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Innere Sicherheit

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Seite 102<br />

hilfeabkommen. 322 Eine Anfrage der Kriminologischen Zentralstelle beim Bundeszentralregister erbrachte<br />

für im Ausland sanktionierten sexuellen Missbrauch Deutscher an Kindern für Thailand und die<br />

Philippinen, dass fünf Fälle im Register aufgeführt sind, bei denen teilweise sehr hohe Freiheitsstrafen<br />

von bis zu 50 Jahren ausgeurteilt wurden.<br />

Nach einer Studie der ESCAP 323 nimmt der Sextourismus und der Missbrauch von Kindern im Osten und<br />

Süden Asiens zu. 324 Genaue Zahlen darüber, wie viele Deutsche Männer als Sextouristen reisen und dabei<br />

in den aufgesuchten Ländern Kinder sexuell missbrauchen und wie sich diese Zahlen entwickelt haben,<br />

liegen indes nicht vor. Eine vom Bundesministerium für Gesundheit finanzierte Studie zum Thema Sextourismus<br />

und Aids bietet hier erste Anhaltspunkte. In dieser Untersuchung wurde eine Verfügbarkeitsstichprobe<br />

807 Sextouristen befragt, welche die Länder Thailand, Philippinen, Kenia, Brasilien und die<br />

Dominikanische Republik bereisten. Von den darunter erfassten 661 männlichen heterosexuellen Sextouristen<br />

gaben zwei Drittel an, für Sex Geld bezahlt zu haben. Etwa ein Fünftel erklärte, Sexualverkehr mit<br />

unter 19-Jährigen gehabt zu haben. 325 Eine Umrechnung dieser Anfang der neunziger Jahre erhobenen,<br />

nicht repräsentativen Daten in eine Schätzung der jährlichen Zahl von Touristen, die in den jeweiligen<br />

Ländern Kinder sexuell missbrauchen, ist mit zahlreichen Unsicherheitsfaktoren behaftet. Die Autoren<br />

der Studie gelangen zu der Einschätzung, dass von etwa 200.000 bis 400.000 Sextouristen auszugehen<br />

sei, von denen 2.400 bis 4.800 sexuelle Beziehungen zu unter 16-jährigen Prostituierten aufgenommen<br />

hätten, wobei sie allerdings darauf hinweisen, dass diese Schätzung konservativ und vermutlich korrekturbedürftig<br />

sei. 326<br />

Sextourismus und damit verbundener Missbrauch von Kindern, die in zahlreichen Ländern Asiens, Afrikas,<br />

Südamerikas und Osteuropas zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet werden, ist in den neunziger<br />

Jahren Gegenstand mehrerer internationaler und in der Bundesrepublik auch nationaler Kampagnen<br />

gewesen. 327 Vom 27. bis 31. August 1996 fand in Stockholm der erste internationale Kongress gegen<br />

kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern statt. Im Gefolge dieser Konferenz wurde seitens der<br />

Bundesregierung ein Arbeitsprogramm gegen Kindesmissbrauch, Kinderprostitution und Sextourismus<br />

vorgestellt, in dem Maßnahmen zu Prävention, Aufklärung, Opferschutz sowie zur internationalen Strafverfolgung<br />

vorgestellt werden. 328 Auf europäischer Ebene wurde am 19.9.1996 durch das europäische<br />

Parlament eine Entschließung zur Bekämpfung von Pädophilie, Kinderprostitution und Kinderhandel<br />

verabschiedet, in denen unter anderem die Mitgliedstaaten aufgefordert werden, konkrete Maßnahmen<br />

gegen den Sextourismus sowohl in den Ausgangs- als auch in den Zielländern zu ergreifen. 329 Im April<br />

1998 fand in der Nachfolge des Stockholmer Weltkongresses eine Tagung des Europarates ins Straßburg<br />

statt, in der eine Bestandsaufnahme der seit Stockholm erfolgten Umsetzungen des Aktionsprogramms<br />

erfolgen und die internationale Kooperation vertieft werden sollte. Im Dezember 2001 findet, nach einer<br />

nationalen bundesdeutschen Konferenz im März 2001 in Berlin, der 2. Weltkongress gegen die kommerzielle<br />

sexuelle Ausbeutung von Kindern in Jokohama/ Japan statt.<br />

Es bleibt jedoch festzuhalten, dass das Problem der kommerziellen Ausbeutung von Kindern national wie<br />

international eine hohes Maß an Beachtung gefunden hat und sich zahlreiche Organisationen mit diesem<br />

Thema befassen. In der Strafrechtspraxis ist bislang die in Deutschland erreichte Anzahl erfasster Fälle,<br />

soweit entsprechende Informationen zu diesem speziellen Deliktsbereich überhaupt zugänglich sind,<br />

322<br />

Vgl. IKK-Nachrichten, Nr. 1/2001, S. 12.<br />

323<br />

Economic and Social Commission for Asia and the Pacific.<br />

324<br />

Vgl. DAMMERMANN, C., 2001.<br />

325<br />

Vgl. KLEIBER, D. und M. WILKE, 1995, S. 189.<br />

326<br />

Vgl. ebenda, S. 286.<br />

327<br />

Vgl. WUTTKE, G., 1998, S. 12 ff.<br />

328<br />

Vgl. Pressemitteilung des BMFSFJ Nr. 42 vom 29.7.1997.<br />

329<br />

Vgl. WUTTKE, G., 1998, S. 244.<br />

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