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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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H 3.5.1.3 EKT als Erhaltungstherapie<br />

Die Rückfallrate ohne Erhaltungstherapie nach EKT ist hoch: Zwischen 50 % und 95 % <strong>de</strong>r<br />

Patienten, die auf eine EKT hin remittiert sind, erlei<strong>de</strong>n innerhalb von sechs Monaten einen Rückfall.<br />

Prädiktoren für einen Rückfall beinhalten eine vor <strong>de</strong>r Behandlung mit EKT bestehen<strong>de</strong><br />

Therapieresistenz auf eine Pharmakotherapie und einen höheren Schweregrad <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> [21].<br />

Wegen <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Remissionsstabilität ist es sinnvoll, nach <strong>de</strong>r EKT eine Medikation mit<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva und/o<strong>de</strong>r Lithium einzuleiten. Es liegt eine randomisierte und doppelblin<strong>de</strong> Studie zur<br />

rezidivverhüten<strong>de</strong>n Pharmakotherapie im Erhaltungstherapiezeitraum nach Remission unter EKT vor<br />

[858]. Im sechsmonatigen Studienzeitraum kam es unter Placebo bei 84 % <strong>de</strong>r Patienten, unter<br />

Nortriptylin bei 60 % <strong>de</strong>r Patienten und unter einer Nortriptylin-Lithium-Kombination bei 39 % <strong>de</strong>r<br />

Patienten zu einem Rezidiv (jeweils signifikante Unterschie<strong>de</strong>). Pharmaka, die vorher angemessen<br />

verabreicht wur<strong>de</strong>n und nicht zur Response geführt haben, sind hingegen nicht für eine<br />

Erhaltungstherapie geeignet [21].<br />

EKT selbst kann auch als Erhaltungstherapie genutzt wer<strong>de</strong>n, mit Behandlungsintervallen zwischen<br />

einmal wöchentlich bis einmal im Monat [842; 847; 850]. Es besteht jedoch ein Mangel an<br />

kontrollierten Studien mit gut bestimmten Outcomes; die Evi<strong>de</strong>nzen beschränken sich weitgehend<br />

auf Fallserien und Fallberichte.<br />

EKT als Erhaltungstherapie beinhaltet ein weniger hohes Risiko für kognitive Nebenwirkungen,<br />

möglicherweise bedingt durch längere Intervalle zwischen <strong>de</strong>n Behandlungen [859]. Eine neuere<br />

randomisiert-kontrollierte Studie, die EKT, eine Pharmakotherapie und ein Placebo hinsichtlich<br />

ihrer Effektivität als sechsmonatige Erhaltungstherapie untersuchte, zeigte ähnliche Wirkungen von<br />

EKT und Anti<strong>de</strong>pressiva und eine <strong>de</strong>utliche Überlegenheit gegenüber Placebo (Rückfallrate innerhalb<br />

von sechs Monaten: bei EKT 37,1 %, bei Anti<strong>de</strong>pressiva 31,6 %; stabile Remission: bei EKT 46,1 %,<br />

bei Anti<strong>de</strong>pressiva 46,3 %) [860].<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-50<br />

EKT soll bei schweren, therapieresistenten <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n als<br />

Behandlungsalternative in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

3-51<br />

EKT kann auch zur Erhaltungstherapie eingesetzt wer<strong>de</strong>n bei Patienten, die<br />

� während einer Krankheitsepiso<strong>de</strong> auf EKT angesprochen haben;<br />

� nicht angesprochen haben auf eine an<strong>de</strong>re leitliniengerechte anti<strong>de</strong>pressive<br />

Therapie;<br />

� psychotische Merkmale aufweisen o<strong>de</strong>r<br />

� eine entsprechen<strong>de</strong> Präferenz haben.<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.5.2 Wachtherapie (Schlafentzugstherapie)<br />

Partieller Schlafentzug in <strong>de</strong>r zweiten Nachthälfte beziehungsweise vollständiger Schlafentzug<br />

ist die einzige anti<strong>de</strong>pressive Intervention mit ausgeprägten und sichtbar positiven Wirkungen noch<br />

am gleichen Tag. Angesichts ihrer relativ leichten Umsetzbarkeit in einem ambulanten o<strong>de</strong>r<br />

stationären Setting, Nichtinvasivität, Kosteneffizienz und raschen Wirkung kann die Wachtherapie als<br />

ein die anti<strong>de</strong>pressive Therapie ergänzen<strong>de</strong>s Element eingesetzt wer<strong>de</strong>n, beson<strong>de</strong>rs wenn eine<br />

rasche Response notwendig ist o<strong>de</strong>r bei Schlafentzug als Add-On-Therapie, die Effekte einer<br />

ungenügen<strong>de</strong>n medikamentösen Therapie augmentiert wer<strong>de</strong>n sollen [802; 861-863]. Wachtherapie<br />

kann auch bei nichtmedizierten Patienten verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n [517].<br />

Zahlreiche Studien belegen, dass eine völlige Schlaf<strong>de</strong>privation, bei <strong>de</strong>r Patienten für bis zu 40<br />

Stun<strong>de</strong>n wach gehalten wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>pressive Symptome vorübergehend bessern kann [864-866]. Bei<br />

ca. 60 % <strong>de</strong>r Patienten kommt es zu einer kurzfristigen Besserung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Symptomatik [865;<br />

866]. Beson<strong>de</strong>rs Patienten, die eine innerhalb eines Tages o<strong>de</strong>r von Tag zu Tag variieren<strong>de</strong><br />

Stimmung aufweisen, profitieren von dieser Behandlungsmetho<strong>de</strong> [866]. Der anti<strong>de</strong>pressive Effekt<br />

ist jedoch gewöhnlich nicht anhaltend, so dass die meisten Patienten sogar nach einer Nacht <strong>de</strong>s<br />

© 2009 140<br />

A<br />

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