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Innere Sicherheit

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PSB Seite 93<br />

Fasst man Verurteilungen und Strafbefehle zusammen, so wurde in 30,6% der Fälle eine Sanktion ausgesprochen.<br />

In weiteren 2,4% der Fälle erfolgte entweder auf Ebene der Staatsanwaltschaft (1,7%) oder des<br />

Gerichts (0,7%) eine Einstellung nicht folgenlos, sondern gemäß § 153a StPO unter Auflagen.<br />

Insgesamt wird ein großer Teil der Verfahren bei sexuellem Kindesmissbrauch bereits im Ermittlungsstadium<br />

ausgefiltert. Insbesondere die Rate der Verfahrenseinstellungen mangels Tatverdacht ist, beispeilsweise<br />

in dieser niedersächsischen Studie mit 47,9%, erheblich höher, als die staatsanwaltliche Erledigungsstatistik<br />

dies für die Gesamtheit aller Fälle der Jahre 1994 bis 1996 ausweist. Dort liegt die Quote<br />

zwischen 18,7% und 19,7%. 308<br />

Wie stellt sich nun die Entwicklung im Längsschnitt dar? Eine Gegenüberstellung von Daten der polizeilichen<br />

Tatverdächtigenstatistik einerseits und der Strafverfolgungsstatistik andererseits erlaubt diesbezüglich,<br />

abgesehen von den Problemen der unterschiedlichen Erfassungsmodalitäten beider Statistiken,<br />

auch deshalb nur begrenzte Schlussfolgerungen, da Daten über Tatverdächtige von Sexualdelikten gegen<br />

Kinder in der PKS nur für jene Tatbestände vorliegen, die selbst schon eine Altersgrenze als Tatbestandsmerkmal<br />

enthalten. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Vergewaltigung/sexuelle Nötigung<br />

von Kindern ein Problem. Um gleichwohl einen Überblick über mögliche Entwicklungen zu gewinnen,<br />

werden im Folgenden die Entwicklung der Tatverdächtigenzahlen einerseits sowie der Angeklagten- und<br />

der Verurteiltenzahlen andererseits für den sexuellen Kindesmissbrauch gegenübergestellt. Da für die<br />

neuen Länder bislang keine vollständige Strafverfolgungsstatistik geführt und publiziert wird, erfolgt das<br />

begrenzt auf die alten Länder. Tabelle 2.2.1-6 ist auf strafmündige Tatverdächtige ab 14 Jahre beschränkt.<br />

Tabelle 2.2.1-6:Tatverdächtige, Angeklagte und Verurteilte sexuellen Kindesmissbrauchs in den<br />

alten Ländern* (nur Personen ab 14 Jahre)<br />

Tatverdächtige<br />

ab 14 J.<br />

TVBZ Angeklagte ABZ % der<br />

TV<br />

Verurteilte VBZ % der<br />

TV<br />

1984 4.482 8,5 1.926 3,7 43,0% 1.535 2,9 34,2%<br />

1993 5.946 10,7 2.369 4,3 39,8% 1.913 3,4 32,2%<br />

1998 6.649 11,5 2.691 4,7 40,0% 2.229 3,9 33,5%<br />

* Tatverdächtige 1993 und 1998, Angeklagte und Verurteilte 1998 einschließlich Gesamtberlin<br />

Datenquelle: Polizeiliche Kriminalstatistik, Strafverfolgungsstatistik.<br />

Von 1984 bis 1998 haben - parallel zu einem Anstieg der TVBZ (bei den Strafmündigen beider Geschlechter<br />

von 8,5 auf 11,5) - die Quoten der Angeklagten je 100.000 der Bevölkerung (ABZ) von 3,7 auf<br />

4,7 und die Quoten der Verurteilten je 100.000 der Bevölkerung (VBZ) von 2,7 auf 3,9 jeweils zugenommen.<br />

1984 wurden 34,2% aller Tatverdächtigen verurteilt, 1998 waren es 33,5%, also ein kaum veränderter<br />

Anteil.<br />

Bei einer detaillierten längsschnittlichen Betrachtung für die Jahre 1985 bis 1998 zeigt sich für das frühere<br />

Bundesgebiet, dass die Abgeurteilten etwa 36% bis 43% der Tatverdächtigen des sexuellen Missbrauchs<br />

ausmachen. Bei den Verurteilten liegt diese Rate bei 29% bis 35%. Außerdem ist festzustellen,<br />

dass nach einem gewissen Sinken der Verurteiltenraten von 1985 bis zum Tiefpunkt im Jahr 1992 anschließend<br />

wieder ein Anstieg stattgefunden hat, so dass die aktuellen Werte wieder denen in der Mitte<br />

der achtziger Jahre ähnlich sind. Der Anteil von Abgeurteilten und Verurteilten an den Tatverdächtigen<br />

hat sich seit 1985 weitgehend parallel entwickelt; seit 1996 ist die Differenz zwischen diesen beiden<br />

Raten allerdings leicht zurückgegangen.<br />

308 Vgl. GUNDER, T., 1998, S. 217.

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