärkten<br />

Sachen stahlen, die sie sich vom Preis her meist ohne weiteres hätten kaufen können. Der Wert der<br />

gestohlenen Ware macht in der Mehrheit der Fälle (51,5%) weniger als 25 DM aus; in vier von fünf Fällen<br />

liegt er unter 100 DM. 353<br />

2.3.4.1.1 Dunkelfeld und Schäden<br />

Die Dimension dieses Delikts deutet sich in der PKS nur an; man muss bei Ladendiebstahl von einem<br />

beträchtlichen Dunkelfeld ausgehen. Dessen Größe wird unterschiedlich eingeschätzt. Empirische Anhaltspunkte<br />

sind rar. Aus einer repräsentativen Stichprobe 16 - bis 17-jähriger Jugendlicher in Bremen<br />

berichteten 30%, während der vergangenen 12 Monate einen oder mehrere Diebstähle (nicht nur Ladendiebstähle)<br />

begangen zu haben; 2,5% von ihnen waren für einfachen Diebstahl im Erziehungsregister des<br />

Bundeszentralregisters (BZR) erfasst 354 ; das entspricht einer Relation von 1:12. Eine noch laufende<br />

Längsschnittstudie über Abgänger von Haupt- und Sonderschulen deutet auf engere Relationen hin. Wiederum<br />

ergab sich für Jugendliche im Alter von etwa 16 Jahren eine Prävalenz für Diebstahl, gemessen<br />

durch Selbstbericht, von 30%. Für den gleichen Zeitraum wegen Diebstahls im Erziehungsregister des<br />

BZR erfasst waren nun 10%. Die zugunsten des Hellfeldes bessere Relation von 1:3 (statt 1:12) kann auf<br />

die unterschiedliche Zusammensetzung der Stichprobe (nur Haupt- und Sonderschüler, keine Realschüler<br />

und Gymnasiasten) zurückgehen, aber auch auf Verschärfung der Kontrollen in den neunziger Jahren.<br />

Die Dunkelfeld-Hellfeld-Relation verändert sich übrigens im Lebenslauf; mit zunehmendem Alter bleiben<br />

mehr Täter im Dunkelfeld. Als die gleiche Kohorte in das Alter von etwa 20 Jahren kam, betrug die<br />

Relation nur noch 1:9. 355<br />

In der Literatur wird der Anteil unentdeckter Ladendiebstähle zwischen 90 und 95% geschätzt; das entspricht<br />

Tat-Relationen zwischen 1:9 und 1:19. Eine konservative Schätzung, die alle Altersgruppen der<br />

Bevölkerung einbezieht und von mehr als einer Tat je Täter ausgeht, könnte eine Täterrelation von 1:10<br />

ansetzen. Für 1999 käme man bei 497 963 Tatverdächtigen dann auf etwa 5 Millionen Täter. Setzt man<br />

diese Zahl in Relation zur Wohnbevölkerung von ca. 82 Mio., wären jährlich etwa 6% der Bürger als<br />

Ladendiebe aktiv, und zwar in jedem Jahr überwiegend andere.<br />

352 Vgl. ebenda, Tabelle 87, S. 124.<br />

353 Vgl. ebenda, S. 158 f.<br />

354 Vgl. SCHUMANN, K. F. u. a., 1987, S. 156, 35.<br />

355 Die Bremer Haupt- und Sonderschulabgänger-Studie wird von Karl F. Schumann am Sonderforschungsbereich 186 durchgeführt;<br />

die mitgeteilten Ergebnisse sind bislang noch unveröffentlicht.

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