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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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H 3.4.2.2 Spezifische Psychotherapie<br />

Als psychotherapeutische Verfahren, die durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) finanziert<br />

sind (so genannte „Richtlinienverfahren“), stehen in Deutschland für die ambulante Behandlung von<br />

Patienten mit <strong>de</strong>pressiven Erkrankungen Verhaltenstherapie (Kapitel H 3.4.2.3 „Kognitive<br />

Verhaltenstherapie“) und tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie; Kapitel<br />

H 3.4.2.4 „Psychodynamische Psychotherapien“) zur Verfügung. An<strong>de</strong>re Verfahren, wie die<br />

Interpersonelle Psychotherapie (IPT) (Kapitel H 3.4.2.5 „Interpersonelle Psychotherapie“) o<strong>de</strong>r die<br />

Gesprächspsychotherapie (GPT) (Kapitel H 3.4.2.6 „Gesprächspsychotherapie“ ), sind im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r ambulanten GKV-Versorgung nicht erstattungsfähig. Der Wissenschaftliche Beirat für<br />

Psychotherapie hat im Dezember 2008 außer<strong>de</strong>m empfohlen, die Systemische Therapie für die<br />

Ausbildung und Anwendung nach <strong>de</strong>m Psychotherapeutengesetz anzuerkennen, dies auch unter<br />

Verweis auf ihre Wirksamkeit bei affektiven Störungen. Dieses Verfahren wur<strong>de</strong> in dieser Auflage <strong>de</strong>r<br />

Leitlinie noch nicht berücksichtigt, soll aber im Rahmen <strong>de</strong>s Aktualisierungsverfahrens prioritär<br />

bearbeitet wer<strong>de</strong>n. Sämtliche Konzepte <strong>de</strong>r Richtlinienpsychotherapie implizieren eine umfassen<strong>de</strong><br />

Behandlung, die sowohl die Symptombeseitigung, die Stabilisierung <strong>de</strong>r Verbesserungen sowie die<br />

Rezidivprophylaxe beinhaltet.<br />

Im stationären Bereich kommen unterschiedliche Psychotherapieverfahren zum Einsatz:<br />

psychodynamische, modifiziert analytische, verhaltenstherapeutische, gesprächstherapeutische und<br />

systemische (familien-) therapeutische Verfahren sowie die Interpersonelle Psychotherapie. Diese<br />

wer<strong>de</strong>n durch weitere psychotherapeutisch mitgeprägte Behandlungsverfahren, wie z. B.<br />

Psychoedukation, Ergotherapie, Angehörigengruppen, Musik-, Kunst- und Gestaltungstherapie o<strong>de</strong>r<br />

Entspannungstechniken und körper- und bewegungsbezogene Therapien ergänzt.<br />

H 3.4.2.3 Kognitive Verhaltenstherapie<br />

Unter Kognitiver Verhaltenstherapie wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne kognitive und behaviorale<br />

Therapieansätze zusammengefasst, die insbeson<strong>de</strong>re auf die Entwicklungsarbeiten <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppen um Beck ([677]; siehe [678], für eine aktuelle Darstellung) und Lewinsohn [679]<br />

zurückgehen [17]. Sowohl kognitive als auch behaviorale Elemente wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Praxis<br />

üblicherweise kombiniert.<br />

Die Verhaltenstherapie <strong>de</strong>pressiver Erkrankungen beruht in Anlehnung an De Jong-Meyer et al.<br />

(2007) auf <strong>de</strong>r Verstärkerverlusttheorie [181] und <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>r gelernten Hilflosigkeit [168]. Diese<br />

Ansätze gehen von <strong>de</strong>r Annahme aus, dass ein Mangel an positiver Verstärkung („Belohnung“) sowie<br />

gelernte Hilflosigkeit (d. h. das Erleben <strong>de</strong>r „Nichtkontrollierbarkeit“ einer belasten<strong>de</strong>n Situation) und<br />

an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>pressionsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Verhaltensmuster zentrale Faktoren für die Entstehung und<br />

Aufrechterhaltung einer <strong>de</strong>pressiven Störung sind. Der Antriebsmangel und die traurige<br />

Stimmungslage von <strong>de</strong>pressiven Menschen beruhen oft auf einer Reihe negativer Lebenserfahrungen<br />

(wie Verlust von nahe stehen<strong>de</strong>n Personen, Krankheit, Arbeitslosigkeit, sozialer Isolierung) und <strong>de</strong>m<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Verlust an positiver Verstärkung. Häufig spielen im Zusammenhang mit einer<br />

<strong>de</strong>pressiven Erkrankung auch Defizite bei sozialen Fähigkeiten, Konfliktbewältigung und<br />

Problemlösevermögen eine Rolle [17].<br />

Entsprechend zielt die Verhaltenstherapie darauf ab, über eine individuelle Problemanalyse und die<br />

daraus abgeleiteten therapeutischen Interventionen das Problemverhalten <strong>de</strong>s <strong>de</strong>pressiven Patienten<br />

korrigierend zu verän<strong>de</strong>rn und ein verbessertes Problemlöserepertoire zu entwickeln. Ein weiterer<br />

wichtiger Aspekt ist die För<strong>de</strong>rung von Erfolgserlebnissen und Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Stimmung durch<br />

vermehrte positive Aktivitäten. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Entspannungstechniken vermittelt, um <strong>de</strong>n<br />

Patienten zu helfen, mit Symptomen wie Schlaflosigkeit, Stress o<strong>de</strong>r Angst umzugehen. Im späteren<br />

Therapieverlauf wer<strong>de</strong>n Problemlösestrategien und soziale Fertigkeiten eingeübt, um das<br />

Selbstwertgefühl <strong>de</strong>r Patienten zu festigen und die Beziehungsfähigkeit zu verbessern [93; 159; 677;<br />

680].<br />

Die Kognitive Therapie wur<strong>de</strong> nach Darstellung von De Jong-Meyer et al. (2007) [17] von Beck<br />

spezifisch für die Behandlung von <strong>de</strong>pressiven Erkrankungen entwickelt [677]. Sie geht davon aus,<br />

dass <strong>de</strong>pressiven Erkrankungen eine kognitive Störung zugrun<strong>de</strong> liegt. Das Denken Depressiver<br />

bezüglich <strong>de</strong>s Selbst, <strong>de</strong>r Umwelt und <strong>de</strong>r Zukunft („kognitive Tria<strong>de</strong>“) ist durch automatische, sich<br />

wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong> negative Gedankenketten (negative Schemata) bestimmt, die in belasten<strong>de</strong>n<br />

Situationen aktiviert und verstärkt wer<strong>de</strong>n [681]. Diese „kognitiven Verzerrungen“ sind einseitig,<br />

übertrieben negativ, selektiv und willkürlich. Ausgelöst wer<strong>de</strong>n sie durch Verlusterlebnisse,<br />

traumatisieren<strong>de</strong> Ereignisse, Erfahrungen <strong>de</strong>r Nichtkontrollierbarkeit und an<strong>de</strong>re Belastungen im<br />

© 2009 116

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