04.12.2012 Aufrufe

Innere Sicherheit

Innere Sicherheit

Innere Sicherheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PSB Seite 69<br />

- Wie wirken sich schlechte Deutschkenntnisse auf die Chance aus, einem Bewährungshelfers unterstellt<br />

zu werden? Können derartige Kommunikationsprobleme indirekt dazu beitragen, dass häufiger<br />

Freiheitsstrafen ohne Bewährung ausgesprochen werden?<br />

- Besteht für nichtdeutsche Angeklagte eine höhere Wahrscheinlichkeit der Untersuchungshaft? Erhöht<br />

dies gegebenenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen gegenüber eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung<br />

ausgesprochen wird?<br />

- Werden nichtdeutsche Angeklagte der Gewaltkriminalität häufiger durch Pflichtverteidiger vertreten?<br />

Hat dies Bedeutung für den Ausgang des Verfahrens?<br />

- Wird der starke Anstieg der Nichtdeutschen, die wegen Gewalttaten vor Gericht stehen, von den<br />

Richtern und Staatsanwälten eher als Indiz für eine steigende Gewaltbereitschaft dieser Bevölkerungsgruppe<br />

gesehen oder als normale Konsequenz der Zunahme des Wohnbevölkerungsanteils der<br />

Nichtdeutschen? Welche Bedeutung hat dies jeweils für die Strafzumessung?<br />

2.1.8 Befunde der Dunkelfeldforschung zur Gewaltkriminalität in Deutschland<br />

Kernpunkte<br />

♦ Opferbefragungen zeigen, dass etwa 1-2% der Bevölkerung im Laufe eines Jahres Opfer eines Raubdeliktes<br />

bzw. einer Körperverletzung werden. Die leichteren Formen sind deutlich häufiger als die<br />

schweren (z. B. die mit einer Waffe verübten).<br />

♦ Mehrere Untersuchungen stützen die These, dass es von Anfang bis Mitte der neunziger Jahre in den<br />

neuen Ländern zu einem deutlichen Anstieg der Raub- und Körperverletzungsdelikte gekommen ist.<br />

In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre kam es jedoch bundesweit zu einem Rückgang der Gewaltopferraten.<br />

♦ Großstädte weisen im Vergleich zu ländlichen Regionen eine höhere Quote von Gewaltopfern auf.<br />

Die Unterschiede sind allerdings bei weitem nicht so ausgeprägt wie die, die sich aus der Polizeilichen<br />

Kriminalstatistik ergeben, was auf eine geringere Anzeigebereitschaft der Opfer in ländlichen<br />

Gebieten zurückzuführen ist.<br />

♦ Die Anzeigebereitschaft der Opfer fällt gegenüber fremden Tätern höher aus als gegenüber Bekannten<br />

oder gar Tätern aus dem Kreis der Familienangehörigen. Sie ist bei Raubtaten ausgeprägter als bei<br />

Körperverletzungen.<br />

♦ Für eine exakte Analyse der Entwicklung des Anzeigeverhaltens fehlen in der Bundesrepublik derzeit<br />

die erforderlichen repräsentativen, landesweiten Längsschnittdaten. Die verfügbaren Informationen<br />

aus regional begrenzten Untersuchungen und Jugendstudien deuten jedoch darauf hin, dass die Anzeigebereitschaft<br />

wahrscheinlich zugenommen hat.<br />

♦ Innerfamiliäre Gewalt gegen Frauen ist wesentlich häufiger als Gewalt im öffentlichen Raum. Im<br />

Laufe eines Jahres werden etwa 10% der Frauen Opfer innerfamiliärer körperlicher Gewalt. Innerfamiliäre<br />

Gewaltdelikte werden aber weit überwiegend nicht angezeigt.<br />

♦ Im Falle wirtschaftlicher und sozialer Belastungen ist das Risiko der Gewalt im häuslichen Bereich<br />

erhöht. Ferner ist die innerfamiliäre Gewalt bei ausländischen Familien häufiger.<br />

Ergänzend zu den Erkenntnissen aus den vorliegenden Hellfeldstatistiken werden im folgenden die Befunde<br />

aus bundesdeutschen Opferbefragungen zur Verbreitung von Gewaltkriminalität dargelegt. 199 In<br />

Deutschland wurden zwischen 1989 und 1998 insgesamt 11 überregionale repräsentative Opferbefragungen<br />

durchgeführt, die teilweise Deutschland insgesamt erfassten oder auf die alten bzw. die neuen Länder<br />

begrenzt waren. 200 Die Studien der verschiedenen Forschergruppen sind jedoch nicht exakt vergleichbar.<br />

199<br />

Zur Geschichte und Methodenentwicklung in den USA vgl. CANTOR und LYNCH, 2000, m. w. Nachw. Vgl. zum Überblick<br />

auch WEIß, R., 1997.<br />

200<br />

Neben der bundesdeutschen Beteiligung am ICS (vgl. VAN DIJK, J. J. M. u. a., 1990; KURY, H., 1991) durch die Forschungsgruppe<br />

um KURY, die allerdings wegen ihrer extremen niedrigen Ausschöpfungsquote kaum interpretationsfähig erscheint,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!