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Innere Sicherheit

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Seite 118<br />

PSB<br />

Bei der repräsentativen Bevölkerungsumfrage ALLBUS 1990 räumte jeder sechste Befragte ein, schon<br />

mal einen Ladendiebstahl begangen zu haben. Dabei wurden nur Erwachsene befragt; Jugendliche und<br />

Kinder, deren Anteil regelmäßig mehr als ein Drittel der Tatverdächtigen ausmacht, waren nicht einbezogen.<br />

Eine Ausweitung der Befragung auf die Altersgruppe Minderjähriger hätte zu einem höheren Prozentsatz<br />

geführt.<br />

Bei der Bestimmung des Schadens kann nicht der Wert der bei den gefassten Tätern gefundenen Waren in<br />

Ansatz gebracht werden, weil regelmäßig die von ihnen gestohlenen Gegenstände dem Geschäft zurückgegeben<br />

werden. Es muss vielmehr um die Schätzung des durch nicht entdeckten Ladendiebstahl verursachten<br />

Schadens gehen. Dafür werden zwei Ansätze benutzt. Entweder wird der Gesamtwert der von<br />

gefassten Ladendieben an sich genommenen Waren (1999: 73.350.311 DM) als Basis herangezogen.<br />

Durch Multiplikation mit einer geschätzten Dunkelfeld-Relation kann der Gesamtschaden kalkuliert werden.<br />

Oder die Inventurdifferenz des Handels (etwa 1,2% des Bruttoumsatzes) wird als Ausgangspunkt<br />

genommen, und der Anteil verschiedener Verlustquellen daran geschätzt. Neben Diebstahl durch Kunden<br />

und Personal gehören dazu Bruch, Verderb der Waren, Fehler bei Wareneingang, falsche Preisauszeichnung<br />

und Irrtümer beim Verkauf sowie logistische Mängel. Über den Anteil, den Personaldelikte ausmachen,<br />

variieren Schätzungen zwischen 20 und 40 Prozent. 356 Entsprechend bewegen sich die Schätzungen<br />

des Anteils von Kundendiebstahl zwischen 40 und 55%. 357 Diese zweite Schätzmethode ergibt ein Vielfaches<br />

der ersten und ist deshalb umstritten. Wie der Handel diese regelmäßig auftretende und daher seit<br />

längerem bekannte Inventurdifferenz von etwa 1,2% durch Gegenmaßnahmen zu senken versucht, ist<br />

eine Frage der Investitionen in <strong>Sicherheit</strong>stechnik. Mit Hilfe von elektronischen <strong>Sicherheit</strong>stechnologien<br />

wird eine Halbierung der Inventurdifferenzen für möglich gehalten.<br />

2.3.4.1.2 Problemanalyse<br />

Da Ladendiebstahl jährlich etwa 10% der Gesamtkriminalität und fast 20% aller Diebstähle überhaupt<br />

ausmacht, und somit durch bessere Prävention die Kriminalitätsrate erheblich gesenkt werden könnte,<br />

lohnt ein näheres Eingehen auf die Rahmenbedingungen dieser Straftat.<br />

(1) Ladendiebstahl ist ein Kontrolldelikt. Er wird nur entdeckt, wenn der Spürsinn von Personal und Detektiven<br />

erfolgreich eingesetzt wurde. Dies hat zweierlei Konsequenzen. Erstens hängt die Zahl registrierter<br />

Delikte weitgehend von den Überwachungsstrategien der Mitarbeiter und Detektive ab sowie von<br />

dem Aufwand, der technischen <strong>Sicherheit</strong>svorkehrungen eingeräumt wird. Je besser die relative Kontrolldichte,<br />

desto höher ist die Zahl entdeckter Täter. 358<br />

Zweitens hängt bei Kontrolldelikten die soziale Zusammensetzung der Tatverdächtigen von Verdachtsstrategien<br />

der Detektive ab. Deren Selektionskriterien leiten die gezielte Überwachung von Kunden an.<br />

Gesteigerte Aufmerksamkeit für bestimmte Personenkreise (z. B. mutmaßliche Asylbewerber) erhöht<br />

deren Anteil unter den gefassten Dieben. Es ist nicht auszuschließen, dass deshalb in den letzten Jahren<br />

(nach Rückgang der Asylbewerberzahlen) in wachsendem Maße Kinder als Tatverdächtige identifiziert<br />

wurden. Mittlerweile werden mehr als die Hälfte der insgesamt einer Tat verdächtigten Kinder wegen<br />

Ladendiebstahls der Polizei gemeldet. Es bedarf weiterer Recherche, ob sich darin eine Tendenz niederschlägt,<br />

die als "Lüchow-Dannenberg-Syndrom" bekannt ist: Je günstiger die Relation „Taten je Polizist“<br />

ausfällt, desto mehr Bagatellen und Taten von Kindern werden verfolgt 359 . Auch eine gesunkene Toleranz<br />

gegenüber Normbrüchen der Kinder kann eine Rolle spielen.<br />

356 Vgl. VON POGRELL, H., 1999, S. 45; SCHMECHTIG, B., 1982, S. 4.<br />

357 Vgl. PETERSEN, O., 1997, S. 16.<br />

358 Vgl. MICHAELIS, J., 1991, S. 35.<br />

359 Vgl. PFEIFFER, C., 1987, S. 34.

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