04.12.2012 Aufrufe

Innere Sicherheit

Innere Sicherheit

Innere Sicherheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

PSB Seite 315<br />

justiziellen Umgangs mit Zuwanderern ist die häufigere Anordnung von Untersuchungshaft gegenüber<br />

Zuwanderern ohne deutschen Pass 984 , auf die erfahrungsgemäß später oft eine Verhängung von Freiheitsstrafen<br />

folgt. Insgesamt gesehen besteht allerdings eine mangelhafte Datenlage; vergleichende Untersuchungen<br />

der Strafverfahren gegen Zuwanderer und Deutsche von der Anzeige bis zur rechtskräftigen<br />

Entscheidung sind dringend erforderlich, um Basiswissen über den Umgang von Polizei und Justiz mit<br />

Straftaten von Zuwanderern zu schaffen.<br />

2.11.1.6 Bilanzierende Einschätzung aufgrund aller Quellen<br />

Auch wenn ein vorsichtiger Quellenvergleich in den Daten der PKS Überschätzungen vermuten lässt, ist<br />

mit Blick auf die teilweise schwierigen Lebenssituationen verschiedener Zuwanderergruppen ohne deutschen<br />

Pass auch im Einklang mit bestimmten kriminologischen Theorien (Anomietheorie, Labeling Ansatz)<br />

anzunehmen, dass eine im Vergleich zu den - im Schnitt nicht so stark sozial benachteiligten - Deutschen<br />

höhere Kriminalitätsbelastung der nichtdeutschen Zuwanderer existiert.<br />

Die Frage, in welchem Umfang die PKS-Daten die Kriminalität der Zuwanderer überschätzen, wird unterschiedlich<br />

beurteilt. Während einige Kriminologen vermuten, bei Kontrolle aller statistischen Verzerrungsfaktoren<br />

würde sich keine höhere Belastung ergeben, die Mehrfachbelastung sei ein Artefakt der<br />

Statistik 985 , geht dieser Bericht (mit der Mehrzahl der Kriminologen 986 ) von einer tatsächlich bestehenden<br />

höheren Belastung (zumindest einiger Gruppen) von Nichtdeutschen aus, die zusätzlich durch eine intensivere<br />

Kontrolldichte überlagert wird. Unter dieser Prämisse sind nun die Befunde der PKS 1999 zu betrachten<br />

und einzuschätzen. Nach den Daten der PKS beträgt der Anteil der Zuwanderer an allen Tatverdächtigen<br />

im Jahre 1999 26,6%; ohne die Verstöße gegen das Ausländerrecht sind es 20,4%. Der Anteil<br />

ist ungefähr wieder auf den Stand gesunken, der vor der Öffnung der Grenzen zu den ehemals sozialistischen<br />

Staaten und der anschließenden Wanderungsbewegung gegeben war (vgl. Schaubild 2.11.1-3).<br />

Schaubild 2.11.1-3: Entwicklung der Tatverdächtigenanteile Nichtdeutscher 1987-1999*<br />

Anteil in Prozent<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

16,7<br />

21,8<br />

17,9<br />

24,5<br />

19,8<br />

26,7<br />

22,2<br />

27,6<br />

23,5<br />

32,2<br />

33,6<br />

26 ,8 26,7<br />

30,1<br />

23,3<br />

28,5<br />

28,3<br />

27,9<br />

21,9 21 ,8 21 ,7<br />

Straftaten insgesamt<br />

27,1<br />

Straftaten ohn e Straftaten<br />

gegen AuslG und AsylVG<br />

26,6<br />

20,8 20,4<br />

87 88 89 90 91 92 93<br />

Jahr<br />

94 95 96 97 98 99<br />

* 1987 bis 1992 alte Länder, davon 1991 und 1992 einschließlich Gesamtberlin; seit 1993 Deutschland<br />

Datenquelle: Polizeiliche Kriminalstatistik.<br />

984 Vgl. VILLMOW, B., 1995, S. 161 mwN; JEHLE, J. M., 1995, S. 56.<br />

985 So z. B. GEIßLER, R. und N. MARIßEN, 1990, S. 663 ff.<br />

986 So z. B. ALBRECHT, H., 1993b; WALTER, M. und A. PITSELA, 1993.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!