Innere Sicherheit
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PSB Seite 279<br />
Ostdeutschland (58,8% und 63%) im durchschnittlichen europäischen Bereich und weisen der deutschen<br />
Bevölkerung keine exponierte Stellung zu.<br />
Dieses Urteil gilt auch für das dritte Item, das den Ausländern eine höhere Neigung zu Kriminalität unterstellt.<br />
In Frankreich (83%), Belgien (83,3%) und Griechenland (86,2%) ist diese Meinung häufiger als in<br />
Ostdeutschland (80,8%) und Westdeutschland (75,3%) zu finden.<br />
Hinsichtlich der Aussage "zu viele Ausländer in unserem Land" liegt Deutschland allerdings im europäischen<br />
Vergleich mit an der Spitze. Im Westen sind 51,5% und im Osten 51,1% dieser Meinung. Mehr<br />
Zustimmung findet die Aussage nur noch in Belgien. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass Deutschland<br />
im europäischen Vergleich durchaus eine hohe Ausländerquote hat und die Aussage selbst eher das<br />
Problembewusstsein abbildet und selbst keinen direkten ausländerfeindlichen Standpunkt formuliert.<br />
Theoretisch könnte diesem Statement auch jemand zustimmen, der ethnischen und kulturellen Minderheiten<br />
offen und tolerant gegenüber steht.<br />
Ohne auf die Problematik kultursoziologischer Vergleiche einzugehen, sei zunächst darauf hingewiesen,<br />
dass die hier verglichenen Länder höchst unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit anderen ethnischen<br />
und nationalen Gruppen haben. So sei nur daran erinnert, dass verschiedene Staaten wie Spanien,<br />
Portugal oder Irland seit Jahrhunderten klassische Auswanderungsländer sind, und von daher sicher auch<br />
spezifische Formen für den Umgang mit fremden Kulturelementen entwickelt haben. Migration ist hier<br />
ein kulturell anerkannter Problemlösungsmechanismus. Andere Staaten, wie Großbritannien und die Niederlande,<br />
haben als (einstige) Kolonialmächte ebenfalls spezifische Traditionen in interethnischen institutionellen<br />
Beziehungen ausgebildet, die sich dann auch in den persönlichen Meinungen und Bewertungen<br />
der Bürger spiegeln. Und wenn man die Einstellungen in den nordischen Staaten zu den Problemen betrachtet,<br />
muss man auch die im europäischen Vergleich sehr klar geregelte, verbindliche und auf Aufnahmequoten<br />
beruhende Einwanderungs- und Integrationspolitik dieser Staaten würdigen, die den soziokulturellen<br />
Hintergrund für die Einschätzungen der Bevölkerung darstellt.<br />
Was lässt sich abschließend festhalten?<br />
1. Betrachtet man das vorliegende Material hinsichtlich des Themas Ausländerfeindlichkeit, dann lassen<br />
sich deutliche Veränderungen seit 1992/1993 konstatieren. Trotz aller gebotenen Zurückhaltung bei<br />
der Interpretation der Daten ist ein Ansteigen der Ausländerfeindlichkeit auf der Ebene der Einstellungsmessungen<br />
(sowohl hinsichtlich von Zuwanderung als auch von ethnozentrischer Abgrenzung)<br />
erkennbar. Insbesondere die Zahl der Personen mit deutlich ausgeprägten fremdenfeindlichen Einstellungen<br />
ist seitdem gestiegen. Diese Einstellungsveränderung setzt sich jedoch nicht unmittelbar<br />
auch in einer Zunahme rechtsextremistischer Orientierungen um. In Bezug auf rechtsextremistische<br />
Einstellungen sind für die letzten zehn Jahre keine nachhaltigen Veränderungen festzustellen.<br />
2. Soziale Distanzierung, Vorurteile und fremdenfeindliche Einstellungen sind in Ostdeutschland häufiger<br />
anzutreffen als in Westdeutschland. Im europäischen Vergleich hat Deutschland hinsichtlich der<br />
Ablehnung von Fremden keine exponierte Stellung, sondern reiht sich bei den Staaten ein, denen eine<br />
durchschnittliche Position zu attestieren ist.<br />
3. In Bezug auf die Datenlage wird ein unübersehbares Defizit an empirischen Fakten deutlich. Im<br />
Hinblick auf Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus (und verwandte sozialwissenschaftliche<br />
Konstrukte) existiert keine wissenschaftlich fundierte Dauerbeobachtung der Gesellschaft. Gerade<br />
diese wäre aber von großer Bedeutung für eine frühe Erkennung, Erklärung, Prävention und Intervention.<br />
2.10.3.2 Strukturen und Aktionsformen im rechtsextremistischen Bereich<br />
Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, welche Strukturen, Gruppen und Parteien und schließlich<br />
Personen für politisch motivierte Straftaten mit rechtem bzw. rechtsextremistischem, fremdenfeindlichem