Innere Sicherheit
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PSB Seite 207<br />
hochprozentigen Spirituosen betrifft, äußerst unterschiedlichen Bewertungen, je nachdem ob sich die<br />
einzelnen Staaten und Gesellschaften in einer eher tolerierenden oder in einer eher strikt abstinenzlerisch<br />
orientierten Teiltradition bewegen. Diese unterschiedlichen Bewertungen führen bis in die Gegenwart zu<br />
unterschiedlichen Kontrollstrategien bis hin zur Kriminalisierung des Alkoholkonsums als solchem unter<br />
bestimmten äußeren Umständen.<br />
Für die zweite Variante bietet das Nikotin in Gestalt des Tabaks ein gutes Beispiel: Ursprünglich war der<br />
Tabak eine fremde Droge, im 16. Jahrhundert in Folge der Entdeckung und Eroberung der Neuen Welt<br />
durch die Konquistadoren nach Europa gebracht. Der Tabakkonsum setzte sich dann schnell durch 700 , je<br />
nach regionaler Tradition hauptsächlich in Form des Rauchens, des Schnupfens oder des Kauens. Die<br />
medizinischen Gefahren wurden freilich immer wieder thematisiert, ohne jedoch die gesellschaftliche<br />
Akzeptanz insgesamt entscheidend zu schwächen. Eine fundamentale Neubewertung zurück zum Negativen<br />
bahnt sich in den jüngsten Jahren unter Vorreiterrolle der USA an.<br />
Der Ausbreitung verschiedener Drogen kann an dieser Stelle nicht im Einzelnen nachgegangen werden,<br />
erst recht nicht den weiteren - in einer Gesamtschau stets mit zu berücksichtigenden - Aspekten, wie beispielsweise<br />
den wirtschaftlichen Interessen, die mit dem Anbau, der Herstellung, dem Vertrieb, dem Konsum<br />
von Drogen und der Folgenbeherrschung verbunden sind, gerade auch in modernen industriellen und<br />
post-industriellen Massengesellschaften. Wenigstens ihre Erwähnung erscheint indes unerlässlich, um das<br />
Bewusstsein dafür zu schärfen, dass der gesamte soziokulturelle und sozioökonomische Kontext in Betracht<br />
zu ziehen ist, wenn man die Lage, d. h. das Auftauchen kulturfremder neuer Drogen und der dadurch<br />
hervorgerufenen Störungen, verstehen und die Reaktionsmöglichkeiten, insbesondere dem möglichen<br />
Erfolg einer isoliert repressiven Bekämpfung, realistisch einschätzen will. Dabei die gewohnten<br />
legalen oder gerade seit kurzem legalisierten Drogen (oder Suchtmittel) strikt von den illegalen getrennt<br />
zu behandeln und zu gewichten, würde einen verkürzten Ansatz bedeuten. 701 In einem <strong>Sicherheit</strong>sbericht<br />
zum Thema "Drogen und Kriminalität" liegt freilich eine pragmatische Konzentration auf die illegalen<br />
Drogen nahe, verbunden mit vergleichenden Betrachtungen zum Alkohol als Leitdroge unserer Gesellschaft.<br />
2.8.2 Prävalenz von Drogenerfahrung und Drogenkonsum in der Bevölkerung<br />
2.8.2.1 Alkohol<br />
Zum Alkoholkonsum macht das "Jahrbuch Sucht 2001" unter Auswertung internationaler Statistiken und<br />
mit detaillierten Tabellen eindrücklich klar, wie sehr er nach wie vor gesellschaftlich akzeptiert bzw.<br />
dominant ist: "Zwar war der Alkoholkonsum in Deutschland in den letzten Jahren rückläufig, gleichwohl<br />
liegt er im internationalen Vergleich nach wie vor auf relativ hohem Niveau. Beim Bierverbrauch nimmt<br />
Deutschland die dritte Position ein (...), beim Spirituosenverbrauch die 16. Position (...) und beim Weinkonsum<br />
die 15. Position (...). Insgesamt hält Deutschland beim Alkoholverbrauch pro Einwohner gemeinsam<br />
mit Irland die vierte Stelle, wobei das Konsumniveau von 10,8 Litern (nach dem alten, internationalen<br />
Berechnungsmodus) reinen Alkohols nur wenig unter dem Spitzenwert von Luxemburg liegt (...)." 702<br />
Die im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführten Repräsentativerhebungen zum<br />
Gebrauch psychoaktiver Substanzen weisen zwischen 1990 und 1997 eine nach wie vor hohe, wenngleich<br />
im Langfristvergleich weiterhin leicht rückläufige Tendenz der Verbreitung und Häufigkeit des Alkohol-<br />
700 Vgl. HESS, H., 1987. Er spricht in der Vorbemerkung (S. 7) davon, dass der Siegeszug des Tabaks über die Welt die größte<br />
Drogenepidemie aller Zeiten gewesen sei, und vom Tabak als einer "Droge der Superlative und Paradoxien". Zum aktuellen<br />
Stand des Tabakkonsums siehe JUNGE, B., 2000, S. 31 ff.; KRAUS, L. und AUGUSTIN, R., 2000, S. 127 ff.<br />
701 Die Bundesregierung trägt dieser Idee in ihrem Neuansatz zur Drogen- und Suchtpolitik Rechnung; siehe hierzu insbesondere<br />
die Arbeit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, die sowohl im Internet (http//www.bmgesundheit.de/themen/drogen/)<br />
als auch im Drogen- und Suchtbericht 1999 (BUNDESMINISTERIUM FÜR GESUNDHEIT, 2000) dokumentiert wird.<br />
702 DEUTSCHE HAUPTSTELLE GEGEN DIE SUCHTGEFAHREN, 2000, S. 25 m. w. N.