Innere Sicherheit
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Seite 90<br />
tionale Schätzungen, wonach 20-25% der Vergewaltigungen und 30-50% des sexuellen Kindesmissbrauchs<br />
durch solche jungen Täter begangen würden. 298 Angesichts kulturell stark unterschiedlicher<br />
Auffassungen darüber, was angemessenes und sozial abweichendes Verhalten im Bereich der Sexualität<br />
jeweils ist, verbieten sich einfache Übertragungen solcher Zahlen auf die Bundesrepublik. Gleichwohl<br />
sind Befunde amerikanischer Studien, wonach ein nicht unerheblicher Teil der erwachsenen Sexualstraftäter<br />
bereits als Jugendliche mit sexuellen Übergriffen aufgefallen waren, bedenkenswerte Hinweise auf<br />
die Notwendigkeit, derartiges Verhalten Minderjähriger als Hinweis auf mögliche Entwicklungsprobleme<br />
ernst und zum Anlass abklärender und helfender Maßnahmen zu nehmen, zumal sich bei den frühauffälligen<br />
Jugendlichen regelmäßig Kumulationen von Risiken erkennen lassen. 299<br />
2.2.1.3.1 Erkenntnisse aus den polizeilichen Tatverdächtigenstatistiken<br />
Wichtige Hinweise über die Täter sexueller Gewaltdelikte gegen Kinder sind im Längsschnitt in erster<br />
Linie den polizeilichen Tatverdächtigenstatistiken zu entnehmen. Hier besteht allerdings das Problem,<br />
dass bei Delikten, deren Tatbestand keine Altersgrenze vorsieht (wie die Vergewaltigung) keine nach<br />
dem Alter der Opfer differenzierten Angaben zu den Tatverdächtigen vorliegen. Von daher beschränkt<br />
sich die folgende Tabelle auf Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs (§§ 176-176b StGB). Ferner wird die<br />
Darstellung auf männliche Tatverdächtige beschränkt, da diese in diesem Deliktsbereich die weit überwiegende<br />
Mehrheit bilden.<br />
Tabelle 2.2.1-5:Männliche deutsche Tatverdächtige sexuellen Kindesmissbrauchs 1987-1999 nach Alter<br />
unter 14 Jahre 14 bis unter<br />
18 Jahre<br />
18 bis unter<br />
21 Jahre<br />
PSB<br />
ab 21 Jahre total Aufklärungsquote<br />
n TVBZ n TVBZ n TVBZ n TVBZ n TVBZ<br />
a 1987 147 9,4 386 26,4 297 20,5 2.743 13,7 3.573 14,6 60,2<br />
a 1988 144 9,2 435 32,6 258 18,5 3.055 14,9 3.892 15,7 59,9<br />
a 1989 126 7,9 400 32,7 276 21,4 3.257 15,7 4.059 16,3 58,8<br />
a 1990 164 10,0 429 37,6 232 19,3 3.620 17,1 4.445 17,7 60,4<br />
b 1991 169 9,7 403 35,6 255 22,6 3.874 17,6 4.701 18,1 60,7<br />
b 1992 149 8,4 415 36,6 266 26,1 4.319 19,5 5.149 19,8 61,9<br />
c 1993 252 10,4 574 38,4 315 27,1 5.208 19,1 6.349 19,6 63,4<br />
c 1994 272 11,1 561 36,5 335 30,3 5.143 18,8 6.311 19,5 67,2<br />
c 1995 219 8,9 641 40,4 336 30,3 5.377 19,6 6.573 20,2 67,2<br />
c 1996 286 11,4 704 43,3 355 31,4 5.339 19,4 6.684 20,4 67,6<br />
c 1997 355 14,0 818 49,2 403 34,6 5.854 21,3 7.430 22,6 69,8<br />
c 1998 360 14,1 834 49,4 397 33,4 5.851 21,2 7.442 22,5 70,5<br />
c 1999 392 15,1 828 49,1 415 33,8 5.431 19,6 7.066 21,3 72,4<br />
a Daten für alte Länder; b Daten für alte Länder mit Gesamtberlin; c Daten für Deutschland.<br />
Datenquelle: Polizeiliche Kriminalstatistik.<br />
Die Tatverdächtigenbelastungszahlen sind insgesamt in der Zeit von 1987 bis 1999 auf etwa das 1,5fache<br />
angestiegen. Allerdings zeigt sich seit 1997, trotz steigender Aufklärungsquoten, ein leichter Rückgang<br />
der TVBZ. In der Zeit von 1987 bis 1999 wurde die Aufklärungsquote um 12,2 Prozentpunkte gesteigert.<br />
Schon dadurch wäre, bei Konstanz aller übrigen Rahmenbedingungen, ein Anstieg der Tatverdächtigenbelastungszahlen<br />
um den Faktor 1,2 zu erwarten. Von 1993 bis 1999, also in dem Zeitraum, für den Daten<br />
aus Gesamtdeutschland vorliegen, stieg die Aufklärungsquote um neun Prozentpunkte (relativer Anstieg<br />
um 14,2%). Die TVBZ veränderte sich hingegen nur um 1,7 Fälle je 100.000 (relativer Anstieg um<br />
ncrjs.org/juvsexoff/sexbibtopic.html.<br />
298 Vgl. DEEGENER, G., 2000, S. 202.<br />
299 Vgl. RYAN, G., MIYOSHI, T. J., METZNER, J. L., KRUGMAN, R. D. und G. E. FRYER, 1996.