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Innere Sicherheit

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PSB Seite 329<br />

oder sogar wider ihren ausdrücklichen Willen von den Eltern mit nach Deutschland gebracht wurden. Das<br />

ihnen in der neuen Heimat entgegengebrachte Stereotyp von den "Russen" wird durch entsprechende<br />

Selbsteinschätzung ergänzt, wobei es im Ergebnis gleichgültig ist, wie sich die wirkliche Kausalität darstellt.<br />

Jedenfalls resultiert daraus die Gefahr eines sich eigendynamisch verstärkenden negativen Zirkels<br />

von erlebter Ausgrenzung und selbst betriebener Abschottung. Diese Abschottung kann zu einer doppelten<br />

werden, wenn die jungen Menschen sich wegen ihrer inneren Spannungen und wegen verschärften<br />

innerfamilialen Generationenkonflikten von zu Hause absondern und zu Gleichaltrigencliquen und ethnisch<br />

homogenen Jugendgangs zusammenschließen.<br />

Es ist ein insgesamt nur kleiner Prozentsatz der jungen männlichen Aussiedler, der rasch und tief in den<br />

Zirkel hinein gerät. In diesem Fall ist ein erhöhtes Maß von devianten Verhaltensweisen fast aus der<br />

Natur der Verhältnisse heraus zu erwarten, aber zugleich liegt ein erhöhtes Risiko nahe, schon durch den<br />

bevorzugten Aufenthalt auf Straßen und Plätzen besonderer Beobachtung zu unterliegen. Problemverschärfend<br />

wirkt mittlerweile in manchen Regionen die Gegnerschaft zwischen den Gruppen junger in<br />

Deutschland aufgewachsener Ausländer und den jungen Aussiedlern. 1039 Sie führt unter anderem zu gewaltsamen<br />

Auseinandersetzungen in der Schule, auf der Straße und in Freizeitheimen, aber reicht auch<br />

bis in den Jugendstrafvollzug hinein. Es gibt Anzeichen dafür, dass so genanntes ethnisch selektives<br />

Anzeigeverhalten in diesem Zusammenhang zu einer überproportionalen Aufdeckung der Taten von<br />

jungen Aussiedlern beiträgt und damit die offizielle Kriminalitätsbelastung im Vergleich zu anderen<br />

Gruppen höher erscheinen lässt als es der Fall wäre, wenn das Dunkelfeld gleichmäßig ausgeschöpft<br />

würde. 1040 Durch breit gestreute Fördermaßnahmen, insbesondere Sprachunterricht, gilt es auch in den<br />

kommenden Jahren, die positive Integrationsbereitschaft der (jungen) Spätaussiedler zu unterstützen.<br />

Darin liegt zugleich auch eine Chance, die Fähigkeiten in der Bewältigung von Anpassungsschwierigkeiten<br />

zu stärken. Wenn der Integrationsprozess aber im Ausnahmefall gestört ist oder wird und Verhaltensprobleme<br />

bis hin zur manifesten wiederholten Straffälligkeit auftreten, müssen wie bei sonstigen Gruppen<br />

auch hier neben die unerlässlichen Strafverfolgungsmaßnahmen substanzielle Resozialisierungsangebote<br />

treten.<br />

1039 Vgl. schon bei Schülern die anschaulichen Beispiele bei STROBL, R. und W. KÜHNEL, 2000, S. 144 ff. im Rahmen einer<br />

breiteren Analyse von ethnischen Konflikten und Ausländerfeindlichkeit. Zu Konflikten zwischen einheimischen und Aussiedlerjugendlichen<br />

vgl. die qualitative Studie von ECKERT, R. u. a., 1999, S. 191 ff.<br />

1040 Vgl. ENZMANN, D. und P. WETZELS, 2000, S. 152 f.

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