Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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(26 %) wie die medikamentöse Erhaltungstherapie (31 %). Bei<strong>de</strong> Werte liegen <strong>de</strong>utlich niedriger als<br />
die zu erwarten<strong>de</strong> Rückfallrate von über 40 % in einem zweijährigen Intervall.<br />
Kühner et al. (1996) [708] untersuchten die Wirksamkeit eines KVT-Gruppenprogramms als<br />
Rückfallprophylaxe bei 44 unipolar <strong>de</strong>pressiven Patienten, die unter stationärer Therapie remittiert<br />
waren. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit üblicher Nachsorge (TAU hier als medikamentöse<br />
Behandlung nach individuellem Bedarf), die nach Alter, Geschlecht und Restsymptomatik parallelisiert<br />
war, hatten die KVT-Patienten über die Katamnese (sechs Monate) hinaus eine <strong>de</strong>utlich niedrigere<br />
Rückfallrate (KVT: 14 % vs. TAU: 43 %). Sechs- bis 18 Monate nach Abschluss <strong>de</strong>r Intervention lag<br />
die kumulierte Rückfallrate bei 30,0 % bzw. 44,9 % [811].<br />
In <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe um Fava überprüften Erhaltungstherapien bei teilremittierten Patienten<br />
wur<strong>de</strong>n die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungselemente zunächst parallel zu<br />
medikamentöser Therapie eingeführt; die Pharmakotherapie wur<strong>de</strong> dann jedoch sukzessive<br />
ausgeschlichen. Verglichen mit Clinical Management führte die Erhaltungstherapie (zehn Sitzungen in<br />
20 Wochen) bei Patienten mit Residualsymptomatik über die zwei- und die vierjährige Katamnese zu<br />
<strong>de</strong>utlicheren Symptomreduktionen und zu signifikant niedrigeren Rückfallraten (KVT 15 % vs. CM<br />
35 % bzw. KVT 35 % vs. CM 70 %; [812; 813]). Erst nach sechs Jahren fand eine gewisse<br />
Annäherung <strong>de</strong>r Rückfallraten statt (50 % vs. 75 %), doch hatten die KVT-Patienten in <strong>de</strong>r gesamten<br />
Katamnese weniger Rückfälle erlebt [814]. In weiteren Studien verglichen Fava et al. (1998b) [815]<br />
und Fava et al. (2004) [264] eine um Elemente zur Lebensstilmodifikation erweiterte KVT mit CM und<br />
Medikation nach Bedarf bei Patienten mit rezidivieren<strong>de</strong>r <strong>Depression</strong>. Die erweiterte KVT führte bei<br />
diesen Patienten zu einer signifikanten Reduktion <strong>de</strong>r Residualsymptomatik und <strong>de</strong>r Anzahl neuer<br />
Episo<strong>de</strong>n bis zu einer Katamnese von sechs Jahren (KVT 40 %, CM 90 % Rezidive).<br />
Teasdale et al. (2000) [816] untersuchten die Wirksamkeit einer Gruppentherapie, die die meditative<br />
Aufmerksamkeitslenkung mit KVT kombiniert (Mindfulness-Based Cognitive Therapy [MBCT]; [817]),<br />
im Hinblick auf die Rückfallverhin<strong>de</strong>rung bei rezidivieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong>n 145<br />
unter medikamentöser Therapie voll remittierte Patienten zufällig einer psychiatrisch üblichen<br />
Behandlung (TAU, im wesentlichen Medikation nach Bedarf) o<strong>de</strong>r TAU plus MBCT (acht<br />
Gruppensitzungen über acht Wochen und vier weitere Sitzungen) zugewiesen und anschließend über<br />
ein Jahr nachuntersucht. Für Patienten mit min<strong>de</strong>stens drei Episo<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Vorgeschichte reduzierte<br />
die MBCT-Intervention die Rückfallraten signifikant (37 % versus 66 %), nicht aber für Patienten mit<br />
nur zwei Episo<strong>de</strong>n. Eine Replikationsstudie (n = 73) bestätigte diese Befun<strong>de</strong> zur unterschiedlichen<br />
Wirksamkeit <strong>de</strong>r MBCT bei Patienten mit zwei gegenüber mehr als zwei Episo<strong>de</strong>n [818]. Die<br />
Ergebnisse legen somit nahe, dass diese Intervention nur einem bestimmten Teil <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven<br />
Patienten hilft (in <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Studien: Patienten mit anamnestisch häufigen Episo<strong>de</strong>n und<br />
frühem Krankheitsbeginn).<br />
Empfehlung/Statement<br />
3-47<br />
Zur Stabilisierung <strong>de</strong>s Therapieerfolgs sowie zur Senkung <strong>de</strong>s Rückfallrisikos soll im<br />
Anschluss an eine Akutbehandlung eine angemessene psychotherapeutische<br />
Nachbehandlung (Erhaltungstherapie) angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Empfehlungsgrad<br />
Aus <strong>de</strong>r CBASP-Studie liegen die ersten Ergebnisse zur Effektivität dieses Verfahrens als<br />
längerfristige Erhaltungstherapie bei chronischer <strong>Depression</strong> vor [819]. Damit ist diese Studie die<br />
erste, die längerfristige Effekte von Psychotherapie auf die Wie<strong>de</strong>rerkrankungsrate bei remittierten<br />
chronisch <strong>de</strong>pressiven Patienten untersuchte. 82 Patienten, die sich unter zwölfwöchiger<br />
Akutbehandlung mit CBASP klinisch <strong>de</strong>utlich verbessert hatten (50 % Symptomreduktion gegenüber<br />
Therapiebeginn und HRDS < 16) und die in einem anschließen<strong>de</strong>n Nachbehandlungzeitraum (16<br />
Wochen, CBASP in zweiwöchigem Abstand) gebessert blieben, wur<strong>de</strong>n randomisiert in monatliche<br />
CBASP-Sitzungen über 12 Monate o<strong>de</strong>r eine unspezifische Kontrollgruppe. In diesem einjährigen<br />
Zeitraum war die Wie<strong>de</strong>rerkrankungsrate in <strong>de</strong>r Kontrollgruppe drei- bis zehnmal höher als unter<br />
CBASP-Erhaltungstherapie (2,6 % vs. 20,9 % bzw. 10,7 % vs. 32 %, je nach Rückfall<strong>de</strong>finition). Auch<br />
verbesserten sich die <strong>de</strong>pressiven Symptomwerte <strong>de</strong>r mit CBASP behan<strong>de</strong>lten Patienten über die<br />
Zeit, während die <strong>de</strong>r Kontrollgruppe sich eher verschlechterten.<br />
© 2009 134<br />
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