19.12.2012 Aufrufe

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

H 2.3.3.2 Somatische Komorbidität<br />

Viele somatische Erkrankungen (wie z. B. Tumorerkrankungen, muskuloskelettale,<br />

endokrinologische, kardiovaskuläre und pulmonale Erkrankungen, metabolische Störungen, Allergien,<br />

Infektionserkrankungen, Hirnerkrankungen) können mit <strong>de</strong>pressiven Symptomen verbun<strong>de</strong>n sein.<br />

Beim Vorhan<strong>de</strong>nsein einer körperlichen Erkrankung müssen wenigstens zwei Fälle unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. [14]); weitere mögliche Assoziationen wer<strong>de</strong>n in Kapitel H 3.6 „Therapie bei Komorbidität“<br />

aufgezeigt:<br />

Fall 1: Die körperliche Erkrankung o<strong>de</strong>r ihre medikamentöse Behandlung ist die direkte<br />

Ursache <strong>de</strong>r unipolaren <strong>de</strong>pressiven Symptomatik (z. B. Hypo- o<strong>de</strong>r Hyperthyreodismus<br />

und an<strong>de</strong>re endokrine Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen wie Vaskulitis; Behandlung<br />

mit z. B. Turbekulostatika, Antihypertensiva, Steroidhormone, vgl. Tabelle 11). In diesem<br />

Fall ist sehr wahrscheinlich die Diagnose einer organischen <strong>de</strong>pressiven Störung (ICD-10:<br />

F06.32) zu stellen. Hier steht die Behandlung <strong>de</strong>r körperlichen Erkrankung bzw. die<br />

Modifikation <strong>de</strong>r Medikation im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>s Vorgehens. Die psychische Symptomatik<br />

wird eventuell zusätzlich behan<strong>de</strong>lt [14].<br />

Fall 2: Die körperliche Erkrankung ist nicht ursächlich für die affektive Störung, aber als<br />

psychologischer Faktor auslösend o<strong>de</strong>r aufrechterhaltend für die <strong>de</strong>pressive Symptomatik.<br />

In diesem Falle sollte bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Symptomatik insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch <strong>de</strong>r Aufbau adäquater Bewältigungsmechanismen im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Verbindung von somatischen Erkrankungen und <strong>de</strong>pressiven Symptomen können<br />

somatische Zusatzuntersuchungen notwendig wer<strong>de</strong>n, um organische Grun<strong>de</strong>rkrankungen zu<br />

erkennen o<strong>de</strong>r auszuschließen sowie eventuelle Kontraindikationen für eine Pharmakotherapie <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>pressiven Störung zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Deshalb ist vor Beginn einer Therapie eine sorgfältige<br />

internistische und neurologische Untersuchung sinnvoll. Auch Medikamentenwirkstoffe, die aktuell<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r abgesetzt wur<strong>de</strong>n, können eine <strong>de</strong>pressive Symptomatik verursachen o<strong>de</strong>r<br />

verstärken [232]. Daher ist vor einer Behandlung auch eine routinemäßige Erfassung <strong>de</strong>r<br />

verschriebenen und zusätzlich eingenommenen Medikamente notwendig.<br />

Vor Aufnahme einer ambulanten Psychotherapie durch Psychologische Psychotherapeuten ist ein<br />

ärztlicher Konsiliarbericht vorgeschrieben. Dieser soll gegebenenfalls Angaben zu <strong>de</strong>n aktuellen<br />

Beschwer<strong>de</strong>n, zum psychischen und somatischen Befund, relevante anamnestische Daten im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>n aktuellen Beschwer<strong>de</strong>n, medizinische Diagnosen, Differenzial- und<br />

Verdachtsdiagnosen, relevante Vor- und Parallelbehandlungen im ambulanten o<strong>de</strong>r stationären<br />

Setting (z. B. laufen<strong>de</strong> Medikation) und Befun<strong>de</strong>, die eine ärztliche o<strong>de</strong>r ärztlich veranlasste<br />

Begleitbehandlung erfor<strong>de</strong>rlich machen, enthalten.<br />

Empfehlung/Statement<br />

2-8<br />

Bei <strong>de</strong>pressiven Störungen sollten das Vorliegen von körperlichen Erkrankungen, die<br />

Einnahme von Medikamenten und Noxen, die mit <strong>de</strong>pressiven Symptomen<br />

einhergehen können, sowie Komorbiditäten sorgfältig geprüft wer<strong>de</strong>n. Bei Patienten,<br />

die fortan ausschließlich in psychotherapeutischer Behandlung sind, soll <strong>de</strong>r<br />

körperliche Status in je<strong>de</strong>m Fall zuverlässig abgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

2-9<br />

Nach <strong>de</strong>r Erhebung <strong>de</strong>r gegenwärtigen <strong>de</strong>pressiven Symptomatik sollte eine<br />

ausführliche Anamnese und Befun<strong>de</strong>rhebung weiterer psychischer und/o<strong>de</strong>r<br />

somatischer Erkrankungen erfolgen.<br />

2-10<br />

Bei entsprechen<strong>de</strong>n Hinweisen auf eine die Erkrankung komplizieren<strong>de</strong> somatische<br />

Komorbidität sollte eine Überweisung <strong>de</strong>s Patienten zum Facharzt und bei<br />

komplizieren<strong>de</strong>r psychischer Komorbidität zum Facharzt o<strong>de</strong>r Psychotherapeuten<br />

erfolgen.<br />

Empfehlungsgrad<br />

© 2009 71<br />

B<br />

B<br />

0

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!