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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Empfehlung/Statement<br />

3-23<br />

Spricht ein Patient nach 3-4 Wochen nicht auf eine Anti<strong>de</strong>pressivamonotherapie an,<br />

sollten zunächst Ursachen für diesen Verlauf evaluiert wer<strong>de</strong>n. Zu diesen Ursachen<br />

gehören gegebenenfalls die mangeln<strong>de</strong> Mitarbeit <strong>de</strong>s Patienten, eine nicht<br />

angemessene Dosis und ein zu niedriger Serumspiegel.<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.3.7.2 Metabolisierungsbeson<strong>de</strong>rheiten, Genotypisierung<br />

Die meisten Anti<strong>de</strong>pressiva wer<strong>de</strong>n über das hepatisch lokalisierte Cytochrom P450-System (CYP)<br />

abgebaut, von <strong>de</strong>m die folgen<strong>de</strong>n fünf Isoenzyme für <strong>de</strong>n Abbau relevant sind: Cytochrom P450 1A3<br />

(CYP1A2), CYP2C9/10, CYP2C19, CYP2D6 und CYP3A3/4. Welches Isoenzym für <strong>de</strong>n Abbau<br />

welches Anti<strong>de</strong>pressivums verantwortlich ist, kann <strong>de</strong>r Tabelle im Anhang 7: Grün<strong>de</strong> für erhöhtes<br />

Nebenwirkungsrisiko <strong>de</strong>r Anti<strong>de</strong>pressiva bei alten Menschen entnommen wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

<strong>de</strong>n Isoenzymen CYP2C19 und CYP2D6 kommen bei bis zu zehn Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung genetisch<br />

bedingte Über- o<strong>de</strong>r Unteraktivitäten vor, die dazu führen, dass trotz regelmäßiger Einnahme einer<br />

Standarddosis ein <strong>de</strong>utlich erniedrigter (Schnell- bzw. Ultraschnell-Metabolisierer) bzw. erhöhter<br />

(Langsam-Metabolisierer) Serumspiegel vorliegt.<br />

Erste Analysen zu möglichen geschlechtsspezifischen Unterschie<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Metabolisierung bzw.<br />

Pharmakokinetik zeigen, dass beispielsweise die Plasmaspiegel <strong>de</strong>r SSRI Fluvoxamin und Sertralin<br />

bei Frauen erhöht sind, was auf unterschiedliche Aktivitäten von CYP1A2 und CYP2C19<br />

zurückgeführt wird (vgl. [569]).<br />

Spricht ein Patienten trotz ausreichend langer, regelmäßiger Einnahme einer Standarddosis<br />

(wie<strong>de</strong>rholt) nicht an o<strong>de</strong>r entwickelt (wie<strong>de</strong>rholt) übermäßig stark ausgeprägte unerwünschte<br />

Wirkungen, sollte das Vorliegen einer Metabolisierungsbeson<strong>de</strong>rheit in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Der einfachste Weg ist die Bestimmung eines Serumspiegels <strong>de</strong>s Anti<strong>de</strong>pressivums, die darüber<br />

Auskunft gibt, ob eine zur Dosis inadäquat hohe o<strong>de</strong>r niedrige Serumkonzentration <strong>de</strong>s Pharmakons<br />

vorliegt. Es besteht prinzipiell auch die Möglichkeit, aus einer Vollblutprobe <strong>de</strong>n genetischen<br />

Metabolisierertypus für die Isoenzyme CYP2C19 und CYP2D6 zu bestimmen (Genotypisierung).<br />

Dieses Vorgehen ist bislang außerhalb wissenschaftlicher Anwendung nicht verbreitet, bietet aber<br />

potenziell die Chance, von Beginn an eine individuell angepasste Dosis zu verordnen.<br />

Für die meisten Anti<strong>de</strong>pressiva sind vorläufige Dosisempfehlungen veröffentlicht, die bei<br />

Ultraschnell-Metabolisierern bis zu 300 % und bei Langsam-Metabolisierern bis lediglich 20 % <strong>de</strong>r<br />

Standarddosis betragen [565; 566]. Ferner bietet die Genotypisierung <strong>de</strong>n Vorteil, dass sie wie die<br />

Blutgruppenbestimmung nur ein Mal im Leben durchgeführt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

H 3.3.7.3 Dosiserhöhung<br />

Die einfachste Maßnahme bei initial fehlen<strong>de</strong>m/mangeln<strong>de</strong>m Ansprechen ohne vorherige<br />

Serumspiegelbestimmung besteht in <strong>de</strong>r Anhebung <strong>de</strong>r Dosierung <strong>de</strong>s verordneten<br />

Anti<strong>de</strong>pressivums in Abhängigkeit von Verträglichkeit und <strong>de</strong>n Anwendungsempfehlungen <strong>de</strong>s<br />

Herstellers. Eine Ausnahme stellen SSRI dar, für die zahlreiche Studien zeigen, dass keine positive<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehung besteht und eine Dosiserhöhung eventuell sogar nachteilig ist [570]. Die<br />

Wirksamkeit von Dosiserhöhung ist allerdings gezeigt für TZA, Venlafaxin und Tranylcypromin [571].<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-24<br />

Bei zahlreichen Anti<strong>de</strong>pressiva (z. B. TZA, Venlafaxin, Tranylcypromin) kann eine<br />

sinnvolle Maßnahme bei Non-Response im Aufdosieren <strong>de</strong>r Substanz im Einklang<br />

mit <strong>de</strong>n Anwendungsempfehlungen <strong>de</strong>s Herstellers bestehen. Dies gilt nicht für<br />

SSRI.<br />

© 2009 106<br />

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Empfehlungsgrad<br />

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