Innere Sicherheit
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PSB Seite 125<br />
Da bei diesem emotional stark belastenden Delikt häufig Anzeige erstattet wird, kann de facto von einer<br />
Verringerung des Risikos ausgegangen werden. Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland recht<br />
günstig ab. 388 Dennoch sind die Präventionsmöglichkeiten keineswegs erschöpft. Dazu gehören Einbruchsicherungen<br />
wie etwa Glasbruchmelder und Alarmanlagen, die nach Befragungen von Einbrechern<br />
durchaus abweisend wirken. 389 Untersuchungen über gescheiterte Einbruchsversuche bestätigen die Wirksamkeit<br />
von Alarmanlagen und besonders gesicherter Türen. Die Versicherungen könnten den Einbau<br />
solcher Schutzeinrichtungen durch Prämienanpassungen bei Hausrats- und Einbruchversicherungen stärker<br />
als bisher fördern. Doch bietet eine bessere Absicherung Schutz vor allem gegenüber jüngeren Gelegenheitstätern,<br />
nicht aber generell. Auch darf nicht verkannt werden, dass durch Sicherung bestimmter<br />
Objekte der Angriff oft auf andere Ziele umgelenkt wird, so dass Einbruch insgesamt nur eingeschränkt<br />
vermindert werden kann. 390 Deshalb sollte Prävention flächendeckend erfolgen und darf nicht allein von<br />
privater Investitionsbereitschaft in Sicherungssysteme abhängen; staatliche Förderung solcher Vorsorge<br />
wäre erwägenswert. Täterbezogen ist zumindest für Städte mit substantieller Drogenszene festzuhalten,<br />
dass in dem Maße, in dem Einbrüche eine indirekte Form der Beschaffungskriminalität Drogenabhängiger<br />
darstellen, niedrigschwellige Hilfsangebote durchaus präventiv wirken können.<br />
2.3.5.4 Fahrraddiebstahl<br />
Dieses Delikt wird auch als "ungeliebtes Stiefkind der Polizei" bezeichnet 391 : die Aufklärungsquote ist<br />
minimal - 1999: 9%. Fahrraddiebstahl ist nach Ladendiebstahl das häufigste Diebstahlsdelikt. Seit 1994<br />
ist ein beachtlicher Rückgang zu vermerken, der teilweise auf Verbesserung der Sicherungsmaßnahmen<br />
zurückgehen dürfte. So werden vermehrt Bügelschlösser verwendet; auch haben Kommunen mehr Möglichkeiten<br />
zum Anschließen von Fahrrädern auf speziellen Stellplätzen geschaffen. Zweifellos hat aber<br />
auch die Änderung der Versicherungsbedingungen (Ausklammerung aus der Hausratsversicherung) dazu<br />
geführt, dass die Anzeigebereitschaft nachlässt bei Geschädigten, die ihr Rad nicht speziell versichert<br />
haben. Präventionsmaßnahmen wie Registrierung der Fahrraddaten dienen der Aufklärung von Taten<br />
(Krefeld 1999: 36%), teilweise auch der Verringerung der Diebstähle selbst. 392 Die Codierung von Fahrrädern<br />
ähnlich der Kfz-Kennzeichen (Ort, Straße, Hausnummer, Initialen des Besitzers) soll zum Rückgang<br />
des Diebstahls codierter Fahrräder geführt haben. 393 Die Zahl der Kommunen, die diese Codierung<br />
unterstützen, wächst.<br />
Der Einfluss des Versicherungsschutzes, der Leistungen von besonderen Sicherungsmaßnahmen abhängig<br />
macht, könnte im Falle abhanden gekommener Fahrräder regelmäßig die Anzeige als schweren Diebstahl<br />
nahe legen, unabhängig vom faktischen Sicherungsgrad. Versicherungen befürchten eine Vortäuschungsquote<br />
in Höhe von 20-30% aller angezeigten Diebstähle. 394 Inwieweit diese Schätzungen zutreffen,<br />
ist nur ansatzweise feststellbar.<br />
Die Differenz der Aufklärungsquote von einfachen und schweren Diebstählen könnte ein Indiz liefern.<br />
Bei einfachen Fahrraddiebstählen betrug die Aufklärungsrate 1999 21,4%, bei (Fahrrad-)Diebstahl unter<br />
erschwerenden Umständen (also z. B. nach Zerstörung des Schlosses) dagegen nur 6,7%. Da die Deliktklassifikation<br />
für die PKS erst nach Abschluss der Ermittlungen erfolgt, wird die Einstufung des Diebstahls<br />
als einfach oder schwer entsprechend dem Ergebnis der Aufklärung möglicherweise korrigiert.<br />
Stellt sich nach Vernehmung des Täters und bei Überprüfung des Fahrrades das Fehlen von Sicherungen<br />
388<br />
Vgl. VAN DIJK, F. und J. DE WAARD, 2000, S. 20; COUNCIL OF EUROPE, 1999, S. 66: für 1996 unterhalb des europäischen<br />
Mittelwerts.<br />
389<br />
Vgl. KRAINZ , K., 1991, S. 250.<br />
390<br />
Vgl. etwa ALLAT, P., 1984.<br />
391<br />
KLAPPER, N., 1996, S. 41.<br />
392<br />
Aus Bergisch-Gladbach wird ein Rückgang um 25% mitgeteilt; vgl. GEURTZ, J., 1995, S. 413.<br />
393<br />
Vgl. ALLGEMEINER DEUTSCHER FAHRRAD-CLUB, 1998.<br />
394<br />
Vgl. REINHARDT, A., 1996, S. 574.