Innere Sicherheit
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PSB Seite 205<br />
2.8 Drogen und Kriminalität<br />
Kernpunkte<br />
♦ Drogen sind aus der Geschichte der Menschheit nicht wegzudenken. In traditionellen Gesellschaften<br />
ist Drogenkonsum jedoch in der Regel in feste Rituale eingebunden, wodurch die Gefahren eingegrenzt<br />
werden. Modernen Gesellschaften drohen wegen ihrer Offenheit vergleichsweise größere Gefahren,<br />
insbesondere durch die Ausbreitung bislang ungewohnter Drogen. Dennoch ist auch hier bei<br />
allen geplanten Reaktionen zu beachten, dass der Drogenkonsum in komplexer Art und Weise mit<br />
Traditionen, Werten und Normen verknüpft ist.<br />
♦ In Deutschland ist Alkohol die am weitesten verbreitete Rauschdroge. Weil er zumeist als Genussmittel,<br />
in leichten Formen sogar regional als Lebensmittel eingeschätzt wird, besteht eine gesellschaftliche<br />
Tendenz zur Unterbewertung der mit dem Konsum verbundenen Gefahren.<br />
♦ Beim Konsum illegaler Drogen nimmt Cannabis in Form von Marihuana oder Haschisch die erste<br />
Rangstelle ein, ganz besonders unter jungen Menschen. Der Konsum von anderen schon länger eingeführten<br />
Drogen wie Heroin, Kokain und Amphetaminen, geht auch in den letzten Jahren regelmäßig<br />
nicht über die Linie von ein bis drei Prozent hinaus. Moderne Designerdrogen wie Ecstasy gewinnen<br />
nach und nach an Gewicht.<br />
♦ Alkohol und Kriminalität hängen, vor allem im Bereich der Gewalt und des Straßenverkehrs, eng<br />
miteinander zusammen. Jedoch handelt es sich in der Regel nicht um einfache lineare Kausalbeziehungen.<br />
♦ Der Umgang mit illegalen Drogen ist bereits als solcher im Betäubungsmittelgesetz nahezu umfassend<br />
kriminalisiert. Die Zahl der polizeilich registrierten Fälle von Drogenstraftaten zeigt hier einen<br />
ungebrochen steigenden Trend. Davon abgesehen liegt die vordringliche Problematik illegaler Drogen<br />
in der direkten und indirekten Beschaffungskriminalität.<br />
♦ Der drogenbezogenen Kriminalität kann nur mit einem differenzierten Bündel von Maßnahmen<br />
nachhaltig erfolgreich begegnet werden. Die Kriminalstrafe hat dabei einen wichtigen, jedoch bezüglich<br />
Produktion, Schmuggel, Handel und Konsum unterschiedlich hohen Stellenwert.<br />
♦ Unter den langjährigen Konsumenten harter Drogen gibt es eine Gruppe, die mit den üblichen Mitteln<br />
nicht mehr beeinflusst werden kann. Bei dem Versuch, auch hier den Kreislauf von Sucht und<br />
Kriminalität zu durchbrechen, müssen neue Angebote zum Ausstieg aus der Drogenkarriere sowie<br />
neue Behandlungskonzepte erprobt werden.<br />
2.8.1 Drogen und Gesellschaft<br />
Die Diskussion über Risiken und Gefahren, die mit der Erzeugung, dem Vertrieb und dem Konsum von<br />
psychoaktiven Mitteln einhergehen, konzentrierte sich in den letzten Jahrzehnten auch in Deutschland auf<br />
illegale Substanzen und Zubereitungen wie Heroin, Kokain, Cannabis und synthetische Produkte. In einem<br />
<strong>Sicherheit</strong>sbericht besteht kein Anlass, von dieser Ausrichtung abzugehen. Jedoch erscheinen einige<br />
einführende Erwägungen zur Terminologie und zur Notwendigkeit der Erweiterung der Perspektive angebracht.<br />
Die Überschrift zu diesem Abschnitt trägt dem Umstand Rechnung, dass es keinen einheitlichen offiziellen<br />
Sprachgebrauch zur Kennzeichnung der illegalen Rauschmittel gibt. So verwendet das Strafgesetzbuch<br />
an verschiedenen Stellen die Wendung von "anderen berauschenden Mitteln" (§ 64 StGB). Das<br />
Betäubungsmittelgesetz (BtMG), welches das frühere Opiumgesetz abgelöst hat, definiert diese "Betäubungsmittel"<br />
nicht direkt, sondern verweist auf die in den Anlagen zum Gesetz jeweils aktuell verzeichneten<br />
"Stoffe und Zubereitungen". Die Polizeipraxis und die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) sprechen<br />
von "Rauschgift" bzw. von "Rauschgiftdelikten". In der Gesundheitspolitik sind demgegenüber zur<br />
Unterscheidung die Begriffe "legale Suchtstoffe", "klassische Betäubungsmittel" und "illegale Drogen"<br />
geläufig, was sich auch im so bezeichneten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung widerspiegelt.<br />
Nicht allein der aus älteren Zeiten überkommene Begriff der "Drogerie" macht den quasi nahtlosen Über-