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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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3-1<br />

Im Gespräch mit Patienten und Angehörigen soll eine verständliche Sprache<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Soweit Fachausdrücke verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, müssen diese erklärt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Aufklärungsgespräches, z. B. am Beginn einer anti<strong>de</strong>pressiven Pharmakotherapie,<br />

kann die Erklärung biologischer Aspekte von <strong>Depression</strong>en hilfreich sein. Eine solche Erläuterung<br />

entlastet Patienten unter Umstän<strong>de</strong>n von Schuldgefühlen und kann das Gefühl persönlichen<br />

Versagens relativieren. Auch die eingehen<strong>de</strong> Aufklärung über die Wirkweise und Nebenwirkungen<br />

<strong>de</strong>r Anti<strong>de</strong>pressiva („Botenstoffe im Gehirn“) sowie ihr fehlen<strong>de</strong>s Abhängigkeitspotential kann<br />

helfen, dass Vorbehalte und Befürchtungen <strong>de</strong>r betroffenen Patienten o<strong>de</strong>r ihrer Angehörigen über<br />

das suchterzeugen<strong>de</strong> und persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Potential von Anti<strong>de</strong>pressiva ausgeräumt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus sollten Patienten informiert wer<strong>de</strong>n, dass bei einer medikamentösen Behandlung mit<br />

einer Wirklatenz zu rechnen ist und Nebenwirkungen beson<strong>de</strong>rs am Anfang <strong>de</strong>r Behandlung<br />

auftreten können. Häufige Nebenwirkungen <strong>de</strong>r Medikamente sollten immer direkt und mit Hinweis auf<br />

ihre meist vorübergehen<strong>de</strong> Natur, sowie mit einer Gewichtung hinsichtlich <strong>de</strong>r erwarteten Wirkung<br />

beruhigend angesprochen wer<strong>de</strong>n. Des Weiteren sollte ein Aufklärungsgespräch thematisieren, mit<br />

welchen Zeitdauern bei <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n und ihrer Behandlung zu rechnen ist. Auch die<br />

Notwendigkeit <strong>de</strong>r Fortführung <strong>de</strong>r Anti<strong>de</strong>pressivatherapie für weitere sechs bis neun Monate nach<br />

<strong>de</strong>m Abklingen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Symptomatik soll angesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

Wenn eine Psychotherapie o<strong>de</strong>r eine an<strong>de</strong>re psychosoziale Maßnahme (z. B. Ergotherapie,<br />

Soziotherapie) indiziert ist, sollte erwogen wer<strong>de</strong>n, Patienten vorab im Gespräch auf die eigenen<br />

Ressourcen und Möglichkeiten <strong>de</strong>r Beeinflussung <strong>de</strong>s Therapieerfolgs, aber auch auf mögliche<br />

Auswirkungen einer Psychotherapie, wie z. B. Verän<strong>de</strong>rungen im sozialen Umfeld durch die neu<br />

erworbenen sozialen Fertigkeiten, hinzuweisen. Auch soll ein Hinweis erwogen wer<strong>de</strong>n, dass bis zum<br />

Ansprechen auf die Psychotherapie ein längerer Zeitraum vergehen kann. Weiterhin soll vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass eine Fortführung <strong>de</strong>r Psychotherapie auch nach <strong>de</strong>m Abklingen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven<br />

Episo<strong>de</strong> sinnvoll ist, um die in <strong>de</strong>r Therapie erarbeiteten Einsichten und Fertigkeiten zu festigen und<br />

stabilisieren. Zusätzlich kann zu <strong>de</strong>n vereinbarten Therapien auch <strong>de</strong>r Besuch einer Selbsthilfegruppe<br />

bzw. einer Angehörigengruppe hilfreich sein [267]. Die Einbeziehung von Angehörigen und die<br />

Zusammenarbeit mit Angehörigengruppierungen hat ebenfalls positive Effekte [267].<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-2<br />

Patienten und Angehörige sollen über Selbsthilfe- und Angehörigengruppen<br />

informiert und, wenn angebracht, zur Teilnahme ermuntert wer<strong>de</strong>n.<br />

© 2009 78<br />

grad<br />

A<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.1.3.2 Evi<strong>de</strong>nzbasierte Patienteninformation<br />

I<strong>de</strong>alerweise erfolgt die Patienten- und, soweit angebracht, die Angehörigenaufklärung nicht nur<br />

während <strong>de</strong>s ärztlich-therapeutischen Gesprächs, son<strong>de</strong>rn auch in schriftlicher Form. Entsprechen<strong>de</strong>,<br />

allgemein verständliche und gleichzeitig evi<strong>de</strong>nzbasierte Patienteninformationen liegen vor (z. B. in<br />

[211]: dort auch in Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Türkisch; vgl. auch [268]: dort<br />

auch in Russisch und Polnisch). Eine evi<strong>de</strong>nzbasierte Patienteninformationen ist die Voraussetzung<br />

dafür, dass sich Patienten auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s darin wi<strong>de</strong>rgespiegelten Wissens an <strong>de</strong>r<br />

therapeutischen Entscheidungsfindung während <strong>de</strong>s ärztlichen und/o<strong>de</strong>r psychotherapeutischen<br />

Gesprächs beteiligen können ([269]; vgl. Kapitel H 3.1.3.3 „Partizipative Entscheidungsfindung“).<br />

Wesentliche Inhalte <strong>de</strong>r Patienteninformation sind:<br />

� Aufklärung über das Krankheitsbild einer <strong>Depression</strong> einschließlich Merkmalen, an <strong>de</strong>nen<br />

Betroffene ihre Erkrankung erkennen können (bereits durch die Einordnung einer <strong>de</strong>pressiven<br />

Störung als schwere Erkrankung kann ein Patient <strong>de</strong>utliche Unterstützung und Entlastung<br />

erfahren);<br />

A

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