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Innere Sicherheit

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Seite 72<br />

Anzeigequote von 60% fest. HEINZ, W. u. a. berichten bezogen auf das Jahr Anzeigequoten von 44,4%<br />

(SWB) und 61,4% (MTU). Neben unterschiedlichen Referenzzeiträumen und Berechnungsarten bei der<br />

Bestimmung der Anzeigequote 216 ist zu beachten, dass nach den Ergebnissen der KFN-Befragung ein<br />

großer Teil der Delikte im sozialen Nahraum von Partnerbeziehungen stattfindet, was von den gängigen<br />

Methoden der Opferbefragungen kaum erfasst wird, wo aber zugleich die Anzeigebereitschaft der Opfer<br />

extrem niedrig liegt. 217<br />

Die hauptsächlichen Gründe für eine Nichtanzeige sind in der Bundesrepublik Deutschland und international<br />

recht ähnlich. So findet sich nach den jüngsten deutschen Untersuchungen 218 bei Raubdelikten am<br />

häufigsten die Angabe, dass die Opfer die Angelegenheit selbst regeln wollen (29,3%) und die Einschätzung,<br />

dass die Polizei nichts hätte machen können (24%). Etwa ein Fünftel der Befragten hält die Opfererfahrung<br />

zudem nicht für so schwerwiegend. Bei den Körperverletzungsdelikten sind die Verhältnisse<br />

vergleichbar. 219<br />

2.1.8.2.1 Regionale Divergenzen des Anzeigeverhaltens<br />

Für die Bundesrepublik sind regionale Unterschiede des Anzeigeverhaltens bei der Beurteilung der polizeilichen<br />

Hellfelddaten zu berücksichtigen. So wurde festgestellt, dass 1991 das Dunkelfeld der nicht<br />

angezeigten Gewaltdelikte mit 71,8% in den neuen Ländern erheblich größer war als im Westen (62,9%).<br />

Besonders große Unterschiede zeigten sich bei den Körperverletzungsdelikten und dem Handtaschenraub,<br />

die im Westen etwa doppelt so häufig zur Anzeige gebracht wurden wie im Osten. Dementsprechend war<br />

Anfang der neunziger Jahre das Potenzial für eine Zunahme des Anzeigeverhaltens in den neuen Ländern<br />

größer als im Westen.<br />

Ferner finden sich in den alten Ländern deutliche Nord-Süd-Unterschiede. So hat die KFN-<br />

Opferbefragung des Jahres 1992 gezeigt, dass schwere Gewaltdelikte in Norddeutschland (Schleswig-<br />

Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen) zu 51,6% angezeigt wurden, im Süden (Baden-<br />

Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Saarland) lag die Anzeigequote dagegen bei 35,4%. 220 Eine<br />

entsprechende Tendenz zeigen auch die Befunde der KFN-Schülerbefragungen. So wurden von den jugendlichen<br />

Gewaltopfern aus allgemeinbildenden Schulen in Hamburg 13,8% aller Gewaltvorfälle des<br />

Jahres 1997 angezeigt, in München hingegen nur 8%. 221 Die Nord-Süd-Divergenzen polizeilich registrierter<br />

Gewaltkriminalität sind von daher zumindest teilweise auf regional unterschiedliche Dunkelfeldanteile<br />

zurückzuführen.<br />

2.1.8.2.2 Veränderungen des Anzeigeverhaltens<br />

National wie international zeigt sich, dass der größere Teil der Gewaltdelikte von den betroffenen Opfern<br />

den Strafverfolgungsbehörden nicht angezeigt wird. Besonders groß ist dieses Dunkelfeld im Bereich der<br />

Jugendgewaltdelikte. 222 Daraus resultiert ein erheblicher Spielraum für Veränderungen des Anzeigeverhaltens,<br />

weshalb regelmäßige Dunkelfeldstudien zur Analyse möglicher Zu- oder Abnahmen der Anzei-<br />

216 BOERS, K. u. a. fragten dazu nach dem Anzeigeverhalten bei letzten Delikt aus den vergangenen fünf Jahren. WETZELS, P u. a.<br />

hingegen erfragten das Anzeigeverhalten für alle Vorfälle aus den letzten 12 Monaten während HEINZ, W. u. a. bei den Opfern<br />

nach dem Anzeigeverhalten bezogen auf die letzten 12 Monate fragten, ohne dabei jeden einzelnen Vorfall explizit zu spezifizieren.<br />

217 Die Anzeigequote liegt hier deutlich unter 10%; vgl. WETZELS, P. und C. PFEIFFER, 1995.<br />

218 Vgl. HEINZ, W., SPIEß, G., SCHNELL, R. und F. KREUTER, 1998.<br />

219 Bei den Opfern sexueller Gewalt erfolgte hingegen kein einziges Mal die Angabe, dass der Vorfall nicht so schwerwiegend<br />

gewesen sei. Hier wurde vielmehr am häufigsten Angst vor Vergeltung (28,6%) sowie andere Gründe (33,3%) genannt.<br />

220 Bei leichten Gewaltdelikten lag die Anzeigequote im Norden bei 24%, im Süden hingegen 16,9%. Aufgrund der kleinen<br />

Fallzahlen war dieser Unterschied zwar statistisch nicht signifikant, wurde gleichwohl als Indiz für ein im Süden ausgeprägteres<br />

Dunkelfeld interpretiert, da sich auch zu den häufigeren Diebstahlsdelikten im Norden mit 27,7% eine statistisch auch signifikant<br />

höhere Anzeigequote ergeben hat als im Süden mit 10%; vgl. WETZELS, P. und C. PFEIFFER, 1996, S. 400.<br />

221 Im Jahr 2000 liegt die Anzeigequote in Hamburg bei 14,6%, während sie in München nur 10,3% beträgt.<br />

222 Vgl. PFEIFFER, C., DELZER, I., ENZMANN, D. und P. WETZELS, 1998.<br />

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