Innere Sicherheit
Innere Sicherheit
Innere Sicherheit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 278<br />
Rand des politischen Spektrums festgehalten werden. Die Ablehnung des Fremden und eine rechtsextreme<br />
politische Selbstpositionierung gehören offensichtlich eng zusammen.<br />
Im Rahmen des Politbarometers wird die politische Selbsteinstufung routinemäßig ca. elf mal im Jahr<br />
erhoben. 885 Ein Vergleich der Erhebungen ergibt eine relative Konstanz in der politischen Orientierung in<br />
Deutschland seit 1991, auch wenn sich durchaus lokale und zeitliche Ausnahmen benennen lassen. Der<br />
Anteil derjenigen Befragten, die sich selbst als rechtsextrem einstufen, liegt im Osten zwischen maximal<br />
7,2% (1991) und 3,5% (1993). In den letzten Jahren verharrt der Wert bei rund 4% ohne größere<br />
Schwankungen. Betrachtet man die Werte für den Westen, die mit dieser Meßmethode nur für 1997 und<br />
1998 vorliegen, dann ist hier ein höherer Anteil (7,2% bzw. 7,7%) rechtsextremer Personen festzustellen.<br />
Die in Befragungen bekundete Bereitschaft eine der rechten bzw. rechtsextremistischen Parteien zu wählen,<br />
ist im Westen ab 1992 etwas höher als im Osten, liegt aber in beiden Teilen auf einem niedrigen und<br />
relativ konstanten Niveau. 886 Die dargelegten Befunde zur relativen Konstanz rechtsextremer Einstellungen<br />
werden durch andere Forschungsergebnisse unterstützt. 887<br />
Im Rahmen des Eurobarometers wurden 1992 und 1997 erneut europäische Vergleichsdaten zur Fremdenfeindlichkeit<br />
erhoben. Das Eurobarometer 47.1 (Erhebungszeit März/April 1997) setzte einen inhaltlichen<br />
Schwerpunkt bezüglich Diskriminierung, Vorurteilen, Rassismus und Einwanderung. Dabei wurde<br />
eine Vielzahl von Informationen gewonnen, die einen europäischen Vergleich ermöglichen. Leider wurden<br />
aber die alten Fragen bzw. Indikatoren aus der Untersuchung von 1992 nicht wiederholt, so dass hier<br />
kein direkter Vergleich von 1992 und 1997 durchgeführt werden kann. Da die Indikatoren aber inhaltlich<br />
sehr ähnlich sind, lässt sich feststellen, welche Stellung die deutsche Bevölkerung im Hinblick auf die<br />
Fremdenfeindlichkeit im europäischen Vergleich innehat.<br />
Für den europäischen Vergleich wurden aus dem Itempool des Eurobarometers 1997 vier Aussagen ausgewählt,<br />
welche die Einstellungen zu Ausländern bzw. Minoritätsangehörigen in verschiedenen inhaltlichen<br />
Feldern charakterisieren:<br />
- Ethnisch plurale Gesellschaften sind keine gute Sache;<br />
- Die Heirat mit einem Ausländer ist schwierig zu akzeptieren;<br />
- Ausländer sind häufiger als der Durchschnitt in Kriminalität involviert;<br />
- Es gibt zu viele Ausländer in unserem Land.<br />
Deutschland gehört weder zu den Ländern, die durch eine besonders starke Abwehr- und Diskriminierungsneigung<br />
gegenüber den ethnischen Minoritäten auffallen, noch gehört es zu den Nationen, denen<br />
man eine eher tolerante und aufgeschlossene Haltung gegenüber Fremden zugestehen kann.<br />
Betrachtet man die Aussage "Ethnisch plurale Gesellschaften sind keine gute Sache" so wird diese Meinung<br />
vor allem in Griechenland (52,7%), Belgien (38,7%), Dänemark (37,2%) und Österreich (35,5%)<br />
gegenüber rund 33% der deutschen Bevölkerung vertreten. Als besonders aufgeschlossen gegenüber multiethnischen<br />
Gesellschaften können z. B. die Niederlande, Luxemburg, Spanien und Großbritannien gelten.<br />
Das zweite Statement, das die Akzeptanz eines Ausländers als Schwiegersohn/-tochter erfasst, produziert<br />
als besonders "harte" Aussage, die den ganz persönlichen, privaten Lebensbereich tangiert, erwartungsgemäß<br />
in allen Nationen eine deutliche Zurückhaltung. Auch hier liegen die Werte für West- und<br />
885 Die Fallzahlen liegen von 1991 bis 1995 bei jeweils ca. 1000 Personen in West- und Ostdeutschland. Ab 1996 wurde die<br />
Stichprobengröße auf ca. 1400 für West- und Ostdeutschland festgelegt.<br />
886 Die Daten des DJI-Jugendsurvey von 1997 vergleichen die Parteipräferenz 1992 und 1997 miteinander und stellen fest, dass<br />
sich die Präferenz für die Republikaner in diesen Zeitraum fast halbiert hat. Sie lag 1992 im Westen bei 5%, im Osten bei 8% und<br />
1997 im Westen bei 3% und im Osten bei 5%. Vgl. GILLE, KRÜGER, DE RIJKE, 2000, S. 251f.<br />
887 So kommen FALTER, J. W. und K. ARZHEIMER, 1998, S. 2 zu einem ganz ähnlichen Ergebnis: "Jugendliche sind 1998 insgesamt<br />
nicht rechtsextremer als Erwachsene." "Seit 1994 hat die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen unter Jugendlichen<br />
nicht zugenommen".<br />
PSB