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Innere Sicherheit

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Seite 310<br />

ohne deutschen Pass, die zwischen 20 und 30 Jahren alt sind, haben keinen beruflichen Ausbildungsabschluss<br />

erlangt. Die Arbeitslosenquote der Nichtdeutschen (Jahresdurchschnitt 1999: 19,2%) ist nahezu<br />

doppelt so hoch wie diejenige der Deutschen. Generell gehört ein beträchtlich größerer Anteil der Ausländer<br />

nach Bildungsstand und Berufsposition der Unterschicht an. Dies indiziert auch der Anteil von<br />

Personen, für die Hilfe zum Lebensunterhalt durch die Sozialämter gezahlt wird; im Jahr 1998 waren 3%<br />

der deutschen aber 9% der ausländischen Wohnbevölkerung (soweit sie außerhalb von Einrichtungen<br />

lebte) in dieser Lage. 959<br />

2.11.1.3 Zuwanderer als Opfer von Straftaten<br />

Die Gefährdung nichtdeutscher Zuwanderer durch Kriminalität erscheint in Relation zu ihrem Bevölkerungsanteil<br />

- also in rein quantitativer Hinsicht - nach einer bayerischen Studie leicht erhöht. 960 Diese<br />

Spezialauswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) ergab bei einem Bevölkerungsanteil der<br />

Ausländer von 8,4% einen Anteil von 11% an den Opfern. Dieser regionale Befund ist zwar nur begrenzt<br />

verallgemeinerungsfähig, kann aber als Indiz dienen. Da in der PKS die Staatsangehörigkeit von Opfern<br />

nicht erfasst wird und weil auch Viktimisierungsstudien meist rein deutsche Stichproben verwenden, gibt<br />

es keine bundesweit repräsentativen Vergleichszahlen. Bei Befragungen von Schülern in den Jahren 1998<br />

und 2000 gaben nichtdeutsche Jugendliche allerdings seltener an, Opfer von Gewalttaten geworden zu<br />

sein (vgl. unten 5). Da in Viktimisierungsstudien Ausländer meistens unberücksichtigt bleiben, lässt sich<br />

derzeit nicht entscheiden, ob die inkonsistenten Befunde auf methodische (d. h. auf die Methode des<br />

Selbstberichts bezogene) oder sachliche Gründe zurückgehen.<br />

Für ein leicht höheres Opferrisiko nichtdeutscher Zuwanderer sprechen bestimmte Gegebenheiten. 961<br />

(1) Sie sind die Zielgruppe ausländerfeindlicher Straftaten, die im Zeitraum 1990 bis 1994 zahlreich, seit<br />

1995 seltener, aber in zahlenmäßig gleichbleibendem Umfang begangen werden. 962 (2) Ihre Anzeigebereitschaft<br />

ist möglicherweise eingeschränkt durch Unsicherheit und Furcht im Umgang mit Behörden<br />

bzw. schlechter Erfahrung mit der Polizei im Herkunftsland, aber auch in Deutschland, wo es zu Missverständnissen<br />

wegen Sprachproblemen kommen kann. 963 (3) Hinderungsgrund kann auch Sorge um den<br />

Aufenthaltsstatus sein. 964 Insbesondere Asylbewerber und Ausländer mit Duldung sind aufgrund ihrer<br />

provisorischen Existenz in einer besonderen Risikolage, zugleich aber am wenigsten anzeigebereit. 965 Die<br />

Viktimisierung der ausländischen Bevölkerung in Deutschland dürfte danach in der PKS nur unvollständig<br />

registriert sein; von einem beträchtlichen Dunkelfeld der Straftaten an Zuwanderern ist auszugehen.<br />

Ihre Gefährdung durch Kriminalität bedarf künftig der Registrierung nach Nationalität durch die PKS<br />

sowie der Berücksichtigung in Viktimisierungsstudien. 966<br />

Im Vergleich zu Deutschen werden an Zuwanderern häufiger Gewaltdelikte verübt, etwas seltener dagegen<br />

Diebstahlsdelikte. Soweit Täter ermittelt werden konnten, sind diese bei Diebstahlsdelikten mehrheitlich<br />

nichtdeutsch; die Täter der Gewaltdelikte waren sogar zu zwei Dritteln selbst Zuwanderer. 967 In<br />

beträchtlichem Maße findet somit Gewaltkriminalität gegen Zuwanderer innerhalb der gleichen oder<br />

zwischen Ethnien statt. Weil bei Gewalt innerhalb einer Ethnie die Anzeige nicht selten unterbleibt, ist<br />

959 Vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT, Fachserie 13, Reihe 2 "Sozialhilfe 1999".<br />

960 Vgl. LUFF, J. und M. GERUM, 1995, S. 50.<br />

961 Vgl. auch ALBRECHT, H.-J., 1997, S. 47 f.<br />

962 Vgl. Abschnitt 2.10 des Berichtes.<br />

963 Vgl. STROBL, R., 1998, S. 305.<br />

964 Vgl. STEFFEN, W., 1996, S. 272.<br />

965 Vgl. STEFFEN, W., 1998, S. 267.<br />

966 Eine erhebliche Erweiterung der Opfererfassung, die u. a. auch die Staatsangehörigkeit sowie die Klassifikation besonders<br />

gefährdeter Personengruppen, wie Asylbewerber oder Obdachlose, sowie eine Ausdehnung auf alle Straftaten einschließt, ist für<br />

die Neugestaltung der Polizeilichen Kriminalstatistik vorgesehen, die im Zusammenhang mit der Umstellung von INPOL auf<br />

INPOL-neu vorgenommen wird.<br />

967 Vgl. LUFF, J., und M. GERUM, 1995, S. 74.<br />

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