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Innere Sicherheit

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Seite 70<br />

Längsschnittliche Analysen sind deshalb nur sehr eingeschränkt möglich. Das entscheidende Ziel, in<br />

Ergänzung zu den Hellfeldstatistiken kontinuierlich Daten zur Entwicklung der Opferraten 201 und den<br />

Veränderungen des Anzeigeverhaltens 202 zu erheben, ist bis heute nicht erreicht.<br />

Für die Interpretation der Daten aus diesen Opferbefragungen ist zu beachten, dass die subjektive Wahrnehmung,<br />

Opfer eines bestimmten Delikts geworden zu sein, nicht unbedingt mit strafrechtlichen Definitionen<br />

in Einklang steht. Das kann sowohl dazu führen, dass Vorfälle, die rechtlich noch nicht die Grenzen<br />

der Strafbarkeit überschreiten, als Viktimisierungserfahrungen registriert werden, als auch dazu, dass<br />

strafrechtlich relevante Ereignisse von einigen Befragten als irrelevant angesehen und deshalb nicht berichtet<br />

werden. 203 Diese Diskrepanz zwischen strafrechtlich-normativen Bewertungen einerseits und<br />

subjektiven Erlebnissen andererseits bedingt, dass eine Rekonstruktion des Hellfeldes polizeilicher Daten<br />

unter Rückgriff auf in Opferbefragungen berichtete und angezeigte Vorfälle nicht möglich ist. International<br />

hat sich diesbezüglich die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine Gegenüberstellung von Opferbefragungen<br />

und polizeilichen Statistiken im Sinne der Untersuchung der Fehlerhaftigkeit einer der beiden<br />

Datenquellen nicht sinnvoll ist. Diskrepanzen sind vielmehr als erklärungsbedürftiges Phänomene<br />

anzusehen, die eine für die Einschätzung der Kriminalitätslage wichtige Informationsquelle darstellen. 204<br />

2.1.8.1 Verbreitung und Entwicklung der Viktimisierung durch Gewaltdelikte<br />

Trotz der genannten Einschränkungen lässt sich den bundesdeutschen repräsentativen Studien einiges<br />

zum Ausmaß, der regionalen Verteilung und der Entwicklung der Viktimisierung durch Gewalt entnehmen.<br />

205 So ist es vom Anfang bis zur Mitte der neunziger Jahre in den neuen Ländern zu einem deutlichen<br />

Anstieg der Gewaltdelinquenz gekommen. 206 So lagen die Raten der Opfer von Raub und Körperverletzungsdelikten<br />

in den neuen Ländern im Jahr 1991 signifikant höher als im Jahr 1990. 207<br />

Wie Tabelle 2.1-16 zeigt, wurden 1991 in den neuen Ländern fast durchweg höhere Werte als im Westen<br />

festgestellt. Die einzige Ausnahme bildet die Opferrate für Vergewaltigung, die im Westen höher war.<br />

Tabelle 2.1-16: Opfer von Gewaltdelikten im Jahr 1991 in den alten und neuen Ländern<br />

(Befragte zwischen 16 und 60 Jahren)<br />

Handtaschen- sonstiger Raub Körperverl. Körperverl. Vergewaltigung/<br />

raub<br />

mit Waffen ohne Waffen sex. Nötigung<br />

Opfer Delikte Opfer Delikte Opfer Delikte Opfer Delikte Opfer Delikte<br />

je 100 je 100 je 100 je 100 je 100 je 100 je 100 je 100 je 100 je 100<br />

Alte Länder n=7318) 0,5 0,6 0,4 0,5 0,6 0,8 1,3 2,4 0,5 0,7<br />

Neue Länder (n=1679) 0,7 0,8 0,7 0,8 0,9 1,3 2,2 4,3 0,2 0,9<br />

Datenquelle: WETZELS, P, GREVE, W., MECKLENBURG, E., BILSKY, W. und C. PFEIFFER, 1995, S.61.<br />

handelt es sich um zehn Untersuchungen, die in folgenden Veröffentlichungen dargestellt sind: BOERS, K. u. a., 1997; EWALD,<br />

U., HENNIG, C. und E. LAUTSCH, 1994; KURY, H. u. a., 1992; WETZELS, P. u. a., 1995; WETZELS, P., 1997; SWB, 1996 und 1997;<br />

HEINZ, W. u. a., 1998.<br />

201<br />

So weichen die Fragen der einzelnen Projekte voneinander ab; vgl. zum Überblick HEINZ, W. u. a., 1998; EWALD, U., HENNIG,<br />

C. und E. LAUTSCH, 1994. Die in Bezug genommenen Referenzzeiträume unterscheiden sich gleichfalls erheblich.<br />

202<br />

Die Veränderung des Anzeigeverhaltens kann bislang nicht zufriedenstellend untersucht werden. So haben lediglich die<br />

Studie des KFN (vgl. WETZELS, P. u. a., 1995) sowie ein Teil der Untersuchungen von HEINZ, W. u. a., 1998, nach dem Anzeigeverhalten<br />

bezogen auf Vorfälle aus den letzten 12 Monaten, dem entscheidenden Zeitraum zur Kontrastierung mit PKS-Daten,<br />

gefragt. Nur die KFN-Studie hat das Anzeigeverhalten bezogen auf alle Vorfälle im fraglichen Zeitraum erfasst. Andere Studien,<br />

wie KURY, H. u. a., 1992, haben sich auf das Anzeigeverhalten beim letzten derartigen Vorfall beschränkt und diesen zudem auf<br />

die letzten fünf Jahre bezogen.<br />

203<br />

VGL. dazu BILSKY, W., WETZELS, P., MECKLENBURG, E. und C. PFEIFFER, 1995; WETZELS, P., 1997.<br />

204<br />

Vgl. CANTOR und LYNCH, 2000.<br />

205<br />

Vgl. zum Überblick auch HEINZ, W. u. a., 1998.<br />

206<br />

Vgl. BOERS, K. u. a., 1994; BOERS, K., 1996; EWALD, U. u. a., 1994; GUTSCHE, G., 1995; KURY, H., 1991; KURY, H. u. a.,<br />

1992.<br />

207<br />

Vgl. WETZELS, P. u. a., 1995.<br />

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