Innere Sicherheit
Innere Sicherheit
Innere Sicherheit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 276<br />
Hinsichtlich der Analyse von Entwicklungen und Trends sind derzeit vor allem vier Quellen vorhanden:<br />
1. Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage in den Sozialwissenschaften (ALLBUS). Die Entwicklung der<br />
sozialen Distanz zu verschiedenen ethnischen Minoritäten wurde dabei von 1980 bis 1992 beschrieben<br />
und dokumentiert. Weitere Vergleichsdaten wurden nur für die Jahre 1994 und 1996 erhoben.<br />
2. Das Politbarometer beschreibt Einstellungen und Meinungen zu politischen Themen seit 1977. Dabei<br />
wurden auch immer wieder Themenbereiche wie Ausländer, Minoritäten, Einwanderung, Asyl,<br />
Rechtsextremismus und Gewalt erfasst. Allerdings folgen die Erhebungsthemen, d. h. die Einstellungsmessungen<br />
zu Ausländern, Asylsuchenden, Aussiedlern und Fremdenfeindlichkeit nicht einem<br />
bestimmten, kontinuierlichen Zeitintervall, sondern lediglich der vermutlichen politischen Aktualität.<br />
Damit werden aber immer Messungen in einer besonderen, atypischen Situation vorgenommen. Sie<br />
sind nicht zur Abbildung des allgemeinen Trends geeignet. 879<br />
Für die vorliegende Untersuchung konnten vom Politbarometer jedoch die kontinuierlich erhobene<br />
Selbsteinschätzung auf der Links-Rechts-Skala und die Parteipräferenz verwendet werden. Bezüglich<br />
dieser beiden Variablen liegen recht brauchbare Daten über einen längeren Zeitraum für West- und<br />
Ostdeutschland vor.<br />
3. Die Erhebungen des IPOS-Instituts führten leider nur bis 1995 regelmäßig für den Bundesminister<br />
des Innern exakt zum hier interessierenden Themenkreis empirische Befragungen durch. 880 Grundsätzlich<br />
leidet auch dieser Datensatz unter den gleichen Problemen wie das Politbarometer: Inkonstanz<br />
der Erhebungsinstrumente, wechselnde Themenschwerpunkte und diskontinuierliche Erhebungszeitpunkte.<br />
4. Das Eurobarometer hat hinsichtlich der Fremdenfeindlichkeit und des Rechtsextremismus nur 1992<br />
und 1997 Erhebungen durchgeführt, so dass ein auf einige Indikatoren beschränkter Vergleich zwischen<br />
1992 und 1997 durchgeführt werden kann. Dieser Vergleich kann dann etwas über die Stellung<br />
Deutschlands im europäischen Vergleich aussagen.<br />
Über diese Quellen hinaus existieren lediglich einige Querschnittsstudien, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />
und aus verschiedenen Anlässen Informationen zum Themenkreis Ethnozentrismus/ Rechtsextremismus<br />
erfassten.<br />
Mit dem ALLBUS können inhaltlich zwei Variablen bzw. Indizes gebildet und analysiert werden, wovon<br />
die erste Variable die Einstellungen zur Zuwanderung (Zuzug) erfasst und die zweite ethnozentristische<br />
Tendenzen (Ethno) bzw. Diskriminierungsneigungen und Ausländerfeindlichkeit erfasst. 881 Der Index<br />
"Zuzug" zeigt die zusammengefasste Zustimmung bzw. Ablehnung zur Einwanderung in Deutschland<br />
bezüglich vier verschiedener Minoritätengruppen: Aussiedler aus Osteuropa, Asylsuchende, EU-<br />
Arbeitnehmer und Nicht-EU-Arbeitnehmer. Der Anteil an Personen, die rigoros jede Immigration ablehnen,<br />
hat sich seit 1991 im Westen von 17,8% auf 19,2% leicht erhöht, im Osten ist er ebenfalls von 26,2%<br />
(1991) auf 36,2% (1996) angestiegen. Betrachtet man die Ergebnisse getrennt nach den vier potentiellen<br />
Einwanderungsgruppen, zeigt sich, dass die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland insbesondere<br />
durch die Einstellung zur Einwanderung von Arbeitnehmern sowohl aus der EU und besonders aus<br />
den Nicht-EU-Staaten begründet sind. So lehnten 1996 fast 50% der Ostbefragten den Zuzug von Nicht-<br />
EU-Migranten völlig ab, im Westen sind es 32,5%. Auch eine Zuwanderung von EU-Arbeitnehmern wird<br />
im Osten deutlich ablehnender bewertet (1996: 37,8%) als im Westen (1996: 12,1%). Im Osten scheinen<br />
879 Im Politbarometer wurden seit 1997 immer wieder Fragen zum interessierenden Themenkreis gestellt. Aber es fehlt jene<br />
Konstanz in den Messinstrumenten (Fragestellung) und Kontinuität in den Erhebungszeitpunkten, die für eine Längsschnittanalyse<br />
unumgänglich ist.<br />
880 So finden sich Daten zur politisch motivierten Gewalt, Ablehnung von Fremden, Ausländern und Asylbewerbern, Potential<br />
und Gefahr durch Extremismus, politische Selbsteinstufung, Parteipräferenz usw.<br />
881 Die inhaltliche Zuverlässigkeit und Gültigkeit der Items wurde mehrfach geprüft und genügt den anerkannten Standards in der<br />
empirischen Sozialforschung; vgl. HILL, P. B., 1993, S. 25-67; SCHMIDT, P. und A. HEYDER, 2000, S. 459-465).<br />
PSB