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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Wirksamkeit. Dies <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r systematischen Analysen <strong>de</strong>r NICE-Leitlinie<br />

[19]. In einer an<strong>de</strong>ren großen Metaanalyse wur<strong>de</strong>n 102 Studien mit insgesamt 10 706 Patienten<br />

eingeschlossen, in <strong>de</strong>nen die anti<strong>de</strong>pressive Wirksamkeit von SSRI und TZA verglichen wur<strong>de</strong>. Auch<br />

hier ergab sich für die Gesamtgruppe kein Wirksamkeitsunterschied, jedoch zeigte sich, dass TZA<br />

bei <strong>de</strong>r Subgruppe <strong>de</strong>r stationär behan<strong>de</strong>lten schwer <strong>de</strong>pressiven Patienten signifikant<br />

wirksamer waren [466].<br />

Vergleichen<strong>de</strong> klinische Studien ergaben ebenfalls keine klinisch be<strong>de</strong>utsamen<br />

Wirksamkeitsunterschie<strong>de</strong> zwischen SSRI und TZA [369-371; 377; 381; 467-472]. Bei <strong>de</strong>r<br />

Einzelanalyse <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen trizyklischen Anti<strong>de</strong>pressiva erwies sich jedoch die Substanz<br />

Amitriptylin als signifikant effektiver als die Gruppe <strong>de</strong>r SSRI [466]. In vergleichen<strong>de</strong>n Studien<br />

zwischen <strong>de</strong>m MAO-Hemmer Moclobemid und SSRI o<strong>de</strong>r TZA konnten keine klinisch be<strong>de</strong>utsamen<br />

Wirksamkeitsunterschie<strong>de</strong> gesichert wer<strong>de</strong>n [406; 407; 409-412; 473] [381].<br />

Im Vergleich zu TZA und SSRI scheinen Venlafaxin [418; 421; 471; 474-485] und Mirtazapin [430;<br />

486-493] von weitgehend ähnlicher anti<strong>de</strong>pressiver Wirksamkeit zu sein [381; 412].<br />

Die geringe Überdosierungssicherheit von TZA im Vergleich zu SSRI und an<strong>de</strong>ren neueren<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva kann aber bei multimedizierten o<strong>de</strong>r hirnorganisch bzw. kardial vorgeschädigten<br />

Patienten zu lebensbedrohlichen Nebenwirkungen führen (z. B. Delir, Herzrhythmusstörungen). Für<br />

Venlafaxin wird ebenfalls über eine geringere Überdosierungssicherheit im Vergleich zu SSRI<br />

berichtet [19]. Einige TZA (z. B. Amitriptylin, Doxepin), aber auch einige neuere Anti<strong>de</strong>pressiva (z. B.<br />

Mirtazapin), haben sedieren<strong>de</strong> Eigenschaften, was <strong>de</strong>n Einsatz bei agitierten und schlafgestörten<br />

Patienten nahelegt. Ob bei Patienten mit agitierter <strong>Depression</strong> sedieren<strong>de</strong> Anti<strong>de</strong>pressiva und bei<br />

gehemmt <strong>de</strong>pressiven Patienten eher aktivieren<strong>de</strong> Anti<strong>de</strong>pressiva tatsächlich Vorteile aufweisen, ist<br />

jedoch nicht belegt, so dass dieses Auswahlkriterium nur in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r individuellen<br />

Situation <strong>de</strong>s Patienten inkl. seiner beruflichen Tätigkeit und seiner Präferenzen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />

kann [190].<br />

H 3.3.4 Therapiegrundsätze für die Akutbehandlung<br />

Pharmakotherapie ist generell am erfolgversprechendsten, wenn sie auf einer vertrauensvollen<br />

Beziehung zwischen Patient und Behandler aufbaut bzw. wenn diese als wesentliches<br />

Behandlungsmoment angestrebt wird. Vertrauen zum Behandler ist auch für die Mitarbeit <strong>de</strong>s<br />

Patienten von großer Be<strong>de</strong>utung; dies gilt insbeson<strong>de</strong>re auch für die erfolgreiche Kontrolle und<br />

Vermeidung etwaiger Medikamentennebenwirkungen. Pharmakotherapie ist von Beginn an<br />

eingebettet in ein entsprechen<strong>de</strong>s Gesprächsangebot.<br />

Prinzipiell kann je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>pressive Syndrom mit Anti<strong>de</strong>pressiva behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>s<br />

ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses sind Anti<strong>de</strong>pressiva jedoch nicht generell in <strong>de</strong>r<br />

Erstbehandlung bei leichten <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n sinnvoll [19], da eine anti<strong>de</strong>pressive Medikation<br />

einer Placebobedingung kaum überlegen ist [34; 343; 494]. Insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn ein Patient mit<br />

leichter <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong> eine aktive Behandlung ablehnt o<strong>de</strong>r nach Ansicht <strong>de</strong>s behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Arztes o<strong>de</strong>r Psychotherapeuten die Störung auch ohne Intervention abklingen wird, ist die so<br />

genannte aktiv-abwarten<strong>de</strong> Begleitung („watchful waiting“) eine Alternative. Jedoch sollte<br />

üblicherweise innerhalb <strong>de</strong>r nächsten bei<strong>de</strong>n Wochen eine erneute Überprüfung <strong>de</strong>r Symptomatik<br />

erfolgen ([19]; vgl. Kapitel H 3.1.1 „Aufklärung, allgemeine Behandlungsziele und Wahl <strong>de</strong>r<br />

Behandlungsalternative“).<br />

Beson<strong>de</strong>re Umstän<strong>de</strong>, die auch bei leichten <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Einsatz von Anti<strong>de</strong>pressiva<br />

nahelegen, sind z. B. das Fortbestehen von Symptomen nach an<strong>de</strong>ren Interventionen,<br />

vorausgegangene <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st mittlerer Schwere und <strong>de</strong>r ausdrückliche Wunsch<br />

<strong>de</strong>s Patienten [19].<br />

Empfehlung/Statement<br />

Empfehlungsgrad<br />

© 2009 97

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