Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
H 3.2.1.3 Psychotherapeutische Versorgung durch Psychologische<br />
Psychotherapeuten<br />
Die ambulante psychotherapeutische Versorgung von Erwachsenen mit psychischen Störungen<br />
erfolgt zu einem beträchtlichen Anteil durch Psychologische Psychotherapeuten, die an <strong>de</strong>r<br />
kassenärztlichen Versorgung teilnehmen und von <strong>de</strong>n Patienten nicht nur über <strong>de</strong>n Hausarzt o<strong>de</strong>r<br />
eine Einrichtung <strong>de</strong>r stationären/teilstationären Versorgung, son<strong>de</strong>rn auch eigeninitiativ und als erste<br />
Anlaufstelle aufgesucht wer<strong>de</strong>n. Zum Tätigkeitsspektrum gehören auch die Differentialindikation und<br />
Durchführung <strong>de</strong>r Richtlinienpsychotherapie.<br />
Die Beantragung einer Richtlinienpsychotherapie seitens Psychologischer Psychotherapeuten<br />
erfor<strong>de</strong>rt einen ärztlichen Konsiliarbericht <strong>de</strong>r zu ggf. bestehen<strong>de</strong>n Kontraindikationen zu einer<br />
Psychotherapie o<strong>de</strong>r zu einer ggf. erfor<strong>de</strong>rlichen weiteren ärztlichen Behandlung Stellung nimmt.<br />
Die bestehen<strong>de</strong> Psychotherapeutendichte weist, wie bei <strong>de</strong>n Fachärzten, erhebliche regionale<br />
Schwankungen mit einem <strong>de</strong>utlichen West-Ost-Gefälle und einer hohen Psychotherapeutendichte in<br />
<strong>de</strong>n Ballungsgebieten auf. Bei <strong>de</strong>r psychotherapeutischen Behandlung solcher <strong>Depression</strong>en, bei<br />
<strong>de</strong>nen eine begleiten<strong>de</strong> psychopharmakologische Behandlung indiziert ist, kooperieren sie mit einem<br />
Facharzt (i. d. R. für Psychiatrie und Psychotherapie bzw. Nervenheilkun<strong>de</strong>) bzw. bei Patienten mit<br />
Komorbidität von <strong>Depression</strong>en und körperlichen Erkrankungen auch mit <strong>de</strong>m Hausarzt. In<br />
Deutschland sind ca. 12 280 Psychologische Psychotherapeuten nach <strong>de</strong>n Richtlinienverfahren<br />
Verhaltenstherapie (45 %), tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (36 %), tiefenpsychologisch<br />
fundierte und analytische Psychotherapie (10 %) und analytische Psychotherapie (9 %)<br />
nie<strong>de</strong>rgelassen (KBV-Statistik, Stichtag: 31.12.2007). Psychologische Psychotherapeuten bieten<br />
psychotherapeutische Behandlungen auch in psychotherapeutischen Ambulanzen, teilstationären,<br />
stationären und rehabilitativen Einrichtungen und Beratungsstellen an.<br />
Die Behandlungsmaßnahmen umfassen neben einer psychopathologischen und<br />
psychotherapeutischen Differenzialdiagnostik, <strong>de</strong>r Aufklärung über die Krankheit und ihre<br />
Behandlungsmöglichkeiten, <strong>de</strong>r Klärung <strong>de</strong>r Wünsche und Präferenzen <strong>de</strong>r Patienten, vor allem die<br />
Anwendung wissenschaftlich anerkannter Psychotherapieverfahren und -metho<strong>de</strong>n (gem.<br />
Psychotherapeutengesetz bzw. Richtlinienpsychotherapie).<br />
H 3.2.1.4 Leistungserbringer weiterer therapeutischer Maßnahmen<br />
Neben <strong>de</strong>n biologischen und psychotherapeutischen Verfahren sind psychosoziale Therapien die<br />
dritte Säule einer mo<strong>de</strong>rnen psychiatrischen Behandlung (vgl. [316]). Zentrales Ziel psychosozialer<br />
Therapien ist die weitgehen<strong>de</strong> Unabhängigkeit und Selbständigkeit in Alltag und Beruf. Im stationären<br />
und teilstationären Bereich sind Berufsgruppen, wie z. B. Ergotherapeuten, Sozialarbeiter usw.,<br />
integraler Bestandteil <strong>de</strong>s interdisziplinären Teams. Im ambulanten Bereich bestehen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r Finanzierung, die an unterschiedlichen Stellen (z. B. in <strong>de</strong>n Heilmittelrichtlinien)<br />
geregelt sind.<br />
Ergotherapeuten kommen für <strong>de</strong>pressive Patienten durch nicht genehmigungspflichtige<br />
Heilmittelverordnung seitens Haus- und Fachärzten zum Einsatz (Einzel- o<strong>de</strong>r Gruppentherapie).<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die „psychisch-funktionelle Behandlung“ dient <strong>de</strong>r gezielten Therapie<br />
krankheitsbedingter Störungen <strong>de</strong>r psychosozialen und sozioemotionalen Funktionen und <strong>de</strong>r daraus<br />
resultieren<strong>de</strong>n Fähigkeitsstörungen. Im Regelfall können bis zu 40 Einheiten verordnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu <strong>de</strong>n psychosozialen Therapieverfahren zählt auch die Soziotherapie (vgl. Kapitel H 3.5.6.2).<br />
Soziotherapie ist eine <strong>de</strong>finierte ambulante Versorgungsleistung für Patienten mit schweren<br />
psychischen Störungen, die sie in die Lage versetzen soll, an<strong>de</strong>re medizinische Behandlungen in<br />
Anspruch zu nehmen. Soziotherapie in diesem Zusammenhang umfasst Trainings- und<br />
Motivationsmetho<strong>de</strong>n sowie Koordinierungsmaßnahmen und wird von vertraglich zugelassenen<br />
Personen erbracht. Für eine Kostenübernahme dieser Leistung durch die Gesetzliche<br />
Krankenversicherung (GKV) sind eine fachärztliche Verordnung (Indikationsstellung nur durch<br />
Fachärzte für Psychiatrie bzw. Nervenheilkun<strong>de</strong>, initial Verordnung auch durch alle nie<strong>de</strong>rgelassenen<br />
Ärzte möglich) und eine Genehmigung durch die zuständige Krankenkasse erfor<strong>de</strong>rlich. Grundlage ist<br />
§ 37a SGB V. Soziotherapie ist seit <strong>de</strong>m 1. Januar 2000 aufgrund einer individuellen medizinischen<br />
Notwendigkeit, die aus Diagnose, Schweregrad und Dauer <strong>de</strong>r Erkrankung sowie <strong>de</strong>n<br />
krankheitstypischen Fähigkeitsstörungen besteht, verordnungsfähig. Voraussetzungen sind eine<br />
positive Prognose bzw. Therapiefähigkeit und die Erfor<strong>de</strong>rnis, dadurch Klinikaufenthalte zu vermei<strong>de</strong>n,<br />
© 2009 84