Innere Sicherheit
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Seite 204<br />
PSB<br />
Strafbarkeit"). Gerade im Bereich rechtsextremistischer Propaganda stoßen die deutschen Strafverfolgungsbehörden<br />
an Grenzen, beispielsweise wenn die tatrelevanten Rechner in den USA oder in Kanada<br />
stehen, wo solche Aktivitäten dem Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung unterliegen und daher<br />
nicht strafbar sind. 695<br />
2.7.6 Ausblick<br />
Angesichts der zu erwartenden Steigerung der Anzahl von Internet-Nutzern und der weiteren Kommerzialisierung<br />
des Netzes sowie zunehmenden polizeilichen Aktivitäten zur Aufhellung des Dunkelfeldes,<br />
muss in den kommenden Jahren mit steigenden Fallzahlen von Kriminalität im Internet gerechnet werden.<br />
In diesem Zusammenhang dürften die Verbreitung verbotener Bilder und Schriften sowie Betrugsdelikte<br />
in vielfältigen Erscheinungsformen die Mehrzahl der Delikte ausmachen. Dabei werden die Möglichkeiten<br />
des Internet zur Wahrung der Anonymität, zur Verschlüsselung von Nachrichten (Kryptografie) sowie<br />
zur Erschwerung der Nachvollziehbarkeit von Absenderadressen ausgenutzt.<br />
Neben die bisher bekannten Kriminalitätsformen im Internet werden weitere kriminelle Vorgehensweisen<br />
treten. Vorstellbar sind betrügerische Manipulationen von Börseninformationen im Rahmen des Online-<br />
Brokerage zur Beeinflussung von Aktienkursen, international organisierte Geldwäsche unter Ausnutzung<br />
von Online-Banking und Cybermoney oder die Umgehung nationaler Import- und Exportbeschränkungen<br />
im Rahmen des Internet-Trading. Ein mittelbarer Einfluß wird dem Internet bei der Vorbereitung und<br />
Durchführung konventioneller Straftaten zukommen, da die Nutzung sicherer, allgemein zugänglicher<br />
Kryptierungsverfahren für eine konspirative Kommunikation geradezu ideale Voraussetzungen bildet.<br />
Darüber hinaus wird es zu einer - zumindest teilweisen - Professionalisierung der Täter kommen. Da bei<br />
geringem Risiko hohe Gewinne möglich sind, bestehen entsprechende Anreize für Erpressungen, Wirtschaftsspionage<br />
oder die kriminelle Eliminierung von konkurrierenden E-Commerce-Anbietern. Dies<br />
kann den Einfallsreichtum und das technische Finesse von Internet-Attacken vorantreiben.<br />
Durch die Schaffung internationaler Mindeststandards, welche Medieninhalte, die beispielsweise zu<br />
Volksverhetzung und Rassenhass aufrufen, unter Strafe stellen, könnte die Bekämpfung von Kriminalität<br />
im Internet verbessert werden ohne die Dynamik des Internets durch Überregulierung zu ersticken.<br />
Die Fallzahlen im Zusammenhang mit Angriffen auf die <strong>Sicherheit</strong>, Zuverlässigkeit und Integrität von<br />
Daten werden ebenfalls steigende Tendenz haben. Im Internet sind hinreichend detaillierte Informationen<br />
über Virenprogrammierung, Schwachstellen von Betriebssystemen und Netzwerken, Durchführung von<br />
Hackingangriffen u.ä. für jeden Interessierten verfügbar. Zusätzlich werden ausgefeilte Softwaretools<br />
angeboten, die selbst dem technischen Laien die Durchführung solcher Angriffe ermöglichen. Die Bedeutung<br />
des Internets als Wirtschaftsfaktor, insbesondere im Hinblick auf die Rolle geldwerter Transaktionen<br />
im Internet wie Online Banking und E-Commerce, hängt ganz wesentlich von der Akzeptanz der<br />
Nutzer ab. Sollte das Internet aufgrund beobachtbarer Kriminalität ein negatives Image erhalten, könnte<br />
dies der öffentlichen Akzeptanz abträglich sein. Deshalb wird Sorge dafür zu tragen sein, dass schützenswerte<br />
Ziele der <strong>Sicherheit</strong> in der Informationstechnik (IT-<strong>Sicherheit</strong>) wie Verfügbarkeit, Vertraulichkeit,<br />
Integrität und Zurechenbarkeit weitestgehend erreicht werden können. 696 Durch eine Sensibilisierung<br />
der Anwender und die Einhaltung grundlegender IT-<strong>Sicherheit</strong>sregeln werden sich Angriffe auf die <strong>Sicherheit</strong>,<br />
Zuverlässigkeit und Integrität von Daten nicht völlig verhindern lassen. Vielmehr kann davon<br />
ausgegangen werden, dass Attacken, die mit hinreichender krimineller Energie durchgeführt werden,<br />
auch weiterhin großen Schaden anrichten können. Konkrete Hinweise hinsichtlich einer Professionalisierung<br />
der Hackerszene im Sinne eines "Information Warfare" existieren jedoch derzeit nicht.<br />
695 Vgl. WIEDEMANN, P., 2000, S. 236 f.<br />
696 Zu den Schutzzielen der IT-<strong>Sicherheit</strong> im Internet vgl. BÜLLINGEN, F.,1999, S. 28 ff.